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Sind Googles Werbe-Algorithmen sexistisch?

von Moritz Geier
Diskriminieren Google-Algorithmen Frauen? Eine Studie hat Programme untersucht, die für die Platzierung und Verteilung von Werbung im Internet zuständig sind. Das Ergebnis: Anzeigen für hochdotierte Jobs werden Männern öfter als Frauen angezeigt.

Männer verdienen mehr Geld als Frauen — für die gleiche Arbeit. Vielleicht hilft nun eine neue Erkenntnis aus der Wissenschaft im Kampf gegen diese soziale Ungerechtigkeit: Forscher der Carnegie Mellon University und des International Computer Science Institute (ICSI) in Berkeley haben herausgefunden, dass Männern im Internet häufiger Jobanzeigen präsentiert werden, die hohe Gehälter versprechen, als das bei Frauen der Fall ist.

Diskriminierung hat sich in der Werbewelt eingenistet.

Anupam Datta, Computerwissenschaftler

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sich Diskriminierung in Teilen der Werbewelt eingenistet hat“, sagte Anupam Datta, Computerwissenschaftler an der Carnegie Mellon, gegenüber MIT Technology Review. Vom gesellschaftlichen Standpunkt sei das bedenklich. Denn zielorientierte Werbung wie die von Google sei so umfassend, dass sie großen Einfluss auf die Entscheidungen von Menschen habe.

In ihrer Studie nutzten Datta und seine Kollegen die Software AdFisher. Mit dieser konnten sie Experimente mit simulierten Nutzerprofilen durchführen. Die Wissenschaftler schickten die gleiche Anzahl von simulierten männlichen und weiblichen Nutzern auf die Seiten der beliebtesten Online-Jobbörsen. AdFisher analysierte dann die von Google gesteuerte Werbung, die den simulierten Nutzern präsentiert wurde. Das Ergebnis erstaunt: „Den Männern wurden die Anzeigen für hochdotierte Jobs etwa 1.800 Mal gezeigt, den Frauen nur etwa 300 Mal“, sagt Amit Datta, Doktorand und Mitverfasser der Studie.

Männern zeigt Google ein hochdotiertes Jobangebot sechsmal häufiger als Frauen.

Allerdings weisen die Forscher in der Studie ausdrücklich darauf hin, dass Schuldzuweisungen nur schwer möglich seien. „Wir behaupten nicht, dass irgendwelche Gesetze oder Richtlinien verletzt wurden“, heißt es darin. Das Algorithmus-System sei so komplex, dass sie nicht feststellen könnten, ob Google, die Werbeträger, oder komplizierte Wechselwirkungen zwischen diesen Parteien für die Diskriminierungen verantwortlich seien. Es sei sogar möglich, dass die Diskriminierung nur aus dem Lernprozess eines Algorithmus heraus entstanden sei, der routinemäßig Klickzahlen analysiert und dadurch die Verteilung der Anzeigen optimiert. Datta und seine Kollegen vermuten, Google könnte die Kontrolle über sein massives, automatisches Werbesystem verloren haben.

Mit dem Vorwurf der Diskriminierung sah sich Google in diesem Jahr schon mehrere Male konfrontiert. Erst Anfang Juli entschuldigte sich der Konzern für die Peinlichkeit, dass seine neue Foto-App in einem Bild Afroamerikaner mit einem Gorilla-Tag versehen hatte. Und im April hatten Wissenschaftler herausgefunden, dass bei einer Google-Bildersuche mit dem Stichwort „CEO“ nur elf Prozent der angebotenen Fotos Frauen zeigen. In den USA sind aber immerhin 27 Prozent der Firmenchefs weiblich. 

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