In Deutschland kennen wir sie gut — die vielen Schlaglöcher in den Straßen. Sie bescheren uns platte Reifen, Beulen an unseren Köpfen und literweise verschütteten heißen Kaffee. Nicht schön, Schlaglöcher sind echte Unsymphaten. Und jetzt twittern sie auch noch — damit sie endlich aus unserem Alltag verschwinden können.
In der Hauptstadt des mittelamerikanischen Staats Panama will eine Social-Media-Aktion auf die klaffende Lücke zwischen Reichtum, Hochhäusern und teuren Parkanlagen auf der einen und völlig zerlöcherten Straßen auf der anderen Seite aufmerksam machen. Ein Großteil der Schlaglöcher der Stadt setzt seit kurzem immer dann einen Tweet ab, wenn es von einem Auto überfahren wird.
Verantwortlich für die Aktion sind die News-Show Telemetro Reporta und die Werbeagentur P4 Ogilvy & Mather. Sie haben die Löcher mit kleinen Sensoren ausgestattet, die ihre Tweets dann über den Account @Elhuecotwitero and das zuständige Ministerium für öffentliche Arbeiten schicken. Oft versehen mit einem Witz, etwa einem Krokodil, dass sich direkt aus dem Loch meldet: Pronto!
Doch dabei blieb es nicht: Massenhaft griffen die Bewohner von Panama City die Tweets auf, verwandelten sie in Memes und twitterten selbst Bilder von den Schlaglöchern. „Die Leute namen die Aktion zum Anlass, ihre Wut zum Ausdruck zu bringen“, erklärt einer der Moderatoren von Telemetro Reporta. Und tatsächlich, die Löcher fingen laut den Organisatoren der Aktion an zu verschwinden.
Twitter-Kampagnen mithilfe sogenannter Bot-Accounts, also vorprogrammierter Profile, sind ein Trend geworden. Ob nun das Rathaus Neukölln in Berlin zu jeder vollen Stunde ein „BÄM BÄM BÄM“ in die Welt sendet, oder ob Accounts wie @She_Not_He die jüngste Geschlechtsanpassung von Caitlyn Jenner gegen Anfeindungen verteidigt. Die Bereiche, in denen Bots zum Einsatz kommen, sind vielfältig. So setzte das Künstlerkollektiv Peng! sogar eine ganze Armada an Programmen ein, um Trollen auf Twitter eine Nachhilfestunde in Sachen Menschlichkeit zu geben. Fehlt nur noch, dass auch deutsche Straßen und Brücken aufgeregt anfangen, zu twittern.