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Schwitzende Wände: Sind Klimaanlagen bald überflüssig?

von Thorsten Schröder
Auf Klimaanlagen können wir in Zukunft möglicherweise verzichten: Spanische Forscher wollen stattdessen unsere Wände transpirieren lassen.

Schwitzende Mauern kennt man bislang vor vom nächtlichen Clubbesuch, wenn die tanzenden Körper die Luftfeuchtigkeit in den frühen Morgenstunden so weit ansteigen lassen, dass es zum Beat der Musik von der Decke tropft. Bald aber sollen die Wände mit voller Absicht transpirieren — und so den Sommer erträglicher machen.

Forscher des Institute for Advanced Architecture of Catalonia in Spanien haben eine Kühltechnologie entwickelt, die sich an menschlicher Haut orientiert und die Innentemperatur von Gebäuden um rund fünf Grad Celsius senken können soll.

Kernstück der schwitzenden Wände ist ein Hydrogel, das zu 98 Prozent aus Wasser besteht und sich ausdehnt, sobald es Flüssigkeit speichert. Innerhalb von zweieinhalb Stunden kann es so das 400-fache des Ursprungsvolumens erreichen. Wird es deutlich im Raum wärmer, fängt das Hydrogel an zu schwitzen, gibt die Flüssigkeit über Zeit ab und schrumpft. Ganz nebenbei wird so die Umgebung gekühlt.

Um den Effekt zu nutzen, haben die Forscher aus Katalonien das Gel in eine Art Keramik-Sandwich eingebettet, das die abgegebene Flüssigkeit absorbiert und den Kühleffekt so verstärken soll. Ein dehnbares Textilmaterial, dass zwischen die zwei Keramikflächen gelegt wird, soll den Transport der Flüssigkeit verbessern.

Langfristig hoffen die spanischen Forscher, ihr Material, das optisch an einen Karton voller Eier erinnert, in Gebäuden als energieeffiziente Alternative zu herkömmlichen Klimaanlagen einzusetzen. Um die Kosten zu senken, ließen sich einzelne Bestandteile auch im 3D-Drucker herstellen.

Am besten funktioniere die „Hydrokeramik“ bei Bauten, deren Dächer wie bei einem Pavilion gekrümmt seien, schreiben die Wissenschaftler. Vielleicht könnten also schon bald auch tropfende Clubdecken dazu dienen, um uns beim Tanzen kühl zu halten. 

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