In den letzten Jahren haben viele Konferenzveranstalter dazu gelernt und ihre Konferenzen familienfreundlicher gestaltet. Besonders hervorzuheben ist der Chaos Communication Congress, der nicht nur eine große Spielfläche anbietet, auf der auch Eltern ihren Spaß haben, sondern auch an einem eigenen Tag Workshops für Kinder und Jugendliche anbietet. Auch Konferenzen wie die re:publica ziehen langsam nach. Andere brauchen noch etwas Nachhilfe.
Die Kinderfreundlichkeit von Konferenzen ist vor allem aus zwei Gründen wichtig: Erstens ermöglicht sie die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und gesellschaftlicher Teilhabe. Man muss nicht einmal alleinerziehend sein, um während einer Konferenz, die oft erst am späteren Vormittag beginnt, auf Kinderbetreuung angewiesen zu sein. Und zweitens fördert sie einen Diskurs über die Grenzen einer wenig nachhaltigen „Erwachsene Menschen unterhalten sich über die Zukunft“-Veranstaltung hinaus.
Statt einer inklusiven Debatte fördert man unbewusst exklusive Strukturen
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur sozial wichtig. Wird Menschen mit Kindern ein Konferenzbesuch erschwert, strukturiert dies den Diskurs auf einer Konferenz vor: Bevorzugt nehmen Menschen ohne Kinder oder mit sehr klassischen Familien-Strukturen teil. Statt einer inklusiven Debatte fördert man unbewusst exklusive Strukturen. Das ist bedauerlich und schadet einer offenen Diskussionskultur.
Noch schwerwiegender ist es, sich mit Technik, Gesellschaft und Zukunft zu befassen, ohne Kindern die eigenen Anliegen näherzubringen – und sie damit von der Diskussion auszuschließen. Während mittlerweile aus dem Kinderzimmer munter über YouNow gestreamt wird, verhandeln ältere Menschen mit sorgenvollen Gesichtern exklusiv ihre Vorstellung zum Thema Datenschutz.
Und so ist es leider auch auf der transmediale. Die Kritik am „CAPTURE ALL“, dem Motto der diesjährigen Konferenz, findet bei einem Glas Wein statt. Dabei könnten gerade Kunstwerke die Anliegen der Konferenzteilnehmer auch Kindern zugänglich machen. Einige Eltern haben vielleicht Glück und können dem Stream folgen. Andere schlendern kurz mit ihren Kindern durchs Haus der Kulturen der Welt. Ansonsten entwickeln Kinder derweil allein ihre Vorstellung von Zukunft.
Wenn wir verhindern wollen, dass Generationen aneinander vorbei diskutieren, sollten wir Kinder einladen und mit ihnen reden – auch auf Konferenzen und Festivals wie diesem. Das kann anstrengend sein, aber es lohnt sich. Für alle Beteiligten.