
Jedes Medium hat seine Stärken. Wo die von Virtual Reality liegen, darin müssen sich Spieleentwickler noch einig werden. Noah Falstein ist der Chief Game Designer von Google und überzeugt, dass Emotionen die treibende Kraft von VR-Games sein werden. Er glaubt: Romantische Komödien können endlich ein erfolgreiches Videospiel-Genre werden.
Als Noah Falstein in den 90ern die Fans über seine Indiana-Jones-Spiele sprechen hörte, überraschte ihn ein Aspekt: Viele hatten das Gefühl, selbst zu Indy zu werden, obwohl sie ihn in den Point-and-Click-Adventures nur per Fadenkreuz durch die Pixellandschaft manövrierten. Fahlstein sah den Spieler bis zu diesem Punkt eher losgelöst vom Protagonisten auf dem Bildschirm, als eine Art Beobachter, dem eine interaktive Geschichte erzählt wird.
Ein Medium, bei dem Spieler und Spielfigur nun aber endgültig verschmelzen sollen, ist Virtual Reality (VR). In der Virtuellen Realität man selbst den Platz des Helden oder der Heldin ein, steuert ihn oder sie nicht nur stellvertretend über die Knöpfe des Controllers, sondern greift und schießt einfach mit den eigenen Händen. Die Folge: Das Erlebnis wird intensiver und die Emotionen angesichts des Erlebten stärker.
Eine wichtige Erkenntnis für Noah Falsteins aktuellen Job. Er ist Chief Game Designer bei Google und beschäftigt sich mit der Frage, wie die Zukunft der Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Spiele aussieht. Vor allem Googles neues Daydream-Headset bietet mit seinem Motion-Controller viele Möglichkeiten, die bisher Highend-VR-Brillen vorbehalten waren. Im Interview mit WIRED erzählt Falstein, warum Dating-Simulatoren und romantische Komödien wie gemacht sind für das Medium Virtuelle Realität.
WIRED: Worin liegt das größte Potenzial bei Augmented und Virtual Reality?
Noah Falstein: Augmented Reality (AR) ist auf lange Sicht ziemlich interessant für nahezu alles, was wir in unserem Leben tun: von Entertainment übers Training bis zu Shopping und Nachrichten. Schlussendlich könnte die Technologie so groß wie, wahrscheinlich größer als Smartphones werden. Ich sehe da eine Analogie zu den Feature Phones. Wenn du vor 20 Jahren gefragt hättest „Werden diese Geräte so nützlich wie ein Computer sein?“, dann hätte das absurd gewirkt – bis eben der Touchscreen kamen. Ich denke, es braucht noch eine neue Monitor-Technologie, bevor AR und VR universell einsatzfähig werden, aber wenn es soweit ist, dann sehe ich ein ähnlich großes Potential.

Noah Falstein ist der Chief Game Designer von Google
WIRED: Google bietet bislang nur VR für Smartphones an. Ist das die Form, die sich durchsetzen wird?
Falstein: Ich denke, das ist eine Zukunft, aber ich würde nicht sagen, dass es der einzige Weg ist. Diese Form von VR hat einen großen Vorteil, weil Menschen sich sowieso ein Smartphone kaufen, egal ob sie VR wollen oder nicht. Und wenn es mehr Daydream- und Tango-fähige Geräte gibt, dann werden automatisch mehr Menschen mit VR und AR in Berührung kommen. Die Mehrkosten sind gering im Vergleich zu Highend-Systemen. Wir sind mit der Qualität von Daydream zufrieden und der Controller gibt Nutzern die Möglichkeit, zu interagieren. Es ist mehr als ein Headset, das man sich an den Kopf hält. Daydream eröffnet ein neues Spektrum von VR. Wir haben unser eigenes Headset gebaut, damit es zu einem Vorzeigestück wird, das Dritthersteller sich zum Vorbild nehmen können.
WIRED: Hat VR etwas mit Träumen zu tun oder wie seid ihr auf den Namen Daydream (deutsch: Tagtraum) gekommen?
Falstein: Ein Tagtraum heißt, dass man wach ist, aber der Geist an einem anderen Ort weilt. Das ist eine gute Beschreibung von dem, was VR sein kann. Vor allem, wenn ich mich daran erinnere, wie ich zum ersten Mal ein modernes VR-Headset getragen habe. Es war beeindruckend, aber die stärkere Reaktion hatte ich, als ich es wieder abnahm. Ich hatte für einen kurzen Augenblick Superkräfte bekommen und plötzlich war ich zurück in meinem normalen Körper. Ich war schockiert über meine Enttäuschung, die virtuelle Welt verlassen zu müssen.