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Die KI von Google erklärt StarCraft-2-Spielern den Krieg

von Michael Förtsch
Klassische Spiele wie Go, Schach und Tic-Tac-Toe beherrschen Künstliche Intelligenzen schon. Nun sollen sie die Echtzeitstrategie meistern. Denn der Spieleentwickler Blizzard und die Google-Tochter DeepMind geben KI-Forschern nun Zugriff auf StarCraft 2. Lernen sollen die Computerhirne dabei auch von echten Spielern.

Wer einem Pro-Gamer beim Spielen von StarCraft 2 auf die Finger schaut, der kann nur staunen. Bei der Echtzeitstrategie-Saga werden nicht einfach Panzer und Infanteristen der Menschen gegen die High-Tech-Krieger der Protoss oder die Alien-Wesen der Zerg in den Krieg geschickt. Stattdessen müssen die Gamer eine komplexe Kombination aus Makro- und Mikro-Management in den Griff bekommen. Sie müssen für einen steten Ressourcenfluss sorgen, Ernte- und Baueinheiten koordinieren, ein Schlachtfeld im Blick behalten, die eigenen Vorposten verteidigen und gleichzeitig feindliche Stützpunkte attackieren. Einheiten müssen in einem Match so produziert werden, dass sie die Taktik des Gegners aushebeln, es geht um kluges und vor allem schnelles Spielen. In einem Profi-Match werden über Maus und Tastatur hunderte Befehle pro Minute erteilt. Viele Sprechen auch von „Schach auf Speed“.

Für Künstliche Intelligenzen soll StarCraft 2 daher nun die nächste Herausforderung darstellen. Denn taktisch anspruchsvolle Brettspiele wie Schach und Go haben sie mittlerweile gemeistert – auch im Duell gegen menschliche Spitzenspieler. Dafür arbeitet Googles KI-Forschungsunternehmen DeepMind mit dem Spieleentwickler Blizzard zusammen. Gemeinsam haben sie nun eine umfangreiche Sammlung von Werkzeugen veröffentlicht, die den Künstlichen Intelligenzen eine Schnittstelle ins Spiel bereitstellen und die Forscher deren Tun überwachen und protokollieren lassen.

Ebenso stellt Blizzard aber auch Lernmaterial für die Computerhirne bereit. Nämlich anonymisierte Aufzeichnungen von 65.000 Schlachten echter StarCraft-2-Spieler – wobei kontinuierlich weitere hinzukommen sollen –, die im hauseigenen Netzwerk BattleNet stattgefunden haben. Anhand dieser können die Künstlichen Intelligenzen durch Machine Learning erschließen, welche Bedeutung verschiedenste Einheiten im Spiel erfüllen, welche Vor- und Nachteile die drei Parteien haben, wie sich die Ökonomie des Strategiespiels aufgliedert. Oder auch, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Waffen-Upgrades entwickeln und militärische Fahrzeuge bauen zu können.

Eine weitere Hilfestellung soll zudem ein Paket von „Mini-Spielen“ geben, die die komplexen Möglichkeiten des Games zunächst in abgekapselte Grundaktionen und Kernelemente gliedern. Darunter das Bewegen auf der Karte, das Auswählen von einzelnen und mehreren Einheiten und Angreifen von Gebäuden und feindlichen Truppen. Den Künstlichen Intelligenzen soll es damit ermöglicht werden, durch Zuschauen einen anfänglichen Spielstil zu entwickeln. Denn auch, wenn sie letztlich von Menschen lernen, würden sie dennoch immer spielen wie ein Bot.

Bislang würde die DeepMind-KI in den Minispielchen schon ganz gute Ergebnisse erzielen. Aber in einem Match könne sie derzeit „selbst gegen die einfachste ins Spiel integrierte KI nicht gewinnen.“ Genau das sei die große Herausforderung. Durch StarCraft 2 könnten die digitalen Hirne lernen, große Zusammenhänge zwischen ökonomischen Kreisläufen zu durchschauen, taktische Vorteile zu erkennen und effektiv Wegstrecken zu optimieren. Anwendungen könnten sich in der Stadt-, Verkehrs- und Energieinfrastrukturplanung finden. Bereits jetzt hilft DeepMind in Googles Data Centern, die Kühlsysteme zu steuern und damit die monatlichen Stromrechnungen zu senken. Aber auch die momentan lediglich von Skripten gelenkten Computergegner in StarCraft 2 sollen davon profitieren.

Allzu hoch will DeepMind die Erwartungen an die eigene artifizielle Intelligenz noch nicht ansetzen. Denn gemessen an der Übersichtlichkeit eines Go-Spiefeldes und den begrenzten Zugmöglichkeiten sei StarCraft 2 deutlich vielschichtiger, komplexer und weniger vorhersehbar. „Zu guter Letzt ist die Karte stets nur teilweise aufgedeckt“, geben die DeepMind-Forscher zu bedenken. „Es wird also eine Kombination aus Erinnerung und Planung benötigt, um erfolgreich zu sein.“ Insbesondere, wenn sich mehr als zwei Spieler gleichzeitig bekriegen. Rund fünf Jahre wären sicher nötig bis eine Künstliche Intelligenz einen echten Spieler erstmals in StarCraft 2 schlagen kann.

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