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Tödlicher Tesla-Crash: Autonome Autos haben Sichtprobleme (UPDATE)

von Timo Brücken
In den USA ist zum ersten Mal ein Tesla-Wagen mit aktiviertem Autopilot in einen tödlichen Unfall verwickelt worden. Wahrscheinlicher Mitgrund für den Zusammenstoß des Model S mit einem Lastzug: schlechte Sichtverhältnisse. Ein Problem, das auch andere kennen, die an selbstfahrenden Autos forschen.

UPDATE 26.07.2016: Joshua Brown (40), der am 7. Mai mit seinem Tesla tödlich verunglückte, soll zu schnell unterwegs gewesen sein. Statt der erlaubten 65 sei sein Wagen 74 Meilen pro Stunde gefahren, als er mit dem Lkw-Anhänger zusammenstieß, schreibt das US-amerikanische National Transportation Safety Board (NTSB) in einem vorläufigen Bericht über den Unfall. Die Untersuchung habe außerdem erwiesen, dass Brown zum Zeitpunkt des Crashs „fortschrittliche Fahrassistenz-Technologien nutzte: die Traffic-Aware Cruise Control und den Spurhalte-Assistenten Autosteer“, sagten NTSB-Vertreter. Beide Funktionen fallen bei Tesla unter den Begriff „Autopilot“. Im Zuge des tödlichen Unfalls hat das Unternehmen außerdem angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Kamerahersteller Mobileye zu beenden, dessen Systeme die Autopilot-Funktionen mit visuellen Daten versorgen.

Ursprünglicher Artikel:
Es war der erste tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Tesla-Auto: Wie jetzt öffentlich wurde, stieß bereits im Mai auf einem Highway im US-Bundesstaat Florida ein Model S des Herstellers mit einem Lastzug zusammen, der die Straße kreuzte. Der Autopilot des Elektroautos war aktiviert, der Fahrer überlebte den Crash nicht. Tesla berichtet nun in einem Blogpost erstmals von dem tödlichen Unfall, die National Highway Transportation Safety Administration (NHTSA) ermittelt.

Was ist passiert? „Weder der Autopilot noch der Fahrer erkannten die weiße Seite des Lastzugs vor dem hell erleuchteten Himmel, also wurde die Bremse nicht verwendet“, schreibt Tesla. Und weiter: „Die hohe Fahrhöhe des Anhängers kombiniert mit seiner Ausrichtung quer zur Straße und den extrem seltenen Bedingungen des Zusammenstoßes sorgten dafür, dass das Model S unter dem Anhänger hindurchfuhr, wobei dessen unterer Rand in die Windschutzscheibe des Model S einschlug.“ Bei einer Annäherung von vorn oder hinten statt von der Seite hätte das nicht passieren können, so Tesla.

Zu viel Gegenlicht soll also der Grund gewesen sein, warum der Autopilot das Hindernis zumindest optisch nicht erkannte. Aber auch das Radar des Model S half in diesem Fall nicht. Es blende Dinge aus, „die wie vorausliegende Verkehrsschilder aussehen, um unerwünschte Bremsmanöver zu verhindern“, erklärte Tesla Gründer Elon Musk in einem Tweet.

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Teslas Autopilot befindet sich derzeit im öffentlichen Beta-Test, wofür das Unternehmen beispielsweise von einem Volvo-Ingenieur für selbstfahrende Autos kritisiert wurde: Das System sei noch unausgereift und tue weniger, als Tesla verspreche. Das Problem, Hindernisse nicht mehr zu erkennen, wenn sie sich nicht ausreichend von der Umgebung abheben (im aktuellen Fall der weiße Lkw-Anhänger vor dem gleißend hellen Himmel), kennen aber auch andere, die an autonomen Autos forschen.

„Wenn ich Sie auf gerader Strecke durch die Wüste kutschieren soll, dann gern schon morgen“, sagte Uber-CEO Travis Kalanick vor Kurzem in Berlin, auf die Frage, wann sein Unternehmen auf selbstfahrende Autos umsteige. Aber im komplexen Stadtverkehr – zum Beispiel im Berliner Winter, bei Schnee, der die Sensoren verwirre – dauere das Ganze wohl noch etwas länger. „Autos, die unter diesen Verhältnissen vollkommen ohne Fahrer auskommen, wird es erst in wenigen Jahrzehnten geben“, sagte Kalanick.

Eis, Schnee und Regen gelten allgemein als eines der größten Probleme, vor denen die Entwickler selbstfahrender Autos stehen. Google berichtete schon 2014 von Schwierigkeiten mit der Witterung. Der Unfall des Tesla Model S fügt dem Ganzen eine weitere Herausforderung hinzu: Was tun, wenn das Sonnenlicht blendet?

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Tesla betont in seinem Blogpost jedenfalls die Mitverantwortung der Insassen für die Sicherheit. Der Autopilot sei noch in der Testphase, standardmäßig deaktiviert und ohnehin „Assistenz-Technologie, die es erfordert, das Ihre Hände jederzeit am Lenkrad bleiben“. Das System prüfe regelmäßig, ob der Fahrer dem nachkomme, falls nicht gebe es ein Warnsignal und das Fahrzeug werde verlangsamt. „Der Autopilot wird immer besser, aber er ist nicht perfekt und verlangt immer noch, dass der Fahrer aufmerksam bleibt.“

Die NHTSA hat nach eigener Aussage nach dem Unfall ein Ermittlerteam an den Ort des Geschehens geschickt und will nun „das Design und die Leistung der automatischen Fahrsysteme überprüfen, die zu Zeitpunkt des Crashs im Einsatz waren.“ Die Untersuchung dürfe weder als Hinweis auf einen defekt im Tesla Model S noch als Beweis des Gegenteils gewertet werden. 

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