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WhatsApp wird kostenlos — und könnte uns trotzdem kosten

von Max Biederbeck
WhatsApp wird wieder kostenlos, das sagte Gründer Jan Koum auf der DLD-Konferenz in München. Doch wie die Finanzierung in Zukunft aussehen soll, lässt viele Fragen offen.

Wer Glück hatte, musste noch nie bezahlen. WhatsApp startete einmal als kostenloses Angebot — zumindest für iOS-User. Doch irgendwie musste der Messenger Geld verdienen, er änderte also die Geschäftsbedingungen und neue Kunden mussten die App für jährlich 89 Cent abonnieren. Wer schon länger dabei war, blieb verschont. Vor zwei Jahren kaufte dann Facebook den Dienst für 19 Milliarden Dollar auf. Knapp eine Milliarde Nutzer teilen seitdem ihre intimsten Geheimnisse in Gruppen und Chats nicht nur mit WhatsApp, sondern letztendlich auch mit Facebook. Genau das sollte bei folgender Nachricht aufhorchen lassen: WhatsApp wird wieder kostenlos.

Das Warum hat das Unternehmen in einer Mitteilung schnell erklärt. Das „Try and Buy“-Prinzip des Messengers, nachdem Nutzer die App nach einer Probephase kaufen können, funktioniert nicht. „Viele WhatsApp-Kunden haben keine Kreditkarten-Nummer und sie haben Angst, dass sie den Kontakt zu ihren Freunden oder Familien verlieren“, schreibt das Unternehmen auf seinem Blog. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, es beim Kostenlos-Angebot zu belassen. Ein Grund könnte auch sein, dass der größte Wachstumsmarkt für WhatsApp momentan in Gegenden liegt, in denen einfach kein Geld da ist, um Apps zu kaufen.

Aber die Kostenlos-Ansage ist auch deshalb kritisch zu betrachten, weil sowohl Facebook als auch WhatsApp in der Vergangenheit nicht gerade vertrauenswürdig mit Daten umgingen. Viel Kritik gab es etwa an der mangelnden Verschlüsselung. WhatsApp zog zwar nach und fügte seinem Dienst eine P2P-Encryption hinzu, doch prompt wies ein niederländischer Hacker neue Probleme mit der Datensicherheit nach, diesmal mit den Privatsphäre-Einstellungen. Datensicherheit, das war und ist bei WhatsApp schon immer so eine Sache. Beim Mutter-Unternehmen Facebook sowieso — immer wieder werfen Medien und Politiker dem Unternehmen vor, mit den Daten seiner Nutzer Geld zu machen. Und als beide Unternehmen fusionierten, gab es einen regelrechten Aufschrei unter Datenschützern.

Um Kritik vorab zu begegnen, will WhatsApp eins klarstellen: Es werde in Zukunft keine ungewollte Werbung im Messenger geben. Stattdessen „werden wir Tools testen, die euch die Möglichkeit geben, mit Unternehmen und Organisationen zu kommunizieren, von denen ihr hören wollt.“

Es handele sich dabei um Mitteilungen, die heute schon per SMS ankommen. Nachrichten von der Bank über Überweisungen zum Beispiel oder solche über Flugverspätungen. Auch Facebook hat vor Kurzem eine neue Schnittstelle angekündigt, die nur für Unternehmen bestimmt ist. Etwa um Geld zu überweisen.

Wie genau solche Tools gewinnbringend eingesetzt werden können, das erklärte WhatsApp nicht. Auch umschifft das Unternehmen einen wichtigen anderen Disclaimer, der angesichts seiner Vergangenheit gut getan hätte: Ja, wir werden kostenlos. Nein, das bedeutet nicht, dass wir mit euren Daten handeln. 

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