Schon Anfang 2016 hieß es, Twitter wolle das 140-Zeichen-Limit und damit auch sein ursprüngliches Alleinstellungsmerkmal aufheben. 10.000 Zeichen waren es damals, die das Unternehmen denen versprache, die viel zu sagen haben. Der Haken: Es handelte sich um Texte, die als Foto-Anhang zum eigentlichen Tweet hinzukamen. Nicht wirklich das, was die sich wünschten, die oft an dem 140-Zeichen-Limit herumnörgelten.
Dann wurden in die Tweets eingebundene Fotos und Links von der Gesamtzeichenanzahl ausgenommen — ein Zugeständnis an die Nutzer, die sich durchaus immer schon mal an der 140-Zeichen-Grenze gestoßen hatten.
Nun sollen laut Produktmanagerin Aliza Rosen Tests mit 280 Zeichen langen Tweets durchgeführt werden: Eine ausgewählte Nutzergruppe darf also längere Beiträge veröffentlichen.
Als Hauptgrund steht in dem Blogbeitrag eine Erkenntnis, die Twitter denn doch recht spät kommt: Nicht in jeder Sprache sei es elgant möglich, sich an die 140 Zeichen zu halten. Nach der Auswertung von Nutzerstatistiken sei Twitter zu dem Schluss gekommen, dass die Begrenzung viele potenzielle Nutzer abschrecke — abhängig davon, in welcher Sprache sie schreiben. So fiele es Twitter-Anwendern aus Korea, China oder Japan beispielsweise im Durchschnitt einfacher, sich kurzzufassen. Daher läuft der Test in diesen Landessprachen auch erst einmal nicht an.
Twitter-CEO Jack Dorsey nutzte die Erweiterung der Zeichenzahl gleich, um seine eigene Begründung zu twittern: Die 140 Zeichen seien seinerzeit eine relativ wahllose Festlegung gewesen, daran orientiert, dass SMS zu der Zeit noch 160 Zeichen hatten. Warum also nicht mal das ändern, was inzwischen natürlich längst als gesetzt galt – „a small change but a big move for us“, so Dorsey.
Ob die Erweiterung des Zeichenlimits tatsächlich für alle Nutzer ausgerollt wird, hängt von den Ergebnissen des Tests ab. Für Twitter ist die angestrebte Veränderung einer der zahlreichen Versuche, der anhaltenden Krise entgegenzuwirken: Die Nutzerzahlen sind vor allem im Vergleich zu anderen Social-Media-Anbietern nicht zufriedenstellend, was sich auch auf den Börsenwert des Unternehmens auswirkt.