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Ein Hacker hat den kleinsten Game Boy der Welt gebaut

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
1989 traf Nintendo mit dem Game Boy den Nerv der Spieler. Ein Hacker hat das Kult-Gadget jetzt nachgebaut – in der Größe eines Schlüsselanhängers.

Mit das beeindruckendste an moderner Computertechnologie ist ihre stetig schrumpfende Größe. Rechenpower, die vor einigen Jahrzehnten noch ganze Gebäude gefüllt hätte, passt heute in das Gehäuse eines Smartphones. Als Nintendo vor knapp 30 Jahren mit dem Game Boy das erste tragbare Videospielsystem mit wechselbaren Steckmodulen veröffentlichte, war das kompakte Gerät für viele bereits ein Wunderwerk der Technik.

Einem Hacker aus den Niederlanden war die Hosentaschen-Konsole aber immer noch zu groß. Laut Hackaday träumte Jeroen „Sprite_tm“ Domburg seit langer Zeit von einer Miniatur-Version des Handhelds. Nach Jahren des Tüftelns ist ihm nun die Umsetzung gelungen. Auf der Hackaday SuperConference in Pasadena, Kalifornien stellte er seinen voll funktionsfähigen Game Boy in der Größe einer Fingerkuppe vor. Das Gerät findet an jedem Schlüsselbund Platz – und gilt als kleinster Game Boy der Welt.

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In seiner Mini-Konsole verbaute Domburg anstelle des originalen Graustufen-Bildschirms mit 160 x 144 Pixeln ein farbiges OLED-Display mit einer Auflösung von 96 x 64. Dieses verlötete er auf einer selbstgebastelten Leiterplatte mit einem ESP32-Mikrocontroller. Der wird von einem mit 240 Megahertz getakteten Zweikernprozessor mit 512 Kilobyte RAM angetrieben, hat WLAN und Bluetooth an Bord – und ist deutlich rechenstärker als das Original. Der Ur-Game-Boy griff auf einen 4,19 MHz schnellen Einkernprozessor mit gerade einmal acht Kilobyte Arbeitsspeicher zurück.

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Für den Sound sorgt ein Lautsprecher mit einem Durchmesser von weniger als einem Zentimeter. Platz findet die Technik in einem Gehäuse, das Domburg mit einem 3D-Drucker hergestellt hat und das der Form des Originals nachempfunden wurde. Einen Platz für Steckmodule bietet der Mini-Game-Boy nicht, stattdessen laufen die Spiele über den Emulator GNUboy und sind auf dem internen Speicher abgelegt. Der fällt allerdings so klein aus, dass immer nur eine Auswahl an Spielen darauf gesichert werden kann.

Um trotzdem immer Zugriff auf das komplette Portfolio des Game Boys zu haben, lassen sich Spiele per Smartphone auf das Gerät laden. Dazu verwandelt sich der Handheld kurzerhand in einen Access Point mit Webserver. Per WLAN lassen sich dann von jedem Smartphone oder PC neue Spiele auf den Miniatur-Handheld schieben. Wie viel Rechenkraft tatsächlich in der kleinen Maschine steckt, demonstrierte der Hacker anhand des Ego-Shooters Doom. Der wird zwar mit einer sehr niedrigen Bildrate wiedergegeben, läuft aber ansonsten reibungslos auf dem Game-Boy-Nachbau.

Dank der drahtlosen Netzwerk-Anbindung des Handhelds gelang es Domburg sogar, den aktuellen Rollenspiel-Hit The Witcher 3: Wild Hunt auf dem Gerät zu spielen – allerdings nur via Stream: Das Spiel wurde auf einem PC gestartet und per Funkverbindung auf dem Game Boy wiedergegeben.

Nicht der einzige Miniatur-Nachbau einer Retro-Konsole: Nachdem Nintendo unter der Bezeichnung Classic Mini gerade erst selbst eine eingedampfte Variante des Nintendo Entertainment Systems (NES) veröffentlichte, machen sich Bastler und Hacker verstärkt an die Umsetzung von Spielkonsolen im Kleinformat. Ein Tüftler mit dem Pseudonym Daftmike stahl Nintendos Classic Mini mit einem eigenen Miniatur-NES die Show und verpasste seiner Version sogar einen Steckplatz für Spielmodule – die er ebenfalls in geschrumpfter Fassung nachbaute.

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Ein anderer Bastler zog kurze Zeit später nach und stellte das Micro SNES vor – eine handflächengroße Version des NES-Nachfolgers. Dazu fertigte er ein handbemaltes Gehäuse aus Ton an und versenkte darin einen Raspberry-Pi-Minicomputer mit Emulator-Software.

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Nintendos Game Boy war indes schon häufiger Grundlage spannender Bastelprojekte. Im vergangenen Jahr präsentierte der Student Ilhan Ünal beispielsweise das Gegenstück zur nun vorgestellten Mini-Version und baute eine Variante in der Größe eines Oberkörpers. Ein anderer Fan stattete hingegen das Originalgehäuse des Game Boy mit einem Raspberry Pi und einem Farbdisplay aus, brachte darauf Hunderte alter Spiele zum Laufen und taufte das Projekt Game Boy Zero.

Angesichts des Erfolgs, den Nintendo aktuell mit dem Classic Mini feiert, dürfte das Ende der Fahnenstange in Sachen kleiner Retro-Konsolen noch längst nicht erreicht sein. Jeroen Domburg jedenfalls will in Kürze eine Bauanleitung für den Game Boy auf seiner Website veröffentlichen.

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