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CrimeWatch / Die Crowd-Fahndung

von Sonja Peteranderl
Soziale Netzwerke helfen der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen. Die Bereitschaft von Bürgern Fahndungsaufrufe zu teilen, ist hoch — kann aber auch für Probleme sorgen.

Hipster-Cops, die skaten, mit Katzen knuddeln oder sich im Schnee wälzen: Lögreglan, die Polizei der isländischen Hauptstadt Reykjavík, hat vorgemacht, wie „Social Policing“ mit einem sympathischen Auftritt auf Instagram und Co. funktionieren kann.

Heute hat die Polizei der Hauptstadt des kleinen Landes 160.000 Fans auf Instagram, mehr als 70.000 Facebook-Likes, 12.000 Twitter-Follower, gibt ihre Erfahrungen auf TED-Talks weiter — und hat online ein Image aufgebaut, um das sie von vielen Kollegen beneidet wird. Denn weltweit experimentieren Polizeieinheiten mit Social-Media-Kampagnen, wenn auch nicht alle so erfolgreich wie Lögreglan.

 

Kolvetnishlaða fyrir vaktina #kaka #rjómi #næturvakt Carboloading for the nightshift #cake #cream #witnessme

Ein von Lögreglan á höfuðborgarsvæðinu (@logreglan) gepostetes Video am 12. Aug 2015 um 16:48 Uhr

Soziale Medien sind mehr als eine Spielerei oder nur der Versuch, sich als bürgernaher Freund und Helfer zu inszenieren: Crowdsourcing kann dabei helfen, Verbrechen aufzuklären. Und eine starke Social-Media-Präsenz hat konkrete Vorteile für die Ermittlungsarbeit: Je mehr Follower und Fans, desto größer der potentielle Pool von Tippgebern — und desto mehr Reichweite haben etwa Fahndungsaufrufe.

Die Aufrufe der spanischen Polizei (1,92 Millionen Twitter-Follower), kinderpornografische Online-Inhalte anzuzeigen, Drogenhändler zu denunzieren oder Hinweise zu Verbrechen einzuschicken, wird häufig sofort hundertfach geteilt.

Auch deutsche Landeskriminalämter versuchen sich verstärkt an der Öffentlichkeitsfahndung via Social Media. Die Berliner Polizei (63.000 Follower) sucht auf Twitter regelmäßig nach Zeugen von Unfällen oder Schlägereien, aber auch Morden.

Die Bereitschaft von Internetnutzern, Fahndungsmeldungen der Polizei zu retweeten sei „nicht schlecht“, sagt Hauptkommissarin Yvonne Tamborini von der Projektgruppe Neue Medien der Berliner Polizei. „Es gibt diverse Täter, die den Verfolgungsdruck im Internet sehen und sich dann selbst anzeigen — oder ein Nachbar sieht etwas und meldet sich bei uns.“

Die Öffentlichkeitsfahndung wird allerdings erst eingesetzt, wenn die Ermittler sonstige Mittel ausgeschöpft haben — die Staatsanwaltschaft entscheidet, wann sie zulässig ist. Videosequenzen oder Fotos dürfen die Ermittler in den sozialen Netzwerken nicht direkt teilen, sondern nur auf Fahndungsaufrufe verlinken, die auf der Webseite der Berliner Polizei veröffentlicht werden. So soll verhindert werden, dass Bilder und Daten von Verdächtigen außerhalb der staatseigenen Server zirkulieren. Die Polizei soll die Informationen kontrollieren und auch wieder löschen können. Diese Idee bleibt im Internet allerdings utopisch.

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Hipster-Cops, die skaten, mit Katzen knuddeln oder sich im Schnee wälzen: Lögreglan, die Polizei der isländischen Hauptstadt Reykjavík, hat vorgemacht, wie „Social Policing“ mit einem sympathischen Auftritt auf Instagram und Co. funktionieren kann.

Heute hat die Polizei der Hauptstadt des kleinen Landes 160.000 Fans auf Instagram, mehr als 70.000 Facebook-Likes, 12.000 Twitter-Follower, gibt ihre Erfahrungen auf TED-Talks weiter — und hat online ein Image aufgebaut, um das sie von vielen Kollegen beneidet wird. Denn weltweit experimentieren Polizeieinheiten mit Social-Media-Kampagnen, wenn auch nicht alle so erfolgreich wie Lögreglan.

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Soziale Medien sind mehr als eine Spielerei oder nur der Versuch, sich als bürgernaher Freund und Helfer zu inszenieren: Crowdsourcing kann dabei helfen, Verbrechen aufzuklären. Und eine starke Social-Media-Präsenz hat konkrete Vorteile für die Ermittlungsarbeit: Je mehr Follower und Fans, desto größer der potentielle Pool von Tippgebern — und desto mehr Reichweite haben etwa Fahndungsaufrufe.

Die Aufrufe der spanischen Polizei (1,92 Millionen Twitter-Follower), kinderpornografische Online-Inhalte anzuzeigen, Drogenhändler zu denunzieren oder Hinweise zu Verbrechen einzuschicken, wird häufig sofort hundertfach geteilt.

Auch deutsche Landeskriminalämter versuchen sich verstärkt an der Öffentlichkeitsfahndung via Social Media. Die Berliner Polizei (63.000 Follower) sucht auf Twitter regelmäßig nach Zeugen von Unfällen oder Schlägereien, aber auch Morden.

Die Bereitschaft von Internetnutzern, Fahndungsmeldungen der Polizei zu retweeten sei „nicht schlecht“, sagt Hauptkommissarin Yvonne Tamborini von der Projektgruppe Neue Medien der Berliner Polizei. „Es gibt diverse Täter, die den Verfolgungsdruck im Internet sehen und sich dann selbst anzeigen — oder ein Nachbar sieht etwas und meldet sich bei uns.“

Die Öffentlichkeitsfahndung wird allerdings erst eingesetzt, wenn die Ermittler sonstige Mittel ausgeschöpft haben — die Staatsanwaltschaft entscheidet, wann sie zulässig ist. Videosequenzen oder Fotos dürfen die Ermittler in den sozialen Netzwerken nicht direkt teilen, sondern nur auf Fahndungsaufrufe verlinken, die auf der Webseite der Berliner Polizei veröffentlicht werden. So soll verhindert werden, dass Bilder und Daten von Verdächtigen außerhalb der staatseigenen Server zirkulieren. Die Polizei soll die Informationen kontrollieren und auch wieder löschen können. Diese Idee bleibt im Internet allerdings utopisch.

Zum versuchten Tötungsdelikt am 25.11.15 gg 21 Uhr in #Neukölln werden #Zeugengesucht https://t.co/uvQZpZPu2f ^yt pic.twitter.com/NONkAniTYa

— Polizei Berlin (@polizeiberlin) 1. Dezember 2015

Die rege Bürgerbeteiligung sorgt auch dafür, dass alte Meldungen oder Falschmeldungen im Netz zirkulieren. „Die Bereitschaft ist so hoch, dass Nutzer ohne zu hinterfragen Meldungen und Aufrufe teilen, die gar nicht von offiziellen Dienststellen stammen“, sagt Andre Wolf von der Plattform Mimikama, die Online-Gerüchte aufklären will.

Auch alten Polizeimeldungen werde zum Teil einfach ein aktueller Charakter gegeben — dann sucht die Crowd etwa nach vermissten Personen, die längst wieder zu Hause sind. Unter Umständen kann die Hilfsbereitschaft also kontraproduktiv sein: wenn sie mehr Aufwand als Unterstützung für die Polizei bedeutet.

In der letzte Folge von „CrimeWatch“ stellte Sonja Peteranderl die Datenjournalisten von NarcoData vor, sie durchleuchten Mexikos Drogenkrieg. 

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