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Nilz On Moviez / Wer zur Hölle schaut sich eigentlich „Pixels“ an?

von Nilz Bokelberg
Donnerstag ist Kinotag. Genau richtig für Nilz Bokelbergs WIRED-Kolumne „Nilz On Moviez" über die wichtigsten Filme und Serien der Woche. Stay tuned!

#1 „Pixels“
Ich weiß jetzt zu Beginn dieses Textes noch gar nicht, ob das hier am Ende eine Empfehlung sein wird, aber ich finde, bei WIRED muss dieser Film einfach vorkommen. Titel verpflichtet, oder so…

Fangen wir mit dem Negativen an (und das ist eine ganze Menge): Adam Sandler ist nicht unbedingt das, was man einen verlässlichen Ablieferer nennt. Vor allem in den letzten Jahren war in seinem Output von „Woohoo!“ bis „Meh...“ alles vertreten. Wie kann man „Bedtime Stories“ ernsthaft blöd finden? Und wie kann man „Grown-Ups 2“ mögen? Oder hat jemand diesen Direct-to-Video-Film mit ihm gesehen, in dem er in die Haut der Menschen schlüpft, deren Schuhe er anzieht? Ich sag mal so: Wäre die Performance noch einen Ticken lustloser gewesen, hätte ich ihm einen Entschuldigungsbrief geschrieben, weil ich als Zuschauer ein schlechtes Gewissen hatte, dass er das für mich spielen musste.

Der niedliche Schlurfi-Schlurf, den jeder zum Freund haben wollte, wurde immer liebloser.

Vielleicht ist Sandler einfach satt und fertig und Filme sind für ihn nur noch ein Zeitvertreib, damit er wenigstens irgendetwas aus seinem Tag macht. Oder zu Hause wartet ein Partner, den oder die er nicht leiden kann, weswegen er jeden Streifen dreht, den er kriegen kann. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass sich das Filmedrehen für Sandler so normal und heimisch anfühlt, dass er gar nicht mehr merkt, was er da macht beziehungsweise nicht macht. Alles wird zur Routine, jede Rolle ist halt Sandler und er kommt nicht mehr aus dem Trott. Eine kurze Zeit lang war da noch ein Hunger, die Lust, mal auszuprobieren. Man denke an „Punch Drunk Love“ oder „Reign over me“ oder auch „Spanglish“. Clevere, herzerwärmende Filme über die Liebe und die Beklopptheit des Lebens. Keine großen Erfolge, aber tolle Ausbrüche aus dem üblichen (und dennoch meist liebenswerten) Sandler-Rollenklischee-Kosmos.

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Aber irgendwo auf der Strecke zwischen Leidenschaft und Millionengagen ist etwas kaputtgegangen. Irgendwo hat Sandler das Feuer verloren, dass er immer so wundervoll sparsam eingesetzt hat. Der niedliche Schlurfi-Schlurf, den jeder zum Freund haben wollte, ist immer liebloser geworden. Und mit jedem neuen Sandler-Film wuchs die Angst, dass er nie wieder der Alte sein würde.

Nun also „Pixels“. Die Story ist schnell erklärt: In den Achtzigern hat die NASA eine Zeitkapsel ins Weltall geschickt, in der Informationen über die Erde steckten, unter anderem ein Bericht über Videospiel-Turniere. Als Außerirdische die Kapsel entdecken, halten sie das für eine Kriegserklärung und greifen die Erde an — in Form der Figuren, die sie in dem Film gesehen haben: Pac-Man, Donkey Kong und so weiter. Der Präsident der Vereinigten Staaten muss handeln und ruft seinen alten Kindheitsfeund Sam an, gespielt von Sandler, um ihn um Hilfe zu bitten. Sam war früher professioneller Videospieler und scheint der richtige Mann für den Job. Er stellt ein Team zusammen und gemeinsam ziehen sie in den Kampf gegen Wesen, die sie bislang nur aus dem Automaten kannten.

Wie um Himmels Willen soll so ein Totalausfall Präsident geworden sein?

Die Prämisse klingt megabeknackt — aber ich finde sie irgendwie ganz charmant. Supersimpel, funktioniert sofort, da bin ich gleich drauf eingestiegen. Kevin James (Doug aus „King of Queens) macht als Präsident zwar einen ganz guten Job aber beweist, (wie eigentlich in fast jedem Film, in dem er mitspielt) dass die Leinwand irgendwie einfach nicht sein Ding ist. Seine Figuren bleiben immer blass, dass ist hier leider nicht anders. Wie um Himmels Willen soll jemand Präsident geworden sein, der so ein Totalausfall ist?

Wie dem auch sei. Sandler scheint mir in „Pixels“ wieder etwas motivierter, vielleicht hatte er wirklich Bock auf diesen Film. Das Problem ist ein ganz anderes: Pixels ist ein Film ohne Zielgruppe. Für jüngere Generationen ist ein Streifen, der sich so an einer Liste von Achtziger-Referenzen abarbeitet, als wäre er eine Kinoversion eines typischen Buzzfeed-Artikels, eigentlich mega-uninteressant — weil sie mit diesem Jahrzehnt einafch nichts am Hut haben. Für die Kinder der Achtziger wiederum ist „Pixels“ zu sehr Kinderfilm. Ich habe wirklich keine Ahnung, wer sich den ansehen soll. Dazu kommt das Gefühl, dass es sich um ein leichtes „Ghostbusters“-Rip-Off handelt, inklusive eigener Uniformen.

Das WIRED-Interview mit dem Pac-Man-Erfinder lest ihr übrigens hier.

#2 „The Strain“
Gestern Abend ist eine meiner Lieblingsserien der letzten Jahre auf Pro-Sieben endlich auch im deutschen Free-TV gestartet. Das ist doch der perfekte Anlass, mal ein wenig davon zu schwärmen. Und zu versuchen, dabei so wenig wie möglich zu spoilern:

In New York ist ein Flugzeug gelandet, aus dem niemand ausgestiegen ist. Der Epidemiologe Ephraim Goodweather (Corey Stoll, den man eigentlich eher ohne Haare kennt) und sein Team finden darin vier Überlebende, die sofort in Quarantäne kommen. Niemand weiß, was in dem Flieger passiert ist. Als aber vermeintlich tote Passagiere plötzlich ihre Familien heimsuchen und die Überlebenden sich in blutrünstige Wesen verwandeln, wird klar, dass gehandelt werden muss. Goodweather, sein Team und ihre Verbündeten nehmen den Kampf auf. Gegen die Zeit, eine geheimnisvolle Übermacht und eine Regierung, die am liebsten alles vertuschen würde.

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--- SPOILER-ALERT FÜR DEN NÄCHSTEN ABSATZ! WENN MAN ABSOLUT GAR NIX WISSEN WILL, SOLLTE MAN IHN ÜBERSPRINGEN! ---

Ich habe versucht, mich so vage wie möglich auszudrücken. Das war gar nicht so einfach. Denn „The Strain“, basierend auf einem Roman von Chuck Hogan und Regisseur Guillermo del Toro, lebt von seiner unheimlichen Spannung. Ich bin selbst gar nicht so der Riesen-Horror-Fan, aber diese Serie hat es mir angetan. Zum einen mochte ich die Erzählweise: Vampire werden endlich wieder als die fiesen, bösen, blutsaugenden Wesen erzählt, vor denen man Angst haben muss (und die definitiv nicht in der Sonne anfangen zu glitzern). Außerdem werden sie mit den Nazis in Verbindung gebracht, was irgendwie gut zusammenpasst, hinsichtlich Mordlust und Grausamkeit (was sich übrigens trotzdem zu keinem Zeitpunkt nach einer Trivialisierung des Nazi-Terrors anfühlt). Man wollte aus den Vampiren einfach das ultimativ Böse machen. Und das hat funktioniert.

Dazu kommt, dass die Figuren alle relativ originell sind. Auch wenn viele Handlungen vorhersehbar sind und schnell klar ist, wer welche Aufgabe im Team hat oder haben wird — die Charaktere sind schön gezeichnet. Allen voran natürlich Goodweather, ein trockener Alkoholiker, der die Trümmer seiner Familie aufliest und irgendwie zu kitten versucht, wohlwissend, wieviel er falsch gemacht hat. Das macht die Figur runder, saftiger, vor allem aber auch zögernder.

--- SPOILER VORBEI! WILLKOMMEN ZURÜCK! ---

Das Tempo der ersten Staffel hängt zu Beginn des letzten Drittels ein wenig durch, aber das ist bei Serien ja mittlerweile fast Usus. „The Strain“ macht wirklich viel Spaß, ist sehr spannend erzählt und für mich eine der wenigen Serien, bei der ich die nächste Folge immer kaum abwarten konnte. Und das ist doch nach wie vor das so ziemlich beste Lob, dass eine Serie bekommen kann. 

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