Der britische Guardian berichtet über mehr als 100 interne Schulungsunterlagen, Tabellen und Diagramme aus dem Inneren von Facebook. Sie zeigen zum ersten Mal die Regeln, nach denen das Soziale Netzwerk Inhalte löscht. Es geht in den Vorgaben unter anderem um Gewalt, Hasskommentare, Terrorismus, Pornografie, Rassismus und Suizid beziehungsweise die Verherrlichung von Selbstschädigungen jedweder Art. Die Dokumente beleuchten dabei auch vermeintlich nebensächliche Details und gehen sogar auf illegale Wetten und Kannibalismus ein.
Die zur Löschung führenden Vorgaben sind äußerst komplex. Die Süddeutsche Zeitung, die Einblick in 48 Seiten des Leaks erhalten hat, nennt als Beispiel für widersprüchliche beziehungsweise irreführende Angaben den Umgang mit Essstörungen auf Facebook: In den Dokumenten heißt es einerseits ganz klar, dass die Verherrlichung derart selbstschädigender Verhaltensweisen auf der Seite nicht geduldet werde. Andererseits bleiben Bilder von magersüchtigen Menschen im Netzwerk erhalten, sofern sie von keinem Kommentar begleitet sind, der das destruktive Verhalten in irgendeiner Weise unterstützt.
Die Mitarbeiter externer Dienstleister sollen die Inhalte laut Schulungsunterlagen nur bis zu einer bestimmten Eskalationsstufe bearbeiten und die Tasks in Extremfällen an Facebook abgeben. Eines der schwierigsten Themen ist Suizid: Die Mitarbeiter sind sich häufig unsicher, ob ein Nutzer Hilfe benötigt und was in so einem Fall zu tun ist. Hierzulande wird derzeit noch immer das Löschverfahren bei diffamierenden oder hetzerischen Inhalten heiß diskutiert. Wie WIRED im März berichtete, fordert Bundesjustizminister Heiko Maas ein Gesetz gegen Hasskommentare. Noch vor der Sommerpause will Maas ein Gesetz durchbringen, nach dem Facebook strafrechtlich relevante Kommentare innerhalb von 24 Stunden löschen muss. Der neue Leak zeit ein weiteres mal, wie überlastet das Netzwerk mit dieser Aufgabe sein könnte.