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Wieso John McAfee 85.000 Euro für einen Tweet verlangt

von Michael Förtsch
Der berüchtigte Antivieren-Pionier John McAfee fällt seit Jahren immer wieder negativ auf. Zuletzt dafür, dass er eher fragwürdige Kryptowährungen über Social Media promotet hat. Wenn John McAfee über eine Währung twittert, dann steigt ihr Kurs. Das zumindest glauben viele Krypto-Fans. Was solch ein Werbetweet kostet, hat McAfee jetzt öffentlich gemacht.

Bereits vor 24 Jahren hat John McAfee das nach ihm benannte IT-Sicherheitsunternehmen verlassen. Seitdem hat er vor allem mit zahlreichen Skandalen, Mord- und Vergewaltigungsvorwürfen, Gerüchten um Geldprobleme, vermeintlichen Aufdeckungen von Sicherheitslücken in Android und einer bizarren Bewerbung als US-Präsident für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile hat John McAfee sich selbst zum „Kryptovisionär“ ernannt und mit dem McAfee Crypto Team ein Unternehmen gegründet, das für neue Kryptowährungen werben und deren Gründer beraten will.

Unter anderen will McAfee Strategieanalysen durchführen, bei der Erstellung von Whitepapern helfen und Verbindungen zur Industrie oder potentiellen Partnern herstellen. Aber vor allem möchte McAfee seine Popularität nutzen, um Aufmerksamkeit für die Währung zu schaffen. Und zwar bei seinen 813.000 Twitter-Follwern, die er zum Kauf neuer Kryptowerbungen bewegen will.

Das macht John McAfee aber natürlich nicht umsonst. Stattdessen verlangt der Software- und IT-Entwickler für jeden Werbe-Tweet 105.000 US-Dollar (umgerechnet 85.000 Euro). Diesen Betrag rechtfertigt er mit der „Power des McAfee-Effekts“ und der Zusammensetzung seiner Twitter-Follower. Über 700.000 davon würden mindestens einmal im Monat mit Kryptowährung handeln und davon 154.000 sogar täglich. Mehr als die Hälfte des Gesamtvolumens aller Kryptowährungen wäre im Besitz derjenigen, die ihm auf Twitter folgen. Alles Behauptungen, die McAfee nicht belegt und die auch eher unwahrscheinlich erscheinen.

Ein Beispiel für ein Werbetweet von John McAfee :

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Tatsächlich korrespondieren McAfees Tweets jedoch durchaus mit Wertsteigerungen. Als der IT-Unternehmer über Burst Coin, Digibyte, Electroneun und SAFEX twitterte, stiegen deren Werte kurzzeitig um 50 bis zu 350 Prozent. Die Motivation für eine Kryptowerbung zu werben, könnte bei McAfee jedoch auch ganz anders sein: Es wird gemutmaßt, dass er an einem Pump-and-dump-Betrug beteiligt ist. In Discord- und anderen Messenger-Kanälen organisierte sich dafür Gruppen von mehreren Tausend Mitgliedern, um zeitlich koordiniert in wenig bekannte Kryptowährungen zu investieren.

Wird solch ein Ereignis entsprechend beworben, dann steigt durch die plötzliche Nachfrage abrupt der Kurs der Währung. Wenig später verkaufen dann die Organisatoren, um möglichst hohe Gewinne einzufahren. Wer zu spät einsteigt, hat dann das nachsehen und macht große Verluste. Bei Aktien ist diese Art der Kursmanipulation aus gutem Grund illegal – für Kryptowährungen gibt es jedoch bisher keine vergleichbaren Regeln.

Aussagen von Tom Créance, einem der Entwickler von Burstcoin, legen zumindest nahe, dass McAfee auch ohne direkte Gegenleistung über unbekannte Währungen twittert. Laut Créance habe sein Team John McAfee nicht für einen Promo-Tweet bezahlt. Wie Créance gegenüber The Verge sagte, habe das Burstcoin-Team nicht die „finanziellen Kapazitäten“ dafür.

McAfee sagte auf Twitter und in einem Gespräch mit The Independent, dass er 90 Prozent aller Promo-Anfragen ablehne und nur Währungen unterstützen würde, an die er glaubt. WIRED Germany hat bei McAfee um ein Statement bezüglich der aktuellen Spekulationen gebeten. Eine Antwort steht noch aus.

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