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Tor-Mitglieder wollen das Netzwerk wegen Jacob Appelbaum abschalten

von Dominik Schönleben
Eine Gruppe von Tor-Unterstützern hat den Generalstreik ausgerufen. Am ersten September wollen sie das Anonymisierungsnetzwerk für 24 Stunden abschalten. Der Grund: der Rauswurf von Jacob Applebaum und eine aktuelle Personalentscheidung des Projekts.

Der freie Journalist und Sicherheitsexperte Jacob Applebaum war eine der zentralen Figuren des Tor-Project, der gemeinnützigen Organisation, die sich um die Weiterentwicklung der Anonymisierungssoftware Tor kümmert. Nachdem Mitarbeiter des Projekts Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Applebaum vorgebracht hatten, trennte sich die Organisation von ihm. Applebaum bestreitet die Anschuldigungen gegen sich. Wie Recherchen der Zeit zeigen, ist die Faktenlage des Skandals schwer zu klären.

Die Kontroverse selbst geht weiter. Auf der Seite Ghostbin veröffentlichte jetzt eine anonyme Gruppe von Betreibern der Tor-Infrastruktur ein Manifest, in dem sie für den ersten September einen Tor-Generalstreik ankündigen. Während eines Zeitfensters von 24 Stunden sollen alle die User, die einen Tor-Knotenpunkt betreiben, eben jenen offline nehmen. Außerdem fordet das Schreiben Entwickler dazu auf, während dieser Zeit ihre Arbeit an der Software einzustellen.

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Die Organisatoren des Streiks warnen davor, an diesem Tag das Netzwerk zu verwenden, denn die Anonymität sei dann nicht mehr gewährleistet. Je weniger Knotenpunkte es im Tor-Netzwerk gibt, desto leichter kann ein Nutzer enttarnt werden.

Als Grund für ihren Protest nennen die selbsternannten Tor-Aktivisten den Umgang mit den Vorwürfen gegen Applebaum. Am 25. Mai hatte sich das Tor-Project von Applebaum getrennt und Mitte Juli seinen kompletten Aufsichtsrat ausgetauscht. Seitdem versucht die Organisation den Fall aufzuarbeiten. Das führte immer wieder zu Reibungen innerhalb der Tor-Community.

Eine weitere Ursache für den Protest stellt für die Aktivisten eine umstrittene Personalentscheidung der Organisation dar. Im Juni hatte das Tor-Projekt einen ehemaligen CIA-Mitarbeiter eingestellt. Laut eines geleakten Chatprotokolls kritisierten damals mehrere Mitarbeiter diesen Schritt, weil so ein schlechtes Licht auf ein Projekt geworfen werde, das sich eigentlich für Anonymität einsetzt. Der Ex-CIA-Mitarbeiter trat kurz darauf wieder von seinem Posten zurück. 

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Andere Betreiber von Tor-Kontenpunkten haben bereits angekündigt, sich nicht am Generalstreik beteiligen zu wollen. Die meisten Forderungen der Aktivisten scheinen außerdem wenig erfolgversprechend. Darunter: Shari Steele, die Leiterin des Tor-Projects, solle zurücktreten und der Betreiber von JacobAppelbaum.net, eine Seite, die Geschichten über die angeblichen Opfer von Appelbaum sammelt, müsse sich namentlich bekennen.

Auf Twitter wird der Streik von anderen Tor-Unterstützern heftig kritisiert. Ein Teilausfall des Netzes könne Menschen in Gefahr bringen, die sich auf die Anonymität von Tor verlassen und nichts von dem Streik mitbekommen haben. Deshalb gibt es bereits eine Gegenbewegung: Viele Tor-Enthusiasten rufen dazu auf, am 1. September einen eigenen Kontenpunkt zu installieren. Nach wie vor ist nicht klar, wer hinter dem Aufruf zum Generalstreik steckt. Theoretisch könnte es sich auch nur um einige wenige Personen handeln. 

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