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Nilz On Moviez / Nur Daniel Craig ist der wahre Bond!

von Nilz Bokelberg
Donnerstag ist Kinotag. Heute hat sich unser Experte Nilz Bokelberg den neuen Bond angesehen. Und „Spectre“ war so aufregend, dass er stellenweise vergaß zu atmen.

Es gibt ein paar ganz seltsame Konsensmeinungen, die eigentlich jeder Grundlage entbehren. Zum Beispiel, dass Cristiano Ronaldo ein Fußballer sei, der sofort heult und dem nur seine Frisur wichtig ist. Abgesehen davon, dass Fußballer ja wohl seit jeher Wert auf etwas legen, was sie für toll gestyltes Haar halten (Günter Netzer, anyone?), ist Ronaldo einer der krassesten Athleten im Ballsport und deshalb natürlich unverzichtlich. Weil er mal geweint hat, versucht man ihm das irgendwie abzusprechen — aber in Wirklichkeit ist das nur blanker Neid. Doch bei Menschen, die wirklich gar keine Ahnung von „Fußi“ haben, hat sich diese „Meinung“ längst etabliert. Wie beknackt.

Himmelherrgott, was hat es mich in den Sitz gepresst!

Bei James Bond ist es ähnlich: Möchte man den Hardlinern glauben (und viele tun das seltsamerweise), dann gab es eigentlich nur Sean Connery. Er war der tollste und echteste und beste Bond und überhaupt. Nie hatte wieder jemand so authentisches Brusthaar. Aber da möchte man gern ausrufen: Guys, get over it! Wir sind mit Daniel Craig mittlerweile beim sechsten Bond-Darsteller, und es geht: Die Rolle kann auch von jemand anderem gespielt werden. Bei anderen Agenten ist das schon schwieriger: „xXx“ geht nur mit Vin Diesel (und der dreht gerade einen neuen!). Doch Bond besteht mehr aus seinen Charaktereigenschaften, als aus einem festen Gesicht. Er ist eigentlich sowas wie der Doctor Who des Kinos.

Nun haben die Craig-Bonds ja noch mal eine ganz eigene Komponente, denn sie erzählen quasi die gesamte Bond-Werdung des britischen Geheimagenten noch einmal komplett von vorn. So war die Trilogie aus „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“ und „Skyfall“ so etwas wie das Auserzählen der Figur und ihres Geheimdienstes, die mit dem Ende von Judi Denchs „M“ den Grundstein dafür legte, dass die Serie nun an dem Punkt steht, an dem sie neu anfangen kann. Auch dass der Tüftler „Q“ so jung ist, soll ein Indiz dafür sein, dass man quasi wieder am Anfang der Reihe steht. Ich habe das alles erst bei „Skyfall“ gecheckt — und es war mind-blowing!

Gegenlichtaufnahmen, in denen der Schatten des Agenten durch einen Hubschrauber fliegt

Nun gut: Wenn es also so ist, dass mit Abschluss der Trilogie alles auf Null resettet wird und Bond von vorn anfängt, dann sollte es mit „Spectre“ ja jetzt so richtig losgehen, oder?

Himmelherrgott, was hat mich dieser Film in den Sitz gepresst! Ich war immer wieder kurz davor, aufzuspringen oder Szenenapplaus zu geben (was sich in Pressevorführungen wahrlich nicht gehört), weil ich so unheimlich aufgeregt war. Dieser Film ist ein Expresszug, der nicht gestoppt werden kann! Und ich muss ganz ehrlich sagen, die erste Frage, als ich aus dem Film kam, war die, ob ich mir den nochmal ansehen würde. Ich tendiere zu „eher nicht“, weil das alles einfach viel zu aufregend für mich war. Das klingt wahnsinnig bescheuert, aber mich hat das Geschehen auf der Leinwand so aufgesogen und mitgerissen, dass ich zeitweise wirklich vergessen habe, zu atmen. Das kann doch nicht gesund sein.

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Natürlich will ich nicht spoilern, so viele Dinge passieren in diesem Film. Bond trifft auf eine neue Superschurken-Organisation namens Spectre und zum ersten Mal auf den Bösewicht aller Bösewichte. Das personifizierte Übel. Satan in Menschengestalt. Wie dieser Kampf ausgeht, bleibt hier bewusst ungewiss. Nur so viel: Die Kämpfe sind sehr hart, die Notsituationen sehr brenzlig und die Frauen alle sehr schön. Alles wird auf die Spitze getrieben und darüber hinaus. Dieser Bond ist die reinste Bond-Essenz. Man hätte ihn an so vielen Stellen verdünnen können, aber er sollte einfach voll auf die Fresse hauen. Ein wirklich starkes Stück Action-Kino!

Ich habe jetzt schon Angst davor, dass Daniel Craig aufhört.

Lustigerweise gibt es, auch inhaltlich, ein paar gefühlte Parallelen zum letzten „Mission Impossible“. Aber wo Tom Cruises Ethan Hunt der amerikanische „Mir ist alles egal“-Agent ist, ist Daniel Craigs James Bond einer, der auf eine seltsame, vielleicht sehr europäische Art und Weise leidet. Außerdem schafft es der Film immer wieder, Motive, die jeder aus irgendwelchen Bond-Filmen kennt, aufzugreifen, und trotzdem nicht zur augenzwinkernden Insider-Revue zu verkommen. Das hat Regisseur Sam Mendes mit Bravour gemeistert.

Die eröffnende Action-Sequenz zum Beispiel (die einzige, von der man erzählen kann, ohne zu spoilern): Ein atemberaubender Kampf in einem Hubschrauber, vor der Kulisse des filmisch wunderschönen Festes der Toten in Mexiko. Nun sind Hubschrauber-Fights ja nun wirklich eines der ollsten Action-Film-Motive aller Zeiten. Mal schlägt einer, mal hängt einer halb raus, dann zieht er sich wieder rein, dann hängt der andere halb raus, und so weiter. Hat man alles schon tausend Mal gesehen.

Dieser Kampf aber, im neuen Bond, hat irgendwie eine andere, von mir noch nie gesehene Qualität. Besonders beeindruckend sind die Gegenlichtaufnahmen, in denen der Schatten des Agenten quer durch den offenen Hubschrauber fliegt. So habe ich das noch nie gesehen. Und da es mit dem Vergessen, Luft zu holen schon an. Und es sollte die nächsten 148 Minuten nicht besser werden.

Ich habe jetzt schon Angst davor, dass Daniel Craig aufhört. Klar, es wird wieder jemand gefunden und der wird auch einen super Job machen. Daran hab ich keinen Zweifel. Aber in 30 Jahren werd ich zu meinen Enkeln sagen: „Pah, Bond? Nur Daniel Craig ist der wahre Bond!“

Warum es gut ist, dass James Bond endlich in unserer bitteren Datenrealität ankommt, lest ihr hier. Und wie der Stunt-Koordinator von „Spectre“ bei den Dreharbeiten vorgegangen ist, verrät er im Interview. 

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