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Ist der „Krypto-Bürgerkrieg“ für den Bitcoin-Crash verantwortlich?

von Patrik und Andre Eberle
Der Bitcoin steckt in der Krise. Seit Mitte November ist sein Kurs regelrecht eingebrochen – und liegt nun mehr als 80 Prozent unter einstigen Höchstwerten. Wie lässt sich das erklären? Und ist ein so starker Wertverlust eigentlich noch normal? Unsere Kolumnisten Patrik und Andre Eberle von Coincierge geben Antworten.

Bis zum 14. November schien die Bitcoin-Welt noch in Ordnung. Der Kurs war in den drei Monaten davor nicht unter die Marke von 6000 US-Dollar gefallen. Volatilität? Fehlanzeige. Bitcoin war stabil, fast schon langweilig geworden. Doch in dieser Nacht sollte der Alptraum beginnen. Innerhalb von nur 24 Stunden fiel Bitcoin um rund 1000 Dollar. Der bisherige Jahrestiefstand von 3585 Dollar wurde erreicht. So wenig war Bitcoin zuletzt im September 2017 wert. Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen sank dramatisch. Welche Gründe gibt es für diese Trendwende?

Um Bitcoin Cash tobt ein „Bürgerkrieg“

Ein Grund dafür könnte der ausgebrochene „Bürgerkrieg“ um Bitcoin Cash sein. Alle sechs Monate führt Bitcoin Cash ein Upgrade durch, um die Technologie der digitalen Währung zu verbessern. Normalerweise ist der Großteil der Bitcoin-Cash-Community mit diesen Änderungen einverstanden – nicht so am 15. November 2018. Im Vorfeld des Updates hatten sich zwei Lager gebildet, die um die Vorherrschaft bei der Kryptowährung kämpften. Daher splittete sich Bitcoin Cash am 15. November in zwei digitale Währungen auf. Beim Streit ging es nur scheinbar um technische Details.

Das so genannte ABC-Lager wurde von Roger Ver, Jihan Wu und John McAfee unterstützt. Sie vertraten den Standpunkt, dass man Bitcoin Cash nur schrittweise und vorsichtig ändern sollte, um die Sicherheit der Kryptowährung nicht zu gefährden. So schlugen sie unter anderem vor, die aktuelle Blockgröße beizubehalten. Das SV-Lager wurde von Craig Wright – der sich selbst gern als Satoshi Nakamoto bezeichnet, ohne Beweise dafür zu liefern – und Calvin Ayre unterstützt. Sie wollten die Blockgröße von derzeit 32 MB auf 128 MB anheben, um mit anderen Kryptowährungen Schritt halten zu können.

Es gab also echte Differenzen zwischen den Lagern. Doch diese hätten leicht überwunden werden können, hätte man gemeinsam an einer Lösung gearbeitet. Aber das war nicht im Sinne der Kontrahenten. Ein Bitcoin-Cash-Softwareentwickler meinte, dass beide Seiten „keine Änderungen“ wollten, die die Konkurrenten vorschlagen, „egal wie sinnvoll“ diese schienen. Es gehe nur darum, die eigenen Änderungen durchzusetzen, um die Macht über Bitcoin Cash zu erlangen.

Im Krieg um Bitcoin Cash schien es keine Regeln zu geben.

Im Krieg um Bitcoin Cash schien es keine Regeln zu geben. Es wurden alle schmutzigen Tricks angewandt. Craig Wright, der für seine Wutausbrüche und Anschuldigungen bekannt ist, ging sogar so weit, die andere Seite zu beschuldigen, „Kiddie-Pornoseiten und Silk Road 2.0“ zu befürworten. Außerdem drohte er an, alle Unterstützer der Gegenseite zu verklagen oder auch, dass er den Bitcoin-Kurs abstürzen lässt.

Dieses Drama sorgte für Aufruhr innerhalb der Kryptoszene. Börsen warnten daraufhin vor einer Investition in diese „neuen“ Währungen und der Bitcoin-Cash-Kurs ging steil nach unten. Schlussendlich warf die SV-Partei das Handtuch, Bitcoin (Cash) ABC wurde zu Bitcoin Cash und Bitcoin SV ist jetzt eine eigenständige Kryptowährung. Wegen des Krypto-Bürgerkriegs herrschte also Verwirrung und Panik am Markt. Womöglich war das der Auslöser für den Einbruch. Zudem wird vermutet, dass beide Seiten Unmengen an Bitcoin verkauft haben, um die Oberhand zu behalten. Aufgrund der Pseudonymität von Bitcoin ist das jedoch nur schwer nachzuweisen.

Welche Rolle spielte Bakkt?

All das, gepaart mit der geringen Volatilität und dem gesunkenen Handelsvolumen der Kryptowährungen im Allgemeinen, führten wohl dazu, dass der Bitcoin-Kurs und andere Krypto-Kurse einstürzten. Diese gefährliche Mischung sorgte für negative Emotionen. Angst und Panik standen und stehen an der Tagesordnung. Das wiederum könnte dazu führen, dass Panikverkäufe den Krypto-Markt weiter stürzen könnten.

Der Hard-Fork bei Bitcoin Cash gilt als wahrscheinlichster und plausibelster Grund für die Krise. Doch es gibt Stimmen, die teilen diese Ansicht nicht. Sie führen die Krise auf Bakkt zurück. Am 20. November gab Bakkt nämlich bekannt, dass der Start ihrer Handelsplattform für Bitcoin verschoben wird. Statt wie geplant am 12. Dezember 2018 soll der Handel erst am 24. Januar 2019 starten. Bakkt möchte mit dieser Verzögerung nach eigenen Angaben sicherstellen, dass die Kunden „am ersten Tag handeln können“, ohne dass unerwartete Probleme auftreten. Das Unternehmen benötige Zeit, „um alle Teile an Ort und Stelle zu bringen“. Obwohl die Bekanntgabe der Terminverschiebung erst Tage nach dem Bitcoin-Einbruch veröffentlicht wurde, gehen einige (Verschwörungs-)Theoretiker davon aus, dass die Verzögerung für den Einbruch verantwortlich war. Da die Auswirkungen von Bakkt auf den Bitcoin-Markt noch unklar sind, ist es wohl verfrüht zu behaupten, dass diese Verzögerung eine derartige Auswirkung auslösen konnte.

Das einzige, was man jedoch mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Bitcoin (Kurs) in einer lang anhaltenden Krise steckt. Seit dem Allzeithoch im Dezember 2017 ist Bitcoin um mehr als 80 Prozent gesunken, andere Kryptowährungen erwischte es sogar noch härter. Derzeit schwankt Bitcoin zwischen 3.600 und 4.200 Dollar, umgerechnet sind das rund 3.200 und 3.700 Euro. Aber Kurseinbrüche sind bei Bitcoin keine Seltenheit. Seit 2010, als Bitcoin erstmals ein realer Gegenwert zugesprochen wurde, gab es etliche Einbrüche.

Bitcoin hat schon früher Einbrüche weggesteckt

Allein in den letzten sechs Jahren ist Bitcoin mehrere Male um mehr als 40 Prozent gefallen. Einige Beispiele verdeutlichen das: Vom 17. Auf den 19. August 2012 stürzte der Kurs um fast 57 Prozent, vom 10. bis zum 12. April 2013 um über 80 Prozent und vom 2. bis 15. September 2017 um über 40 Prozent ab. In der Vergangenheit konnte Bitcoin die Einbrüche überwinden und es konnten neue Höchststände erreicht werden. Aus diesem Grund jetzt Bitcoin zu kaufen, wäre jedoch fatal. Vergangene Kurssteigerungen garantieren keine zukünftigen Erfolge! Kryptowährungen sind hochriskant und volatil. Zudem ist es möglich, dass diese andauernde Korrektur die für Bitcoin schlimmste wird.

Patrik und Andre Eberle

Patrik und Andre Eberle

von GQ

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