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Eine neuartige Windturbine soll Millionen Indern endlich Strom bringen

von Michael Förtsch
Das indische Unternehmen Avant Garde Innovations hat eine Windturbine entwickelt, die preiswerten Strom liefern soll. Gelingt das Projekt in großem Stil, soll das Prinzip auf Wasserkraftwerke und andere „aufregende Energielösungen“ ausgeweitet werden.

In Indien leben laut einer Studie der Internationalen Energieagentur zwischen 240 und 270 Millionen Menschen ohne elektrischen Strom. Viele weitere können sich die Versorgung mit Elektrizität nur stundenweise leisten. Damit sind sie vielfach abgeschnitten von aktuellen Nachrichten, Bildungsangeboten und ausgeschlossen vom technologischen Fortschritt – und damit den Möglichkeiten, sich aus der Armut herauszubewegen. Eine Lösung des Problems soll in den kommenden Jahrzehnten durch große Solarprojekte erreicht werden. Arun George und sein Bruder Anoop aus Kerala wollen das mit ihrem Startup Avant Garde Innovations jedoch noch direkter und vor allem schneller angehen. Dabei setzen sie auf Wind statt Sonne.

Bereits seit mehr als zwei Jahren forschen die beiden Brüder an einem kleinen aber möglichst effektiven Windrad. Das ist nicht sonderlich größer als ein Deckenventilator, soll aber durch seine ausgefeilte Konstruktion bei durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten zwischen drei und fünf Kilowattstunden an elektrischem Strom liefern. Das entspricht dem Durchschnittsverbrauch eines einfachen indischen Haushalts. Der Preis für die mittlerweile Avatar getauften Windräder soll bei 50.000 indischen Rupien liegen – umgerechnet zwischen 650 und 700 Euro. Das ist der Preis eines Smartphones und damit relativ gesehen preiswert. Für viele der Menschen in Indien ohne Stromzugang ist das dennoch eine finanzielle Hürde – eine sehr deutlich kleinere allerdings als andere Optionen, um an Strom zu gelangen.

Und es ist eine Investition, die nur alle paar Jahrzehnte nötig ist: „Egal, wie viel Energie sie damit für die Lebensdauer der Windturbine – das sind rund 20 Jahre – generieren, wird es für sie kostenlose Elektrizität sein“, argumentiert Arun George. An der Madre-De-Deus Kirche in Vettucaud wird eine der Avatar-Turbinen bereits seit 2016 mehreren Testläufen unter Realbedingungen unterzogen, um die Belastbarkeit und Zuverlässigkeit zu untersuchen. Bisher gelingt das ohne größere Probleme. Daher sollen die Turbinen nun nach dem Jahreswechsel ihre ersten Vorbesteller erreichen. Zu denen zählen abseits von einzelnen Haushalten auch dörfliche Gemeinschaften, Zusammenschlüsse von Farmern, aber auch kleinere Unternehmen.

„Die Kosten für die Herstellung werden dann mit der Massenproduktion noch weiter sinken“, verspricht Arun George. Damit sollen die Avatar-Windräder für immer mehr Menschen erschwinglich werden. Das wären in Indien Millionen an potenziellen Kunden. Darum wollen die beiden Brüder vorrangig ihre Landsleute mit den günstigen Stromproduzenten in die elektrifizierte Gegenwart holen. Aber auch aus über 20 anderen Nationen gebe es Interessenten. Das Windrad soll übrigens nur der erste Schritt sein. Die technische Basis der Turbine soll nämlich auch für Mikro-Wasserkraftwerke und andere „aufregende Energielösungen“ taugen.

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