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Italien bekommt einen eigenen Weltraumbahnhof

von Michael Förtsch
Virgin Galactic will alsbald Touristen an den Rand zum Weltraum bringen. Geschehen soll das auch von Italien aus. Denn dort will das Unternehmen von Milliardär Richard Branson nun einen Raumbahnhof bauen.

Erst Ende Mai hatte das Virgin-Galactic-Raumschiff VSS Unity seinen zweiten erfolgreichen Testflug absolviert. Das schlanke Raketenvehikel ist der Nachfolger des SpaceShipTwo-Raumschiffs VSS Enterprise, das im Oktober 2014 abstürzt war. Wie Virgin-Galactic-Gründer Richard Branson sagte, wäre das Unternehmen nun nur noch „irgendwas zwischen zwei oder drei“ weitere Testflüge davon entfernt, die ersten Passagiere zu transportieren. Das soll nicht nur vom Spaceport America in New Mexico aus geschehen. Denn auch in Süditalien will der britische Milliardär einen Raumbahnhof aufbauen.

Als Standort haben sich Virgin Galactic und die italienische Luftfahrtbehörde Ente Nazionale per l’Aviazione Civile die 200.000-Einwohnerstadt Tarent in Apulien ausgeschaut. Der Spaceport soll dort an den bestehenden Flughafen Taranto-Grottaglie angegliedert werden. Für den Betrieb und die zukünftigen Raumfahrtabenteuer hat Virgin Galactic zudem eine Partnerschaft mit den italienischen Raumfahrtunternehmen Sitael und Altec Aerospace Logistics, der der italienischen Raumfahrtbehörde und dem Militär- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space gehört, geschlossen.

Bereits seit Jahren geplant?

Über zwei Jahre hätte der Planungs- und Verhandlungsprozess schon gedauert. Gebaut werden soll der Grottaglie Spaceport – so der vorläufige Name – vom Virgin-Galactic-Schwesterunternehmen The Spaceship Company, das sonst die Trägerflugzeuge White Knight als auch die SpaceShipTwo-Raumschiffe produziert. Aber auch Sitael und Altec sollen sich an der Planung und dem Aufbau beteiligen.

Ebenso soll eigens für den italienischen Raumbahnhof ein Raumschiff konstruiert werden, das sowohl Touristen ins All bringen aber gleichsam für Forschungsprojekte von Kunden genutzt werden kann – wie beispielsweise die italienischen Raumfahrtbehörde oder auch Universitäten und Forschungsverbände. Dabei wird es sich wohl um eine neue Fassung des SpaceShipTwo handeln, das per Trägerflugzeug von einer Rollbahn starten und gleich einem Space Shuttle selbsttätig landen kann.

Kein Datum für den ersten Flug

„Von der Renaissance bis zu den modernen Weltraumwissenschaften: Italien war immer das zu Hause von großen Erfindern und Ideen, die das menschliche Leben beeinflussten“, sagt Richard Branson. „Diese Partnerschaft könnte dazu führen, dass Virigin Galactic den ersten Menschen von italienischem Boden in das Weltall bringt – oder sogar von europäischem Territorium überhaupt.“

Tatsächlich könnte der Weltraumbahnhof Italien zu einem neuen europäischen Hotspot für die Luft- und Raumfahrt machen. Andererseits: So enthusiastisch Richard Branson auch ist, einen Zeitplan, Konzeptbilder oder eine Ankündigung eines konkreten Baubeginns oder Erstfluges gibt es noch nicht.

Wenn Virgin Galactic seiner Tradition treu bleibt, könnte beides auch noch weit in der Zukunft liegen. Denn die ersten Passagierflüge von Virgin Galactic hätten eigentlich schon vor über fünf Jahren stattfinden sollen. Branson selbst hatte einst gesagt, dass er bei einem Debutflug im Jahre 2013 dabei sein würde – der bisher nicht stattfand.

Nicht der einzige Spaceport

Italien ist derzeit nicht das einzige Land, das durch einen Weltraumbahnhof zu einem Dreh- und Angelpunkt der privaten Raumfahrtindustrie werden will. Neuseeland hat mit dem Rocket Lab Launch Complex 1 einen Raketenbahnhof, auf dem am 25. Mai 2017 die erste Rakete startete.

Großbritannien hatte 2014 angekündigt, einen Weltraumbahnhof ins Land holen zu wollen. Insgesamt acht mögliche Standorte seien dafür ausgesucht worden. Darunter die Flughäfen Glasgow Prestwick und Campbeltown, die gerne in Zukunft auch Raumschiffe und Raketen ins All bringen würden. Virgin Galactic hatte sich zudem für das schottische Lossiemouth stark gemacht. Allerdings stocken die Pläne, die vorsahen, das bereits 2020 die ersten Raumschiffe starten sollten. Denn die Brexit-Verhandlungen verzögern derzeit die Be- und Aufarbeitung der nötigen Gesetze.

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