Der US-Milliardär Elon Musk kämpft derzeit darum, den E-Auto- und Batteriehersteller Tesla von der Börse zunehmen. Gleichzeitig plant nun einer der profiliertesten Tesla-Konkurrenten aus China den Börsengang. Nämlich das gerade einmal vier Jahre junge und mit Milliarden an Investorengeldern ausgestattete E-Auto-Start-up NIO. Das hat am gestrigen Montag entsprechende Antragsunterlagen für einen 1,8 Milliarden US-Dollar schweren Börsengang an der New York Stock Exchange eingereicht.
Gegründet worden war der Fahrzeugbauer NIO vom chineischen Unternehmer William Li, der an über 40 Start-ups in seinem Heimatland beteiligt gewesen war, darunter die Marketing- und Werbeagentur Bitauto. In nur 18 Monaten hatte NIO mit dem Supersportwagen EP9 sein erstes Elektrofahrzeug entwickelt. Der 1.360 PS starke Wagen hält mittlerweile zahlreiche Rekorde – unter anderem auf der Nordschleife des Nürburgring. Insgesamt soll es 16 Exemplare des NIO EP9 für rund 1,6 Millionen US-Dollar pro Stück geben – sechs davon sind für Investoren reserviert.
Die Produktion läuft schon
Mittlerweile hat NIO über 4.000 Angestellte in Niederlassungen auf der ganzen Welt. Unter anderem beschäftigt das Start-up mehrere Designer und Ingenieure in einem Entwicklungsstudio in München – darunter auch den ehemalige BMW-Designer Kris Tomasson. Das hat auch den NIO ES8 gestaltet, ein imposantes Elektro-SUV, das seit Juni 2018 für chinesischen Markt in Serie vom Band rollt – und später auch für einen Preis von etwa 57.000 Euro nach Europa und Nordamerika kommen soll.
Vergangenes Jahr wurde zudem der NIO EVE angekündigt, die Konzeptstudie für ein autonomes E-Auto, das bis zu 1.000 Kilometer an Reichweite habe und 2020 auf den Markt kommen würde. In den nächsten fünf Jahren sollen fünf weitere Modelle angekündigt werden: Darunter Ende des Jahres der ES6, eine günstigere Alternative zum ES8, der 2019 erscheinen soll.
Harte Konkurrenz für Tesla
Das chinesische Start-up setzt derzeit vor allem Tesla kräftig unter Druck, das zwar als Marke etabliert und bliebt ist, aber vergleichsweise teure Fahrzeuge produziert und derzeit seine Kunden mit langen Wartezeiten vergrätzt. Ebenso könnte es aber auch weiteren Star-ups wie Lucid Motors oder dem gebeutelten Faraday Future potentielle Kunden wegschnappen. Denn diese haben zwar bereits Fahrzeuge angekündigt aber haben es bislang nicht geschaft, diese auf in die Produktion zu bringen.
NIO hat zudem finanzkräftige Investoren. Darunter sind Technologiegiganten wie Tencent, Baidu, Lenovo und Investmentfirmen wie Sequoia Capital und Hillhouse Capital. Insgesamt hat das Unternehmen 2,1 Milliarden US-Dollar eingefahren. Das beim Börsengang zusätzlich einzusammelnde Geld soll vor allem in die Forschung, Entwicklung und weitere Produktionsanlagen in Shanghai, China fließen – aber später wohl auch in eine Fabrik in den USA.