
Für manche Probleme ist die Blockchain eine gute Lösung, für andere weniger. Auch in der Forschung fragt man sich: Kann die Blockchain-Technologie die Wissenschaft verbessern?
Die Wissenschaft muss offener werden. Das fordern viele Forscher und Forscherinnen schon seit Jahren. Daten sollen geteilt, Experimente klar nachvollziehbar und der Review-Prozess der wissenschaftlichen Verlage transparenter werden – Open Science, offene Wissenschaft also. Doch bei der Umsetzung hapert es noch.
Die Blockhain-Technologie könnte das bald ändern: „Blockchain ist jetzt die Möglichkeit, alles offen zu machen“, sagt Sönke Bartling vom Thinktank „Blockchain for Science“. Denn die Blockchain, glauben einige Forscher, könnte im wissenschaftlichen Betrieb ziemlich nützlich sein. Sie kann nicht nur zur Forschung genutzt werden, sondern auch, um die wissenschaftliche Kommunikation zu verbessern.
Im Grunde ist eine Blockchain eine geteilte Datenbank, die es erlaubt, Daten sicher, verschlüsselt und mit Zeitstempel zu speichern. Das heißt: Jeder Schritt eines Experiments, eines Forschungsprojekts oder Review-Prozesses könnte darin dokumentiert werden. Das könnte viele Vorteile haben.
Zum Beispiel erfahren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von der Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen meist nur dann, wenn diese sie in einem Journal veröffentlicht haben. Medien wie Science und Nature bevorzugen dabei allerdings „geglückte“ Experimente. Doch auch wenn eine Hypothese nicht aufgeht, das Experiment nicht zeigt, was man erwartet, ist das eine Erkenntnis – die oftmals nicht das Tageslicht erblickt. Wenn alle Daten in der Blockchain gespeichert werden, ist das anders. Dann ist es auch leichter nachzuvollziehen, wer wann welche Idee hatte oder wer ein bestimmtes Experiment zuerst gemacht hat.
Auch Betrug oder das Feilen an Daten – damit sie beispielsweise ein bestimmtes Ergebnis zeigen – ließe sich so vielleicht verhindern. „Die Blockchain würde es möglich machen, dass man die Datenerhebung- und Nachbearbeitung genau beweisen kann“, sagt Bartling. „Sie macht die Daten unfälschbar.“ Wenn alle Zwischenschritte, alle Daten mit Zeitstempel versehen und gespeichert werden, wäre es auch einfacher, Forschungsergebnisse zu reproduzieren. Und auch der Peer-Review-Prozess, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor der Veröffentlichung die Arbeit ihrer Kollegen und Kolleginnen unter die Lupe nehmen, könnte transparenter werden, wenn jedes Hin und Her festgehalten würde. Vielleicht würden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dem viel kritisierten Prozess so wieder mehr vertrauen.
Doch im Grunde würden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Blockchain vor allem als dezentrale Datenbank nutzen – und genau das wird von manchen kritisiert. Wofür eine komplizierte Blockchain bauen, wenn eine Datenbank auch ausreicht? „Wenn sie nicht absolut notwendig sind, sollte man Blockchains vermeiden“, sagt der Datenwissenschaftler Daniel Himmelstein gegenüber Physics Today. Verglichen mit zentralen Datenbanken seien sie zu ineffizient und könnten – einmal etabliert – nur schwer geändert werden.