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Mehrere Startup-Investoren treten nach Sexismus-Vorwürfen zurück

von Elisabeth Oberndorfer
Zunehmend mehr Frauen in der Tech-Branche thematisieren, wie sie Diskriminierung und Sexismus ausgesetzt sind. Bei Uber hat das bereits zu einem Management-Umbau geführt. Nun musste auch der Chef eines berühmten Startup-Inkubators gehen.

Sexuelle Diskriminierung und Belästigung sind in der Startup-Szene ein inzwischen bekanntes Problem. Doch erst nach dem Fall Uber bekommt das Thema mehr Aufmerksamkeit. Der Blogpost einer ehemaligen Uber-Mitarbeiterin über die sexistischen Arbeitsbedingungen hatte interne Ermittlungen veranlasst, die zu zahlreichen Entlassungen und einem Management-Wechsel führten. Mittlerweile sprechen immer mehr Frauen aus der Tech-Branche über ihre Erfahrungen.

Die New York Times veröffentlichte am Wochenende einen Bericht, in dem mehrere Frauen Investoren unangemessenes Verhalten, ungewünschte Berührungen und diskriminierende Aussagen vorwerfen. Einer der Beschuldigten ist Dave McClure, Gründer des Inkubators 500 Startups. Dabei hatte sich sein Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit besonders damit geschmückt, auf Diversität zu achten.

McClure soll, so der Vorwurf, unter anderem einer Bewerberin anzügliche Kommentare per Facebook Messenger geschickt haben. 500 Startups informierte die New York Times, dass man von McClures Verhalten in den vergangenen Wochen gehört und ihn als CEO abgelöst habe. Seine Rolle übernimmt die Mitgründerin des Inkubators, Christine Tsai. Der Ex-CEO entschuldigte sich öffentlich und bezeichnete sein Verhalten als ahnungslos, eigennützig und dreist. 

Er bezeichnete sein Verhalten als ahnungslos, eigennützig und dreist

Ein weiterer Investor, der in dem Medienbericht namentlich genannt wird, ist Chris Sacca. Er ist als früherer Twitter- und Uber-Investor bekannt und hat durch seine Teilnahme bei der TV-Show Shark Tank im Silicon Valley Promi-Status. Sacca soll eine Frau bei einer Veranstaltung unangemessen im Gesicht berührt haben, er weist die Anschuldigung jedoch zurück. Einen Tag vor der Veröffentlichung in der New York Times machte Sacca in einem Blogpost sein unfaires Verhalten gegenüber Frauen selbst zum Gesprächsthema. Jetzt wird ihm vorgeworfen, diese selbstkritischen Zeilen nur geschrieben zu haben, um dem Artikel in der Times vorzugreifen. 

Auch Binary Capital sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert und musste Konsequenzen ziehen. Justin Caldbeck, einer von zwei Partnern der Venture-Capital-Firma (VC), trat vergangene Woche nach öffentlichen Anschuldigungen zurück. Auch sein Partner ist mittlerweile zurückgetreten, der neue Startup-Fonds des Geldgebers ist Geschichte. Hinzu kommt eine Klage einer ehemaligen Mitarbeiterin von Binary Capital wegen sexueller Belästigung.

Als Grund für das lange Schweigen nennen betroffene Frauen die Angst, keine Zukunft mehr im Silicon Valley zu haben, wenn die Investoren ihre Macht ausspielen. Bedrohungen gab es laut den Stellungnahmen der Gründerinnen mehrmals. Die Firmen, die mit den beschuldigten Investoren Geschäfte machen, bedauern gegenüber der New York Times, nicht richtig gehandelt zu haben.

Nur zwei Prozent des Risikokapitals fließt an weibliche Gründer

Auch ohne sexuelle Belästigung gibt es bei Investorengesprächen noch immer Unterschiede zwischen frauen- und männergeführten Startups, wie eine neue Studie des Harvard Business Reviews zeigt. Männer werden demnach eher nach dem Potenzial für Gewinne, Frauen nach dem Potenzial für Verluste gefragt. Die tendenziösen Fragestellungen haben die Studienautoren sowohl bei männlichen als auch weiblichen Investoren bemerkt. Die verzerrte Bewertung ist laut Harvard Business Review ein Grund dafür, dass nur zwei Prozent des Risikokapitals an weibliche Unternehmerinnen fließt. 

Die Sexismus-Debatte in der Tech-Branche steht laut Aileen Lee, Gründerin der VC-Firma Cowboy Ventures, erst am Anfang: „Mehr traurige Geschichten über das inakzeptable und unprofessionelle Verhalten in der Branche, die uns noch mehr anpissen werden, werden in den nächsten Wochen hervorkommen”, sagte die Investorin im Rahmen der Female-Founders-Konferenz des Startup-Inkubators Y Combinator. 

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