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Nilz on Moviez / Zwei Mittel gegen die Heldenflaute

von Nilz Bokelberg
Vor Kurzem beschwerte sich WIRED-Filmkolumnist Nilz Bokelberg über die mangelnde Qualität der (meisten) neuen Superhelden-Filme. Höchste Zeit also, nach Alternativen Ausschau zu halten. Zwei Empfehlungen gegen die Heldenflaute.

Wir befinden uns in einem schwierigen Zwischenstadium im Blockbusterkino: „Batman v Superman“ ist vor Kurzem rausgekommen und hat seine Helden und das, wofür sie stehen, auf kleingeistige Egowürmer zusammengeschrumpft, denen man es auch locker abnehmen würde, wenn sie auf der nächsten Pegida-Demo mitlaufen. Deswegen warten die Leute gespannt auf den nächsten Captain-America-Film „Civil War“, in der Hoffnung, dass wenigstens Marvel sich auf seine Kernkompetenz besinnt, aufregende und coole Superhelden-Filme zu machen – wobei man hier seit dem zweiten Teil der „Avengers“ auch aufs Schlimmste gefasst ist. Was also gucken (oder nicht) in diesen stürmischen Zeiten, in denen man sich nicht mal mehr auf klassische Helden verlassen kann? Nun, gucken wir mal:

#1 Love
Die Serie von Judd Apatow, Paul Rust und Lesley Arfin ist schon seit circa zwei Monaten in jedem Netflix-Account zu finden, aber vielleicht geht es ja einigen Menschen wie mir: Ich schleiche manchmal um Dinge herum, bei denen ich nicht ganz sicher bin, was mich erwartet. Ich scharwenzle jedes Mal drumherum, wenn ich mich einlogge, und gucke dann doch etwas anderes. Wie dem auch sei: Paul Rust, Hauptdarsteller und Autor von „Love“ ist bei Netflix gut beschäftigt, zuletzt etwa beim großartigen „Pee Wee Herman“-Film. Und wie gut tut Netflix daran, ihm so viel Raum zu geben, denn was er anfasst, wird toll: In der ersten Staffel von „Love“ spielt Rust Gus, einen grundsympathischen, immer viel zu netten Typen, der wegen seiner Nettigkeit desöfteren auch mal ausgenutzt wird und dessen Freundin ihn laut eigener Aussage betrogen hat, weswegen er jetzt überraschend wieder das Singledasein lebt.

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Und dann ist da noch Mickey, unfassbar toll gespielt von Gillian Jacobs. Sie hasst ihren Job, aber hängt dran. Irgendwie ist ihr ganzes Leben in Schieflage, aber sie hat sich so gut wie möglich damit arrangiert. Da kann auch mal ihr Ex mitten in der Nacht über ihre Terrassentür in ihr Schlafzimmer kommen – und wenn er schonmal da ist, kann sie ja auch gleich Sex mit ihm haben. Dass sich aber in einer solchen Konstellation nichts findet, was dem eigenen Seelenheil länger als fünf Minuten gut tut, liegt auf der Hand. Doch dann laufen sich Gus und Mickey zufällig über den Weg. Die Serie ist dabei deswegen so unglaublich toll, weil man sich einfach in die beiden Hauptfiguren verlieben muss. Die herzzerreissendsten Loser seit Becks Song aus den Neunzigern. Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr davon ablassen. Was für eine tolle, tolle Serie. Große Liebe für „Love“.

#2 Jungle Book
Während Iron Man in „Civil War“ eine entscheidende Rolle spielen wird, hat sich der Regisseur der Iron-Man-Filme einen anderen Disney-Klassiker geschnappt und einen ganz neuen Film daraus gemacht: Jon Favreau hat das Dschungelbuch neu inszeniert. Natürlich computeranimiert, aber mit einem Darsteller aus Fleisch und Blut: Neel Sethi als Mogli, der Junge, der im indischen Dschungel zwischen lauter Tieren aufwächst, weil er von seiner Familie getrennt wurde. Aufgewachsen bei Wölfen, verbringt er die Tage mit seinem Freund Balu, dem Bären und dem Panther Baghira, immer auf der Flucht vor dem Tiger Schir Khan, der Mogli töten will, damit kein Mensch die Tierwelt stört. Na ja, die Geschichte des Dschungelbuchs halt, die kennt ja fast jeder.

Stellt sich die Frage: Braucht man unbedingt ein Remake? Hat das Original nicht genug Charme? Gibt's keine neuen Ideen mehr? Das dachte ich, bevor ich den Film gesehen habe und ich denke, so geht es vielen. Aber, ich kann alle beruhigen: Der neue Film kratzt nicht am Thron des Originals, sondern zitiert es sehr liebevoll. Und trotzdem erzählt er die Geschichte so frisch, als hätte es den alten Film nie gegeben. Das ist eine Gratwanderung, nicht ganz ungefährlich, aber Favreau hat es geschafft, herauszuarbeiten, was ihm an der Geschichte wichtig ist und Spaß macht. Damit hat er ein ganz neues Familienabenteuer geschaffen, an dem auch die Eltern ihren Spaß haben, wenn sie die Zitate aus dem Original entdecken. Man sollte „Jungle Book“ eine Chance geben. 

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