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Google Daydream View im Test

von Dominik Schönleben
Die Cardboard-Brille wird zum Stück Altpapier. Deshalb will Google jetzt mit Daydream View sein eigenes VR-Ökosystem rebooten. Der Durchbruch für Smartphone-VR könnte dabei ein neuer Motion-Controller werden.

Der Markt für Virtual-Reality-Hardware wird dichter und dichter. Seit Google Cardboard, Googles erster Brille aus Pappe, ist viel passiert. Der Markt hat sich in zwei Kategorien aufgeteilt. Die Headsets sind entweder sehr teuer und benötigen einen Highend-Computer oder sind günstig und werden mit einem Smartphone bestückt. In der ersteren Kategorie gibt es eigentlich nur drei relevante Geräte: Die Occulus Rift, die HTC Vive und die PlayStation VR. Bei den Budget-VR-Brillen gibt es hingegen weltweit zahlreiche Startups, die ihre eigene Alternative etablieren wollen.

Diesen kleinteiligen Markt mit zum Teil qualitativ recht unterschiedlichen Geräten will Google jetzt mit Daydream dominieren. Passend zum neuen Flagship-Telefon Pixel hat Google nicht nur eine neue VR-Brille veröffentlicht, sondern will auch das ganze Cardboard-Ökosystem hinter sich lassen und neue Regeln etablieren. Anstatt billiger Pappe sollen Nutzer jetzt träumen: Daydream heißt das neue Ökosystem von Google und kommt mit einem Controller, der Smartphone-VR in eine ganz neue Richtung führen könnte.

Auf den ersten Blick fällt sofort die Haptik der neuen VR-Brille von Google auf: Daydream View fühlt sich im Gegensatz zu vielen anderen Geräten nicht wie ein billiges Stück Plastik an, sondern ist weich, wenn nicht fast flauschig. Klar, dass sich das auch auf den Tragekomfort auswirkt. Abgesehen von der PlayStation VR gab es bisher keine VR-Brille, die so gut sitzt wie die Daydream View. Selbst mit darunter getragener Brille ist es äußerst angenehm, Googles Headset für längere Spiele-Sessions zu tragen – bevor Daydream View unangenehm wird, macht vorher der Akku schlapp.

Wichtig für ein gutes VR-Erlebnis mit dem Smartphone bleiben gute Linsen im Headset. Beim billigen Cardboard-Vorgänger und seinen Kopien war das immer wieder ein Problem. Bisher bot Zeiss mit der auf der IFA 2016 vorgestellten VR ONE Plus hier das beste Erlebnis, war quasi eine Art Highend-Brille für Smartphone-VR. Doch die Daydream View von Google bringt im Zusammenspiel mit dem Pixel ähnlich gute Ergebnisse. Selbst wenn der Kopf extrem schnell bewegt wird, stockt das Bild kaum. Ein weiterer Punkt, bei dem sich das exzellente Display des Google Smartphones bemerkbar macht. (Mehr zum Pixel in unseren Tests für iPhone und Android-Nutzer.)

Bisher ist das Pixel das einzige Smartphone, das Daydream Ready ist, also kompatibel mit Googles neuer VR-Brille. Geräte anderer Anbieter sollen jedoch folgen, Zeiss arbeitet nach eigenen Angaben etwa bereits daran für Daydream verifiziert zu werden. Alte Cardboard-Apps können über die Daydream View nicht mehr benutzt werden, doch dafür wird es sicher bald Apps geben, um diese Sperre zu umgehen (ähnlich wie bei der Gear VR von Samsung).

Die Daydream View von Google wird mit einem neuen Controller ausgeliefert, der ihr wichtigstes Feature darstellt. Wenn das Pixel in das Daydream View gelegt wird, startet sich nicht nur die gleichnamige App, sondern der Controller wird bei aktiviertem Bluetooth automatisch mit dem Telefon verbunden. In der VR-Umgebung können dann mit seiner Hilfe Objekte manipuliert werden.

Der Controller folgt dabei den eigenen Handbewegungen, wie man es von einem klassischen Motion-Controller gewöhnt ist. Auch wenn es immer wieder zu kleineren Aussetzern kommt, ist das ein äußerst erfrischendes Erlebnis für VR mit dem Smartphone. Bisher gab es zur Steuerung von Apps und Spielen höchstens Knöpfe an der Seite der Headsets – die meisten Spiele kamen sogar ganz ohne Buttons aus. So wurden jedoch die Möglichkeiten für Spiele- und App-Entwickler limitiert. Mit dem neuen Daydream Controller wird Smartphone-VR jetzt weitaus ähnlicher zu ihren großen Vorbildern, wird realer und leichter zu erfahren.

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Neben dem Motion-Tracking per Gyroskop und Geschwindigkeitssensor besitzt der Daydream Controller ein rundes Trackpad an seiner Spitze. Über dieses kann beispielsweise in der Foto-App gewischt werden, um von einem Bild zum nächsten zu wechseln. Ziemlich smart verbindet der Third-Person-Shooter Hunters Gate diese beiden Steuermöglichkeiten: Hier wird das Trackpad zum virtuellen Joystick, mit dem der Protagonist bewegt wird. Richtet der Spieler dann den Motion-Controller auf einen Gegner, schießt die Spielfigur auf ihn. So entsteht ein Hack-and-Slay-Spiel in VR. Das ist im ersten Moment zwar ungewohnt, aber ein Konzept an das man sich schnell gewöhnt.

Im Test wollten wir eigentlich gar nicht mehr aufhören zu spielen. Ein Erlebnis, das bisher eher selten bei Smartphone-VR-Spielen war. Es zeigt jedoch, wie wichtig Motion-Controller dafür sind, dass eine simulierte Welt noch realer wirkt. Was uns hingegen von längeren Sessions abhielt, war, dass das Pixel beim Spielen ziemlich schnell heiß läuft – nach 30 Minuten glühte das Telefon spürbar. Nach einer Stunde Dauerspielen rät dann das Smartphone: abschalten.

Bisher bleibt der größte Nachteil des Daydream View, dass Headset und Controller nur mit dem teuren Pixel Smartphone kompatibel sind. Das wird sich zwar voraussichtlich bald ändern, trotzdem sollten die eigenen Erwartungen hier nicht zu groß sein. Die Hürden von Google sind relativ hoch gesetzt, damit ein Smartphone für das neue Ökosystem zugelassen wird. Daydream Ready wird wohl Highend-Geräten mit sehr guten Bildschirmen vorbehalten bleiben.

Der Daydream Controller ist ein wichtiger Schritt für die Smartphone-VR, den andere Hersteller aufholen müssen. Denn ohne etwas Vergleichbares wirken andere Headsets plötzlich alt und unattraktiv. Die Daydream View wird vorerst so zu einem weiteren Grund, sich für das Google Pixel zu entscheiden.

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