Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Eine Fahrt im autonomen Ford Fusion

von GQ
Auch Ford plant eine Flotte selbstfahrender Autos, geht aber im Vergleich zur Konkurrenz seinen ganz eigenen Weg. WIRED durfte schon mal in einem der autonomen Wagen mitfahren.

Bis 2021 will Ford eine Flotte von selbstfahrenden Autos bauen, die ohne Lenkrad, Bremspedale oder andere Instrumente auskommen, welche dem Fahrer die Kontrolle des Wagens ermöglichen. Im Hauptsitz des Unternehmens in Dearborn, Michigan machte WIRED UK eine Testfahrt in einem der autonomen Fahrzeuge, um herauszufinden, ob und wie diese sich gegen die Konkurrenzmodelle von Tesla und Google behaupten können.

Von einem autonomen Wagen kutschiert zu werden, fühlt sich in etwa so an wie als Beifahrer mit einem älteren Familienmitglied am Steuer. Der Ford Fusion navigierte sich gemächlich durch die halböffentlichen Straßen des Firmen-Campus. Das Hybridauto, Modell „Vorsichtiger Fahrer“, lässt anderen Fahrzeugen den Vortritt und wartet an Fußgängerüberwegen nicht nur, bis die Passanten von der Straße sind, sondern so lange, bis das Ampelsignal komplett erloschen ist.

Das Auto bewältigte im Test eine Vielzahl an Situationen im normalen Straßenverkehr, wie das Verhalten an Kreuzungen, gegenüber Fußgängern und beim Linksabbiegen – alles mit sichtbarer Ruhe. Der Ford-Ingenieur Ghassan Atmeh musste das Auto auf der 2,4 Kilometer langen Strecke immerhin einmal eigenhändig unter Kontrolle bringen. Gegenüber WIRED sagte er, in zweifelhaften Situationen schalte das Fahrzeug automatisch in einen defensiven Modus. „Falls ein anderer Verkehrsteilnehmer die Straße für sich beansprucht, stoppt es und lässt den Fußgänger, Rad-, Motorrad- oder Autofahrer vorbei.“

Eine in schönstmöglicher Weise uninteressante Fahrt

In der fraglichen Situation lief der Passant in dieselbe Richtung wie unser Auto. Der Ford Fusion bremste zwar ab, um sich der Geschwindigkeit des Menschen anzupassen, machte jedoch keinerlei Anstalten, ihn zu überholen, obwohl die Straße vor ihm komplett frei war.

Das bemerkenswerteste an unserer Fahrt war die Tatsache, wie normal sie sich anfühlte. Bevor ich einstieg, sah ich dem Wagen in die Augen beziehungsweise Scheinwerfer und versuchte, diesen Klotz aus Stahl und Plastik einzuschüchtern, damit er auch ja vorsichtig mit meinem Leben umgeht. Doch darum musste ich mich gar nicht sorgen. Die Fahrt verlief kontrolliert, geschmeidig und – in der schönstmöglichen Art und Weise – einfach uninteressant.

Zugegeben, die Ingenieurskunst, die in solche Fahrzeuge fließt, ist alles andere als gewöhnlich. Jedes Auto der Ford-Flotte – aktuell sind es nur zehn – ist mit vier LiDAR-Sensoren ausgestattet, mit denen Rückschlüsse auf die Geschwindigkeit und Position von beweglichen Objekten in der unmittelbaren Umgebung des Autos gezogen werden, um Unfällen vorzubeugen. Mit einer 3D-Karte erkennen die Laser-Sensoren Objekte in einem Radius von 80 Metern. Jeder LiDAR-Sensor scannt dafür 750.000 einzelne Punkte pro Sekunde und füttert damit die Datenbank im zentralen Fahrzeugcomputer, der auf dieser Basis seine Entscheidungen zum weiteren Fahrtverlauf trifft.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++ 

„LiDAR ist essenziell, weil es nur mit einem aktiven Sensor möglich ist, die benötigte Distanz des Fahrers zu beweglichen Objekten zu erkennen“, sagte Ken Washington, Vice President of Research and Advanced Engineering bei Ford, im Gespräch mit WIRED.

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

Die LiDAR-Technik, die auch in Googles eigenen selbstfahrenden Autos verwendet wird, ist von zentraler Bedeutung für Fords autonome Ambitionen. Im August tat sich der Hersteller mit Baidu zusammen und investierte 150 Millionen Dollar (etwa 134 Millionen Euro) in Velodyne, ein Startup, das LiDAR-Sensoren produziert. „Die nächste LiDAR-Generation wird ihre Tastweite mehr als verdoppeln können“, sagte Washington. Damit würden die Sensoren Objekte in bis zu 160 Meter Entfernung scannen können.

Die autonomen Fahrzeuge nutzen außerdem eine Kombination von anderen Sensortechnologien, um ein Bild ihrer Umgebung zu entwerfen. Sechs fahrzeugeigene Kameras erfassen die Farbe von Verkehrszeichen und Ampeln, während Radarsensoren, die auch Tesla in seinen halbautonomen Wagen verwendet, andere Vehikel auf der Straße aufzeichnen.

Im Gegensatz zu Tesla jedoch plant Ford noch nicht, diese Technologie auch in seine kommerziellen Fahrzeuge zu übernehmen. Das Ziel des Unternehmens ist es, bis 2021 eine Flotte von fahrerlosen Ridesharing-Autos zu bauen. (Mehr zum Thema fahrerlose Taxis) „Autos haben einen ziemlich großen Radar-Fingerabdruck, und Radar ist als Technik gut für die Identifizierung und Erfassung von anderen Fahrzeugen zu gebrauchen“, sagte Washington.

Unser Ziel ist es, den Fahrer entbehrlich zu machen

Ken Washington, VP Research and Advanced Engineering bei Ford

Ford beteiligte sich bereits Anfang September am Ridesharing-Markt, als es den jungen, aber erfolgreichen Shuttle-Service Chariot kaufte, der vor zwei Jahren in San Francisco gegründet wurde und seinen Nutzern in der ganzen Stadt Minivans zur Verfügung stellt. Washington sagte, dass, obwohl die horrenden Kosten selbstfahrende Autos noch unattraktiv machten, die Einsparung der Gehälter für menschliche Taxifahrer die günstigere, fahrerlose Ride-Sharing-Strategie fördere. „Unser Ziel ist es, den Fahrer entbehrlich zu machen.“ In welcher nordamerikanischen Stadt die fahrerlosen Taxen als erstes eingesetzt werden, ist noch nicht bekannt.

Während Apple, Google, Uber und die Mehrheit der großen Automobilhersteller sich ein Rennen um die Entwicklung der selbstfahrenden Technologie liefern, wählt Ford den gemäßigteren Weg. „Uns geht es nicht darum, der Erste zu sein“, bestätigte Washington. „Was wir wollen, ist eine gute und solide Technologie, die sicher und verlässlich ist.“

Ganz vom Lenkrad verabschieden möchte sich Ford aber anscheinend noch nicht. „Gha übernimmt jetzt das Steuer“, sagte der Ingenieur im Beifahrersitz, als der Fußgänger auf der Testfahrt nicht überholt wurde. „Das war nicht Teil des Plans.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED UK.

GQ Empfiehlt