Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

„Pac-Man 256“: Ein Spiel über den berühmtesten Bug der Videospiel-Geschichte

von Tim Rittmann
Vor 35 Jahren kamen die ersten Pac-Man-Automaten in die Spielhallen. Jetzt haben Namco und das Entwickler-Studio Hipster Whale ein zeitgemäße Hommage veröffentlicht: „Pac-Man 256“ — ein Spiel über den vielleicht berühmtesten Fehler in der Geschichte der Games.

Wie macht man aus einem „P“ ein „F“? Mit einem Vierteldollar. Das jedenfalls befürchteten 1980 die Produkt-Manager von Midway. Das Unternehmen hatte sich gerade die Rechte an „Puck-Man“ gesichert, einem Arcade-Spiel des japanischen Herstellers Namco. Aber bevor man die mannshohen Automaten in die Spielhallen auslieferte, mussten sie umgetauft werden. Denn die Befürchtung war groß, dass sich einige Spieler einen derben Scherz erlauben und mit ihrem Kleingeld den aufgeklebten Schriftzug bearbeiten würden. Aus „Puck-Man“ wäre schnell „Fuck-Man“ geworden, also musste ein neuer Name her — „Pac-Man“ war geboren.

Das ist jetzt 35 Jahre her. Damals gab es einen riesigen Trubel um die gefräßige Scheibe: mit Pac-Man-Cornflakes auf dem Frühstückstisch und einem Pac-Man-Song in den US-Charts. Es war wie die Zehnerpotenz von „Angry Birds“. Das alles ist heute ein bisschen in Vergessenheit geraten. Midway ging 2009 bankrott und auch der japanische Publisher Namco gehört nicht mehr zu den ganz Großen der Videospiel-Branche. Nur „Pac-Man“ ist immer noch ein Sinnbild für die gute alte Zeit der Videospiele.

Um den runden Geburtstag zu feiern, kommt jetzt ein neues Spiel auf den Markt: „Pac-Man 256“, ein kostenloses Mobil-Game. Vor allem aber ist es — im Gegensatz zu „Pixels“, dem miesen Klamauk mit Adam Sandler — eine gute und originelle Reminiszenz ans Retro-Gaming.

„Pac-Man 256“ macht einen Programmierfehler im Originalspiel zum Aufhänger der Smartphone-Hommage. Theoretisch war das Original-„Pac-Man“ von 1980 darauf ausgelegt, unendlich lang weitergespielt zu werden. Aber selbst wer die Skills und die Ausdauer besaß, so wie etwa der legendäre Gamer Steve Wiebe, kam nur bis Level 255. Denn der nächste Spielabschnitt war völlig verbuggt und deswegen immer der letzte.

Das Original von 1980 war darauf ausgelegt, unendlich lang gespielt zu werden.

Der Bildschirm teilte sich in zwei Hälften, die linke bestand aus dem mit Punkten gespickten Labyrinth, die rechte sah aus, wie man sich fehlerhaften Code vorstellt: Zahlen und Buchstaben wild durcheinander, unterbrochen von leeren Feldern und bunten Geisterfiguren, die sich hilflos durch dieses ungewohnte Terrain bewegen.

„Pac-Man 256“ ist eine Endlosversion dieses berühmten Levels. Vieles erinnert an das Original: die Musik, die Geister, das etwas nervige und doch so liebenswerte „Wacka Wacka Wacka“ der gefräßigen Pille. Mit ihr flieht der Spieler vor dem Glitch, der sich am unteren Bildschirmrand ausbreitet und alles zu verschlingen droht wie das Nichts in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“.

Das Gamedesign ist so schnuckelig, weil mit der Entwicklung Hipster Whale beauftragt wurde, ein dreiköpfiges Indiegame-Team, das sich damit auskennt, traditionelle Spielprinzipien wiederzubeleben. Ihr bislang erfolgreichstes Spiel ist „Crossy Road“, eine einfallsreiche „Frogger“-Interpretation, die auch ernsten Spielern die kindliche Freude ins Gemüt treibt. Für „Pac-Man 256“ wurden viele Elemente aus „Crossy Road“ übernommen.

Etwa die Münzen, die man einsammeln muss. Sobald des Spieler genug davon hat, stehen neue Power-Ups zur Verfügung, zum Beispiel Laserstrahlen mit denen die Geister geröstet werden — oder Eisfallen, die sie kurzfristig einfrieren.

„Pac-Man 256“ (Android und iOS) ist für Smartphones und Tablets erhältlich. 

GQ Empfiehlt