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Digital ist besser / Wir sind mehr!

von Johnny Haeusler
Eigentlich wollte Johnny Haeusler diese Woche über etwas ganz anderes schreiben — doch dann brannte schon wieder ein Flüchtlingsheim. Umso wichtiger ist es heute, die andere Seite zu zeigen: Zeit für ein Dankeschön an alle, die sich den Fremdenfeinden entgegenstellen.

In der Nacht zum Montag — eine andere Version dieser Kolumne war längst abgegeben — brannte erneut eine geplante Unterkunft für hilfesuchende geflüchtete Menschen ab, diesmal in Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern. Die Ursache ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen ungeklärt, aber ehrlich: Was erwarten wir? Glaubt irgendjemand nach über 500 Anschlägen in 2015 wirklich, dass irgendein Teenager rauchend an dem betroffenen Gebäude vorbeigelaufen und es zu einem bedauerlichen Unfall gekommen ist?

Und selbst wenn es diesmal ein solcher Unfall gewesen sein sollte: Ich bin die Meldungen über brennende Unterkünfte für Asylbewerberinnen und -bewerber ebenso leid, wie hoffentlich alle, die diese Zeilen lesen. Und ich bin genauso machtlos. Ich finde einfach keine Antwort auf die Frage, wie man mit Mitmenschen umgehehen kann, die das Gespräch meiden und an denen vertrauenswürdige Quellen und echte Argumente abprallen, weil sie nicht in ihr selbstgestricktes Bild voller kruder Verschwörungstheorien passen. Und die in letzter Konsequenz tatsächlich glauben, dass sie mit Hass und Gewalt ihre kleine Welt zu einem ihrer Meinung nach „besseren“ Ort machen könnten. Ich weiß nicht, wie man gegen Gewalt vorgeht, ohne selbst Gewalt anzuwenden, was nur zu weiteren Eskalationen führen würde.

Ich weiß also vieles nicht, aber einer Sache bin ich mir sehr sicher: Dass ich mich nicht an Nachrichten von Brandanschlägen und anderen Gewalttaten gegen Hilfesuchende gewöhnen werde, und dass ich meine beschränkten Mittel weiterhin dafür nutzen werde, meine eigene Position klarzustellen.

Das ist nicht viel, aber es bleibt nötig. Weshalb diese Ausgabe einer Kolumne, in der es eigentlich um Technologie und Gesellschaft im weitesten Sinne geht, ein Dankeschön an alle ist, die sich ebensowenig mit den erwähnten Meldungen arrangieren wollen. Sie ist ein Dankeschön an Leute wie Enno Bunger, der seine künstlerischen Mittel nutzt, um sich zu beschweren. Und ein Dankeschön an Menschen, die auf Twitter mitten in der Nacht von Bränden berichten und sich sofort auf den Weg machen, um gegebenenfalls Hilfe leisten zu können.

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Sie ist ein Dankeschön an die vielen anderen Menschen, die ich täglich lese, höre und spreche, die nicht in eine „Das Boot ist voll“-Rhetorik verfallen wollen, die es nicht für sinnvoll halten, wieder Mauern zu errichten, und die es ebenso für eine unverschämte Verharmlosung halten, einen der größten Massenmörder der Geschichte verniedlichend den „größenwahnsinnigen Adolf“ zu nennen.

An euch alle: Bleibt laut, bleibt wach, bleibt menschlich. Nicht zuletzt, um Solidarität zu zeigen. Denn wir sind nicht nur viele, sondern wir sind mehr. 

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