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Dieses Startup macht den Amazon-Drohnen Konkurrenz

von Dominik Schönleben
Das Paket von Amazon soll in wenigen Jahren mit der Drohne kommen. Derweil sammeln sich zahlreiche Konkurrenten, die dem Versandriesen die Lufthoheit streitig machen wollen. WIRED hat mit dem Gründer des Startups Skycart gesprochen. Für Lukas Wrede ist klar, wie Drohnenkuriere in Deutschland Realität werden können.

Nicht nur Amazon arbeitet an der 30-minütigen Express-Lieferung per Drohne. Auch der deutsche Startup-Mitgründer Lukas Wrede fliegt mit seinen Hexakoptern seit Mitte 2015 erste Tests in San Francisco. Bald sollen seine Drohnen für die Schweizer Post zum Einsatz kommen. Sie will mit deren Hilfe Pakete an die entlegensten Orte der Alpen liefern. In zwei bis drei Jahren sei dann auch der Mainstream soweit, sagt Wrede. Dann würden 24-Stunden-Lieferungen zur Vergangenheit angehören – und Kunden erwarten ihre Pakete in unter zwei Stunden. 

Was noch fehlt, damit diese Vision wahr werden kann? Noch immer gibt es keine klaren Regeln für kommerzielle und private Drohnen-Piloten. Wer den Himmel wie für sich beanspruchen wird, bleibt bisher offen.

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WIRED hat mit Skycart-Mitgründer Lukas Wrede darüber gesprochen, was in Deutschland passieren muss, damit bald nicht mehr der DHL-Kurier die Pakete bringt, sondern die autonome Drohne.

WIRED: In Deutschland denken Politiker gerade laut über einen Führerschein für Hobby-Piloten von Drohnen nach. Ist das notwendig?
Lukas Wrede: Ja, weil die Hobby-Piloten meistens für die kritischen Situationen verantwortlich sind. Die Auflagen für den kommerziellen Betrieb von Drohnen sind viel höher, während sich jeder Hobbyflieger einfach eine Drohne kaufen und losfliegen kann – viele dieser Leute sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst.

WIRED: Aber kann da wirklich ein Führerschein helfen?
Wrede: Absolut. Die Zahl an Drohnen wird exorbitant steigen. Und bis die Technologie selbst für Sicherheit sorgen kann, braucht es noch Zeit. Daher sind Piloten von manuell fliegenden Drohnen in der Verantwortung, besonders vorsichtig zu sein. 

WIRED: Könnten eure Drohnen nicht auch mit denen anderer Hersteller kollidieren?
Wrede: Auch unsere Drohnen müssen in Zukunft ein Kollisionsschutzsystem an Board haben. Und damit das auch bei verschiedenen Herstellern funktioniert, muss man sich auf einen Standard einigen. In den USA hat die Federal Aviation Administration bereits die NASA damit beauftragt, daran zu arbeiten. Dieses Programm umfasst Firmen wie Amazon, Google und natürlich auch Skycart. Wir gehen davon aus, dass sich der dabei entwickelte Standard weltweit durchsetzen wird.

WIRED: Verkehrsminister Dobrindt will das maximale Fluglevel von privaten Drohnen auf 100 Meter festlegen. Klingt das nach einem guten Plan?
Wrede: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, bestimmte Korridore für verschiedene Fluggeräte einzurichten. Von der Hobbydrohne über die kommerzielle Drohne bis zum Helikopter oder Flugzeug. Wenn man sich darauf einigt, dass im untersten Korridor private Drohnen fliegen dürfen und sich darüber die Flugstraßen für kommerzielle Drohnen befinden, dann kommt man sich nicht mehr in die Quere. 

WIRED: Amazon macht erste Drohnen-Tests in Großbritannien und will bald in 30 Minuten ausliefern. Deren Programm ist eine ernstzunehmende Konkurrenz für euch, oder?
Wrede: Amazon entwickelt Drohnen für den eigenen Bedarf. Wir entwickeln Drohnen für den gesamten Wettbewerb, damit die ihre Pakete ausliefern können. Es ist jedoch gut, einen so großen Player im Markt zu haben, der ein gewisses Gewicht hat gegenüber Politik und Gesellschaft. Erst so wird das Thema salonfähig.

WIRED: Bald surren also überall Lieferdrohnen, wird der Lärm da nicht irgendwann zum Problem?
Wrede: Nein, unsere Drohne ist im Vergleich zu einem Transporter oder Sprinter deutlich leiser. Wenn die Drohne erst einmal vier oder fünf Meter über dem Boden fliegt, nimmt der Geräuschepegel rapide ab. Und unsere Drohnen fliegen normalerweise in einer Mindesthöhe von 60 bis 80 Meter, wo man sie kaum wahrnehmen kann. Es bleibt nur noch ein leises Summen wie bei einer Biene – nicht zu vergleichen mit einem vorbeifahrenden Auto.

WIRED: Warum lohnt sich der Einsatz von Drohnen als Paketboten?
Wrede: Meistens geht es um die kurzfristige Lieferung eines einzelnen Produkts an einen Kunden. Wenn man da einen Fahrer hinschicken würde, wäre das extrem teuer. Außerdem ist die Drohne sehr flexibel, sie kann 24 Stunden am Tag fliegen. Anders als ein Fahrer streikt sie auch nicht, geht auch nicht in Urlaub oder möchte eine Gehaltserhöhung. Dazu kommt die Effizienz: Wir können über Staus oder Wohngebiete hinwegfliegen und sind deshalb fünf bis sechs mal schneller als ein normaler Transporter.

WIRED: DHL-Fahrer werden also demnächst überflüssig sein?
Wrede: Wir werden den DHL-Fahrer nicht ersetzen. Erst in einigen Jahren werden wir die technischen Möglichkeiten haben, Pakete auch sicher in Wohngegenden oder Stadtzentren zu liefern. Derzeit setzten wir unsere Drohne für Einzellieferungen an weit entfernte Orte ein.

WIRED: Was muss sich noch verändern, damit Drohnen in die Städte kommen?
Wrede: Man müsste die Möglichkeit schaffen, dass Drohnen ihre Pakete irgendwo abliefern können. In der Innenstadt sind die Häuser sehr hoch, die Bürgersteige schmal und wo Menschen sind, ist es überfüllt. Aber wir arbeiten an Konzepten, wie man Pakete trotzdem in die Innenstadt liefern kann.

WIRED: Sie meinen Paketstationen für Drohnen.
Wrede: Es geht dabei um Instant-Delivery. Wenn etwas aus einer Filiale innerhalb von 30 Minuten an eine Paketstation geliefert werden kann, könnte der Kunde seinen Einkauf innerhalb von einer Stunde abholen. Das ist eine erhebliche Verbesserung zum bisherigen 24-Stunden-Express-Service.

WIRED: Ist das günstiger als regulärer Versand? Oder wird die Instant-Lieferung per Drohne ein Premium-Service sein?
Wrede: Unsere Lieferkosten sind deutlich unter denen per Transporter, das ist jetzt schon klar. Der größte Kostenfaktor ist eben nun mal der Fahrer. Unser Ziel ist es, bei einer 30-Minuten-Lieferung auf das gleiche Preisniveau zu kommen wie bei einer regulären Zweitageslieferung. 

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