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Digitale Handschrift brauch Geduld: Das Moleskine Smart Writing Set im Test

von Elisabeth Oberndorfer
Die Notizbuch-Kultmarke Moleskine versucht einmal mehr, ihr Produktangebot zu digitalisieren. Mit Evernote hat das Unternehmen schon 2012 sein erstes smartes Notizbuch vorgestellt. Jetzt packt Moleskine den Smartpen von Neo in sein Smart Writing Set, handschriftliche Notizen sollen in einer eigenen Notiz-App gespeichert werden. Den Arbeitsalltag erleichtert Moleskine damit allerdings nicht, wie Elisabeth Oberndorfer im Test herausfand.

Das Moleskine Smart Writing Set, das seit einigen Wochen für 229 Euro im Handel erhältlich ist, besteht aus dem Neo Smartpen N2, einem Moleskine-Notizbuch im Tablet-Design und einem USB-Kabel zum Aufladen des Stiftes. Der Hersteller bezeichnet sein Notizbuch als Paper-Tablet, weil die abgerundeten Blätter über das Cover hervorstechen.

Das mag vielleicht ein netter Anblick sein. Wer sein Geld allerdings mit Schreiben verdient und deswegen sein Notizbuch immer in der Handtasche herumfliegen hat, wird sich bald über verschmutzte Papierkanten ärgern. Hier wäre ein funktioneller Ansatz und ein klassisches Buchformat besser gewesen als die gezwungene Nachbildung eines Tablets.

Die Papierblätter haben wegen des Rasters, das für die digitalen Aufnahmen notwendig ist, einen grauen Schimmer und fühlen sich etwas grober an als das Papier, das Moleskine bei herkömmlichen Büchern verwendet. Der Smartpen muss vor dem ersten Gebrauch per USB-Kabel aufgeladen werden. Damit das Smart Writing Set überhaupt genutzt werden, ist eine App erforderlich. Dabei stellt sich die erste Herausforderung – zumindest für Android-Nutzer.

Denn während Moleskine für iOS eine eigene Note-App anbietet, die das smarte Notizbuch unterstützt, muss beim Google-Betriebssystem auf die App des Smartpen-Herstellers zurückgegriffen werden. Das erfährt der Kunde allerdings nur in den Tiefen der FAQs. Über die Bluetooth-Verbindung erkennt Neo Notes dann den Smartpen und auch das Notizbuch, sobald in dieses geschrieben wird. Die App speichert das Moleskine-Buch als „Paper Tablet“ ab. Besteht gerade keine Bluetooth-Verbindung, ruft Neo Notes den Speicher des Eingabestifts einfach später ab.

Der Stift wird mit einem Power-Knopf eingeschaltet, aktiviert sich aber auch selbst, sobald mit ihm geschrieben wird. Dieser Schritt passiert erstaunlich schnell und ohne große Verzögerung. Auf dem Smartphone-Bildschirm kann nachverfolgt werden, wie die App die Schrift in Echtzeit überträgt. Der direkte Versand einer Buchseite per Email funktioniert mit dem Tippen auf das Kuvert-Symbol am oberen Rand einwandfrei.

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Mit Neo Notes lassen sich Farbe und Stärke der Schrift ändern – was brauchbar für alle ist, die in ihrem smarten Notizbuch Scribbles digitalisieren wollen. Die Aufzeichnungen können nachträglich auch bearbeitet werden. Das funktioniert allerdings nicht so flüssig wie die Übertragung der Handnotizen und erfordert etwas Geduld. Wer etwas löschen will, muss die betroffene Stelle mit einem Rechteck markieren und löscht damit oft mehr als geplant.

Ein Verkaufsargument für das smarte Moleskine-Notizbuch ist das Feature, das die Handschrift transkribieren und in Text umwandeln soll. Im WIRED-Test war diese Funktion jedoch ein Reinfall. Zugegeben, die schönste Handschrift habe ich nicht, doch die Notes-App liegt mit ihren Interpretationen weit daneben. Auch der Wechsel zwischen dem deutschen und englischen Sprachpaket bringt keine guten Ergebnisse. Vielleicht haben Rechtshänder mehr Glück.

Damit bleiben als Hauptfunktionen des Smart Writing Sets nur das digitale Ablegen der Notizen und das rasche Versenden und Teilen in verschiedenen Dateiformaten. Diese können zwar den Arbeitsalltag erleichtern, der Preis des neuen Moleskine-Pakets spricht allerdings nicht dafür. Der Einzelpreis des Neo Smartpen N2, der sehr gut reagiert, liegt bei 199 Euro. Das Papier-Tablet verkauft Moleskine für 29,90 Euro. So viel kostet auch das smarte Evernote-Notizbuch.

Moleskine hat zum gleichen Preis auch ein Buch für den Smartpen-Anbieter Livescribe im Angebot. Dieser Stift ist etwas billiger als der Neo Smartpen erhältlich. Evernote empfiehlt für die Übertragung der Moleskine-Notizen den Eingabestift Jot Script 2.0, der in Deutschland 74,35 Euro kostet. Wer seine Notizen digital ablegen will, steigt wahrscheinlich mit einem selbst zusammengestellten System billiger aus. Unpraktisch ist auch, dass die Aufnahmen des Smart Writing Sets in der eigenen App landen. Hier wäre ein direkter Transfer zu Google Drive oder auch Evernote wünschenswert.

Im Überblick:

● Moleskine vereint eine empfehlenswerte Smartpen mit einem Papier-Tablet.
● Die Echtzeit-Übertragung und das Speichern in verschiedenen Formaten funktioniert einwandfrei.
● Nachholbedarf gibt es beim Umwandeln der Handschrift in Text, das Tablet-Format des Notizbuches ist im Alltag unpraktisch.
● Für die Digitalisierung von Notizen gibt es auch billigere Lösungen. 

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