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China fliegt ins All – was steckt dahinter?

von WIRED Editorial
China feiert den erfolgreichen Start seiner neusten Mission ins Weltall. Längst steht der kommunistische Staat als Raummacht auf der weltpolitischen Landkarte. Was sind die Motive?

Die Worte stammen vom Präsidenten selbst und sie strotzen vor Stolz: Bald schon würden chinesische Astronauten den Weltraum intensiv erforschen, lässt Xi Jinping verkünden – „more deeply and more broadly“ – noch tiefer hinein noch umfassender als zuvor.

Anlass für diese Ansage: Zwei Astronauten hat das Land am Montag in den Weltraum geschossen. Dort arbeiten sie während der Mission Shenzhou 11 auf einer experimentellen Raumstation.

30 Tage wird die Operation dauern und eine weit größere vorbereiten. In nur sechs Jahren will die chinesische Staatsregierung das Kernteil für eine eigene Weltraumstation ins All schicken. Nach dem Anbau von zwei weiteren Modulen soll sie 2022 voll operationsfähig sein.

Es geht um mehr als nur die Erforschung des tiefen Raums. 20 Missionen plant China allein in den nächsten zwölf Monaten, während All-Forscher in den USA und in Russland gerade um ihre Daseinsberechtigung kämpfen. Wie schon oft in der Geschichte erscheint auch die die Raumfahrt der Chinesen vor allem ein Politikum zu sein. Shenzhou 11 ist ein Projekt mit nationalem Prestige – es soll allerdings auch international zeigen, wie weit China mittlerweile gekommen ist.

Der kommunistische Staat hat seine ersten Weltraum-Schritte schon 2003 gemacht und ist auch auch bereits auf dem Mond gelandet. Von der internationalen Raumstation ISS blieben die Chinesen allerdings ausgeschlossen, weil sowohl die USA als auch Russland Vorbehalte gegenüber der militärischen Natur des chinesischen Raumfahrtprogramms hatten.

Seitdem entwickelt das Land seine eigene Technologie, zum Beispiel die Long March 7 Rakete, die im Juni erstmals in Hainan startete. Sie soll sicherer und umweltschonender funktionieren als vergleichbare Technologien. 2024 soll auch die erste bemannte Mondmission folgen und die eigene Raumstation nimmt fast genau dann ihre Arbeit auf, wenn die ISS ihre einstellt. 2021 könnte dann sogar schon der erste chinesische Rover über den Mars rollen.

Man wollte nur einfach den Mars erreichen

Ralf Jaumann

Nachbar Indien ist da schon einen Schritt weiter. Bereits vor zwei Jahren schafften es die Inder mit ihrem Projekt Mangalyaan zum Mars. Schon damals erklärte ein Experte gegenüber WIRED: „Es ging bei der Mission der Inder nicht darum, einen großen wissenschaftlichen Mehrwert zu liefern. Man wollte nur einfach den Mars erreichen“, so Ralf Jaumann, Professor für Planetologie beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dazu brauchte es nicht einmal viel Budget: Indien gibt 1,2 Milliarden Euro im Jahr für die Erforschung des Weltraums aus. Die Nasa hat ein Budget von 17,5 Milliarden. Zum Mars gekommen sind beide.

Ist politisches Kräftemessen also wirklich auch Chinas einziges Interesse? Nicht unbedingt, wie unter anderem der Start eines Mess-Satelliten für schwarze Materie im vergangenen Jahr zeigt. Monkey King, so feierte die wissenschaftliche Community, sei ein neuer Schritt zur Erforschung des tiefen Alls. Außerdem testet der Satellit die Möglichkeiten von so genannter Quantum-Kommunikation auf der Erde. Genauso begrüßten Forscher weltweit die Inbetriebnahme des bislang größten Radio-Teleskops der Erde im September, mit dem die Chinesen ins All horchen können.

Bei der Frage nach den Hintergründen des chinesischen Raumprogramms bleibt die internationale Gemeinschaft weiterhin gespalten. 2011 hat der US Kongress ein Gesetz verabschiedet, dass die NASA unter normalen Umständen daran hindert, mit den Chinesen zusammenzuarbeiten. Die Europäische Raumfahrtbehörde dagegen dagegen kooperiert bereits beim Observatorium SMILE mit ihren Kollegen in Fernost.

China würde beim Thema Raum-Wissenschaften oft noch hinterherhinken, sagte die Raumfahrtexpertin Joan Johnson-Freese vom US Naval War College gegenüber nature. Das Land hole aber schnell auf und baue auch seine wissenschaftlichen Raumfähigkeiten aus. Vielleicht steckt also sowohl Machtpolitik als auch akademischer Ehrgeiz hinter Xi Jinpings Wunsch „more deeply, more broadly“.

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