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Exklusiv: Ein Gespräch mit Tesla-Chefdesigner von Holzhausen über das Model 3

von Lars Gaede
Das neue Model 3 von Tesla soll kein Sportwagen für die High-Society werden, sondern ein E-Volksmobil für die Mittelschicht. Wir haben mit dem Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen über seine Vision gesprochen und darüber, warum das Model 3 „nicht supercrazy“ aussieht.

Update, 09.02.2017: In Los Angeles zeigten Tesla-Gründer Elon Musk und Chefdesigner Franz von Holzhausen vor knapp einem Jahr den E-Wagen für den Massenmarkt. Innerhalb kurzer Zeit hatten Hunderttausende das Model 3 vorbestellt, wissend, dass es erst Ende 2017 produziert werden könne. Nun zieht Musk die Produktion wohl vor. Laut Insidern soll es ab Ende Februar 2017 losgehen

Als das Auto noch verhüllt im Studio stand, war WIRED-Mitarbeiter Lars Gaede zu Besuch. Sein Gespräch mit von Holzhausen eröffnet einen Blick in die Denkweise von Tesla. Hier:

Es soll das Auto der Zukunft sein, das mit ziemlicher Spannung erwartete Model 3. Mit dem will der bislang noch eher kleine, amerikanische Elektrowagenbauer Tesla in die preiswerte Mittelklasse einsteigen. Der E-Underdog will den großen Herstellern zeigen, dass Autos, die mit Strom statt Benzin fahren, auch der breiten Masse gefallen könnten. 35.000 Dollar soll das Model 3 kosten und Ende 2017 soll mit der Auslieferung begonnen werden.

Beim Besuch von WIRED im Tesla-Designstudio im Januar 2016 blieb das Model 3 unter einer dunklen Decke versteckt. Erst im März wurde das Model 3 öffentlich präsentiert. So war das WIRED-Gespräch mit Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen eine Art Experiment: Wie soll man über etwas reden, das eigentlich schon dort steht, mitten in der Halle, aber noch unter dunklem Stoff verhüllt ist? Spoiler: Das geht.

WIRED: Was ist eigentlich gutes Design?
Franz von Holzhausen: Gut ist Design dann, wenn es Probleme löst und das Leben von Menschen besser macht. Jedes Mal, wenn sie ein gutes Produkt benutzen, sollten sie eine angenehmere Erfahrung damit machen, als mit einem schlecht gestalteten.

Wir wollen keine Autos bauen, die für eine Weile supercrazy aussehen, dann aber peinlich werden.

WIRED: Ob das neue Model 3 von Tesla in diesem Sinne gut gestaltet ist, können wir ja leider nicht beurteilen. Was sich an seiner Form unter der Verhüllung jedoch erahnen lässt: Es sieht offenbar wie ein normaler PKW aus. Warum ist Tesla nicht so mutig wie der neue Konkurrent Faraday Future, der auf der CES in Las Vegas ein ziemlich durchgeknalltes Elektro-Batmobil vorgestellt hat?
Von Holzhausen: Manche Leute denken, weil der Antrieb eines Autos anders ist, muss alles anders sein. Das Gegenteil ist der Fall: Wir bei Tesla wollen eine Marke schaffen, die über Jahrzehnte wächst und besteht. Mit Sci-Fi-Design erreicht man vielleicht die Early Adopters. Wir wollen aber keine Autos bauen, die für eine Weile supercrazy aussehen, ihren Besitzern dann aber nach ein paar Monaten auf den Keks gehen oder peinlich werden. Wenn man den weltweiten Wandel hin zum Elektroauto befördern möchte wie wir, dann schafft man das nur, wenn man die Masse der Menschen dazu bringt, diese Autos zu mögen. Und nicht, indem man die Leute verstört oder gar abschreckt. Dafür ist es auch wichtig, ein Auto zu erschaffen, dessen Gestalt sich langfristig behaupten kann und das zeitlos wirkt. Der Wagen fühlt sich bestenfalls relevant an, ohne dass man sagen kann, wann er begann, relevant zu werden.

WIRED: Das Model 3 soll also für möglichst viele relevant wirken? Bislang hat Tesla ziemlich teure Autos gebaut, die sich ziemlich wenige Menschen leisten konnten.
Von Holzhausen: Mit dem Model 3 wollen wir weiter wachsen als Marke. Sehen Sie, vor sechs Jahren, als wir unser Model S vorgestellt haben, waren Elektroautos noch neu und exotisch. Da hat noch kaum jemand an diese Antriebsart geglaubt. Wir aber hatten Vertrauen in sie. Wenn wir uns nun mit dem Model 3 erstmals in ein für uns neues, niedrigeres Preissegment begeben, wenden wir uns an andere Menschen, für die Elektroantriebe heute noch neu und exotisch sind. Unterdessen haben sich aber die Spielregeln geändert, auch andere Marken drängen mittlerweile in unseren Markt. Sie schauen auf Tesla und unseren Erfolg. Das ist großartig. Je schneller wir in einer Welt leben, in der es ausschließlich elektrisch angetriebene Autos gibt, desto besser.

WIRED: Mit Chevrolet hat eine große US-Traditionsmarke ein ebenfalls günstiges Elektroauto angekündigt – der Bolt soll schon in diesem Jahr herauskommen, viel früher als Ihr Model 3, und er soll noch mal 5000 Dollar preiswerter sein, als Ihr Wagen. Fürchten Sie die Konkurrenz?
Von Holzhausen: Wir betrachten es als Auftrag von Tesla, dass irgendwann alle Menschen Elektroautos fahren werden. Und das können wir nicht alleine schaffen. Wir finden es gut, wenn andere Firmen dazu stoßen und somit mehr Elektroautos auf die Straße kommen. Natürlich bedeutet das für uns Konkurrenz. Es bedeutet aber auch, dass mehr Menschen als früher sich vorstellen können, ein Auto mit Elektroantrieb zu fahren. Sollte der Bolt also ein Flop werden, wäre das auch für uns nicht gut. Denn solch ein Misserfolg fiele auf das ganze Segment der Elektroautos zurück.

Wir müssen Regierungen davon überzeugen, dass KI die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht.

WIRED: War es immer schon ein Plan von Tesla, mal ein E-Volksmobil zu bauen?
Von Holzhausen: Wir wussten anfangs nur, dass wir bei Tesla mit einer Limousine beginnen würden, um die herum wir eine Linie verschiedener Elektroautos entwickeln würden. Bis hin zu dem Punkt, wo deren Herstellung so günstig würde, dass der Preis die Autos massentauglich machen würde. Und vor dem stehen wir nun.

WIRED: Was sind die großen Herausforderungen der Zukunft was Verkehr und Mobilität angeht?
Von Holzhausen: Eine wichtige wird darin bestehen, Regierungen und staatliche Institutionen davon zu überzeugen, dass Künstliche Intelligenz die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht. Dass KI also Autos besser steuert als der Mensch. Damit die autonome Mobilität beginnen kann, müssen Länder den weitgehenden Einsatz von KI in Autos überhaupt erst mal zulassen.

WIRED: Muss nicht der Mensch vor den autonomen Autos geschützt werden – oder ist es tatsächlich umgekehrt?
Von Holzhausen: Eher letzteres ist der Fall, die autonomen Fahrzeuge müssen im Zweifel vor den menschgeführten geschützt werden. Selbstfahrende Autos kommen untereinander klar, aber sie können nicht immer vorausahnen, wie Menschen im Straßenverkehr handeln werden. Die Phase des Übergangs, bis nur noch autonome Fahrzeuge unterwegs sein werden, wird eine weitere große Herausforderung der Zukunft. Das wird die Art, wie wir uns fortbewegen, radikal verändern. Und wenn das Auto zukünftig den Menschen fährt und nicht umgekehrt, werden schließlich auch wir Designer noch einmal grundsätzlich darüber nachdenken müssen, wie so ein Gefährt eigentlich aussehen soll.

WIRED: Und?
Von Holzhausen: Ich glaube, dass ein grundsätzlich neuer Typ von Fahrzeug entstehen wird. Es gibt aber Einschränkungen, die mit dem Menschen zusammenhängen, der sich eben nicht grundsätzlich verändern wird. Der Mensch kommt mit Bewegungen jeglicher Art nicht gut zurecht, und das bedeutet zum Beispiel: Er wird auch in Zukunft sehen wollen, wohin er fährt oder gefahren wird.

Die ganze Reportage über den Besuch im Tesla-Designstudio lest ihr hier

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