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Die Vorratsdatenspeicherung ist ein Witz, über den wir lachen sollten

von Johnny Haeusler
Der Bundestag hat die Vorratsdatenspeicherung verabschiedet, allen Gegendemos und Aufklärungsversuchen zum Trotz. Johnny Haeusler plädiert deswegen für Protest, der wenigstens Spaß macht.

Es fällt sehr schwer, den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen mit Humor zu begegnen. Denn mit dem Ernst des Lebens spaßt man nicht. Nicht hier.

Dabei wäre es doch viel lustiger, unterhaltsamer und vielleicht sogar wirkungsvoller, mit einem Schuss Anarchie und einer Portion Dadaismus auf den Wahnsinn zu reagieren, der um uns herum passiert. Anstelle von im Kern langweiligen Gegendemonstrationen bei Pegida und anderen neorechten Aufläufen wäre es ja unter Umständen medienwirksamer, die Laternenzüge der „Besorgten“ mit angeklebten Schnurrbärten, Scheitelperücken und „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ singend zu begleiten.

Zusätzliche rote Clownsnasen könnten daraus ein hübsches Spektakel machen, das sicher einige TV-Kameras anzieht. Auf Reporterfragen sollten alle Beteiligten nur mit “Hurz!” antworten. Wer kann, darf das gerollte „R“ benutzen. Der ganze Irrsinn ist doch eh absurdes Theater, man könnte wenigstens etwas Spaß dabei haben.

Es ist nicht leicht, absurder zu sein als die Realität.

Und weil man auch die Netzpolitik der politischen Parteien nicht ernst nehmen kann, stelle ich mir auch in diesem Bereich mehr Mut zur Verwirrung vor. Denn mit dem Versuch der ernsthaften Aufklärung sind die Aktivistinnen und Aktivisten in den letzten Jahrzehnten ganz offensichtlich nicht besonders weit gekommen. Anders kann ich mir die Verabschiedung der neuen Vorratsdatenspeicherung nicht erklären, die eigentlich in Mindestdatenspeicherung umgetauft wurde, obwohl sie eine Höchstspeicherfrist festlegte, weshalb sie inzwischen wieder Vorratsdatenspeicherung genannt wird (mal im Ernst: WTF?).

Weil ich extreme Gewalt ausschließe, bleibt nur extremer Humor.

Meine ursprüngliche Idee zu diesem Thema war, die Stadt mit Zitaten von SPD-Politikerinnen und -Politikern zuzukleben, die im kompletten Widerspruch zur tatsächlichen Politik der Partei stehen. Ich verwarf die Idee jedoch sofort, denn das macht die SPD ja schon selbst. Es ist nicht leicht, absurder zu sein als die Realität. Das können nur wahre Humor-Künstler.

Ich vermisse deswegen Douglas Adams so sehr. Ich wünsche mir den 2001 verstorbenen Autor zurück, der unser Dasein unter anderem durch seine „Per Anhalter durch die Galaxis“-Romane ansatzweise erträglich gemacht hat. Ich möchte ihn als Chronisten dieser Zeiten lesen, auf die man nur noch mit Extremen reagieren kann. Da ich extreme Gewalt ausschließe, bleibt nur noch extremer Humor, und der hätte von Douglas Adams kommen können. Aber er ist ja leider von uns gegangen. Ich hoffe weiterhin, dass er den Humor nicht mitgenommen hat.

Letzte Woche dankte Johnny Haeusler allen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit engagieren. 

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