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Stammt das Wasser auf der Erde von Kometen? — Forscher beantworten die zentrale Frage der Rosetta Mission

von Dominik Schönleben
Eine der gängigen Theorien zur Entstehung des Lebens wurde von Forschern der ESA (European Space Agency) nun in Frage gestellt. Sie hatten angenommen, dass Kometen die Bausteine des Lebens und das Wasser vor fast 4,6 Milliarden Jahren auf die Erde gebracht haben.

Um ihre Theorie zu belegen, schickten die Forscher vor über zehn Jahren die Rosetta Sonde ins All. Deren Landeeinheit Philae gelang trotz einiger Schwierigkeiten der erste Touch-Down auf einem Kometen — 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Von dort funkte der Lander die ersten Ergebnisse von zehn Experimenten nach Hause. Darunter auch jene Ergebnisse, mit denen die Forscher zu dem Schluss kamen, dass ihre bisherige Theorie zu hinterfragen sei. (Mehr zur Geschichte der Rosetta Mission in der WIRED Germany Mulitmedia-Story.)

Die bisher vorherrschende Theorie zur Entstehung der Erde besagt, dass die Erde vor knapp 4,6 Milliarden Jahren so heiß gewesen sein muss, dass all ihr Wasser verdampft ist. Erst als die Erde danach wieder abgekühlt ist, hätten Kometeneinschläge das Wasser und mit ihm vielleicht auch komplexe Kohlenstoffverbindungen — also die Bausteine des Lebens — auf die Erde gebracht. Dabei geht es um gewaltige Wassermengen, denn heute sind zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt. Die verantwortlichen Kometen sollen laut der gängigen Theorie vor allem aus der Gegend des Jupitergürtels stammen. Von dort soll auch 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, das Ziel der Rosetta Mission, kommen.

Die erste zur Rosetta Mission veröffentlichte Studie von Kathrin Altwegg, Principal Investigator von ROSINA, beschäftigt sich genau mit diesem Problem. Ihre Auswertung der Daten des Massenspektrometers ROSINA zeigen, dass das Wasser des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko einen dreifach höheren Deuterium-Gehalt im Verhältnis zu Wasserstoff besitzt als das Wasser auf der Erde. Nur wenn die Messwerte zwischen dem Wasser auf dem Kometen und der Erde gleich sind, kommt der Komet als Wasserlieferant in Frage.

Diese Beobachtungen heizen die Debatte über den Ursprung des Wassers wieder an

Matt Taylor, Mission Scientist

Bisher schreibt Altwegg, sei dasselbe Verhältnis von Deuterium und Wasserstoff wie auf der Erde nur beim Kometen Hartley 2 festgestellt worden. Demnach würden die Ergebnisse ausschließen, dass Kometen aus der Jupiter-Familie — zu denen auch 67P gehört — ausschließlich Wasser beinhalten, wie es auf der Erde vorzufinden ist.

„Wir haben mit Überraschungen gerechnet, und diese herausragenden Beobachtungen heizen die Debatte über den Ursprung des Wassers wieder an“, kommentierte Matt Taylor, Project Scientist der Rosetta Mission, die Ergebnisse. Laut Altwegg könnten jetzt Asteroiden wieder verstärkt als Wasserlieferant in Erwägung gezogen werden. Asteroiden galten im Gegensatz zu Kometen bisher weitgehend als leblose Gesteinsbrocken. Doch vielleicht spielten sie eigentlich eine weitaus wichtigere Rolle bei der Entstehung des Lebens auf der Erde.

Wie also das Wasser nach der heißen Periode vor 4,6 Milliarden Jahren zurück auf die Erde kam, ist derzeit unklar. Bereits in der WIRED Germany Multimedia-Story kündigte Matt Taylor an, dass Rosetta mehr Fragen als Antworten liefern würde. Dieses Versprechen bewahrheitete sich wohl schneller, als die Forscher geahnt hatten.

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