Niemand (No One), die achte Folge der aktuellen Game-of-Thrones-Staffel, erschien fast ereignislos. Die wichtigsten Kämpfe wurden nicht gezeigt, der des Schwarzfischs (Blackfish) und der von Arya – und auch die vermeintliche Schlacht um den Familiensitz des Hauses Tully löste sich ohne Blutvergießen auf. Doch die eigentliche Dramatik der Folge lag in jenen Details und Wendungen, die das Finale der Staffel vorbereiten.
Allen voran das Verbot des so genannten „Urteil durch Kampf“ (Trial by Combat) von König Tommen. Es stellt bisher mögliche Entwicklungen um Cerseis Gerichtsverhandlung auf den Kopf. Und lässt gleichzeitig große Zweifel an der bisher wahrscheinlichen Cleganebowl-Theorie aufkommen: Dass also die beiden Brüder Gregor und Sandor Clegane in einem epischen Duell um Cerseis Leben gegeneinander antreten würden.
Viel Zeit verbachte die achte Folge mit Brienne von Tarths Ankunft bei Jaime Lennisters Belagerung der Burg Schnellwasser (Riverrun). Eine Storyline, die schlussendlich trotz ihrer Anwesenheit unverändert verlief. Das wirft die Frage auf: Warum also haben die Produzenten der Serie sie dorthin geschickt? Weil eben ihr Zusammentreffen mit Jaime größere Zusammenhänge vorbereitet, die auch in den Büchern von George R.R. Martin angedeutet werden. Die Folge Niemand legt nahe, dass ein von Fans lange erwarteter Charakter bald in der Serie auftaucht: Lady Steinherz (Lady Stoneheart).
!!! ACHTUNG, SPOILER! Der Artikel vermischt ab hier Buchwissen mit Serienwissen und wilden Spekulationen. Wir haben euch hiermit gewarnt! Auch wenn ihr Episode acht der sechsten GoT-Staffel – Niemand – gesehen habt, erfahrt ihr vielleicht Dinge, die Zuschauern der Serie noch nicht bekannt sind !!!
Briennes Weg zur Burg der Tullys hat sie in der neuen Folge zurück in die Flusslande (Riverlands) geführt. Nach ihrem Abstecher an die Mauer kehrt sie somit zur Storyline der Bücher zurück, von der sie sich während der vergangenen zwei Staffeln eigentlich entfernt hatte.
Aber bei der Rückkehr bleibt es nicht, auch ein Gespräch zwischen der Kriegerin und Jaime Lennister lässt aufhorchen. Darin will sie Jaime das Schwert Eidwahrer zurückgeben. Sie hatte die Waffe aus valyrischem Stahl in der vierten Staffel von ihm erhalten. Es ist eines der zwei Schwerter, die aus Eis, dem eingeschmolzenen Schwert von Eddard Stark, geschmiedet wurden. Doch Jaime verneint Briennes Geste: „Es ist euers. Es wird immer euers sein.“ (Anmerkung: eigene Übersetzung aus dem Englischen)
Die prominente Erwähnung des Schwerts kann nur bedeuten, dass die Waffe in der neunten Folge eine wichtige Rolle spielen wird. Der Zuschauer sollte wieder an sie erinnert werden. Und hier kann das Buch weiterhelfen: Dort wird das Schwert Eidwahrer Brienne nämlich zum Verhängnis.
Während ihrer Reise durch die Flusslande trifft die Roman-Brienne auf die Bruderschaft ohne Banner. Jene Bande von Gesetzlosen, die sich um Beric Dondarrion schart, und die im Handlungsstrang von Sandor Clegane, dem Bluthund, auch in der achten Folge der Serie wieder in Erscheinung trat. Was der Serienzuschauer nicht weiß: Im Buch hat die Bruderschaft ohne Banner zu diesem Zeitpunkt bereits eine neue Anführerin: Lady Stoneheart, die wieder zum Leben erweckte Leiche von Cathelyn Stark.
Wiederbelebt wurde Cathelyn von Beric Dondarion, der dafür sein eigenes Leben gab. In der Serie lebt Dondarion derzeit noch, er sprach aber zuletzt davon, dass sein Leben einen höheren Zweck besitze. Vielleicht muss er es also bald für Cathelyn opfern.
Cathelyn hat sich in den Büchern durch ihre Auferstehung verändert: Sie wird kompromiss- und skrupellos, ist nur noch vom Gedanken der Rache an den Freys besessen. Der Tod ihrer Kinder hat ihre ursprüngliche Kampfeswut für ihre Familie nur verstärkt. Ein Charakterzug, den auch Jaime Lennister in der aktuellen Folge beschreibt und mit der Hingabe seiner Schwester Cersei vergleicht.
All diese gestreuten Hinweise deuten darauf hin, dass Brienne in der neunten Folge auf Lady Steinherz treffen und ihre Storyline aus dem Buch erfüllen wird: Bei ihrer Begegnung mit Lady Stoneheart gerät Brienne in eine moralische Zwickmühle. Stoneheart wirft ihr Verrat an dem von ihr gegebenen Schwur vor: Sie habe weder Arya noch Sansa aus den Fängen der Lennisters gerettet. Für Argumente ist Stoneheart unempfänglich. Das Schwert Eidwahrer gilt für die rachsüchtige Cathelyn als Beweis dafür, dass Brienne jetzt im Dienste der Lennisters steht.
In der Romanvorlage stellt die wiedererweckte Cathelyn Brienne vor eine Wahl: Ihre Treue den Starks gegenüber beweisen, indem sie Jaimie Lennister in eine Falle lockt und tötet – oder am Strick hängen. Als Brienne sich unter Berufung auf ihre Ehre weigert, diese Entscheidung zu treffen, soll sie zusammen mit ihrem Knappen Podrick gehängt werden. Erst in letzter Sekunde entscheidet sie sich gegen die eigene Ehre – um Podricks Leben zu retten.
Die aktuelle Folge bereitet also nicht nur das Auftreten von Lady Stoneheart vor, sondern auch einen Kampf zwischen Jaime Lennister und Brienne von Tarth. Denn das letzte Mal, als Brienne im Roman auftaucht, geschieht dies aus der Perspektive von Jaime. Diesem erzählt sie eine Geschichte über den Verbleib von Sansa, die bereits in den Büchern weit hergeholt wirkt – und durch die Serie längst entlarvt wurde. Es scheint so, als ob sie ihn so in eine Falle der Bruderschaft ohne Banner locken will.
Diese nahende Konfrontation der ehemaligen Weggefährten wird auch in der aktuellen Folge angedeutet: Beim Treffen mit Jaime lauten Briennes letzte Worte: „Wenn ich dabei scheitern sollte, den Schwarzfisch zu überzeugen, dann zwingt mich meine Ehre dazu, für Sansas Familie zu kämpfen – gegen euch zu kämpfen.“ Die Antwort Jaimes ist fast prophetisch: „Lasst uns hoffen, dass es nicht so weit kommt.“
Im Finale der achten Folge gehen die beiden dieser Konfrontation aus dem Weg, da der freigelassene Edmure Tully schlussendlich seinem Heer die Aufgabe befiehlt. Doch das Duell zwischen Jaimie und Brienne könnte sich vielleicht bald schon auf eine andere Weise erfüllen. Vielleicht wird Brienne es nicht zulassen, dass die Bruderschaft ohne Banner ihren Weggefährten einfach hinterrücks ermordet. Sie würde sich ihm wohl eher in einem offenen Kampf stellen – auch wenn sie ihn zuerst mit einer List von seinem Heer weglocken sollte.
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