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Schuhe, Häuser, Autos: Pilze als Industrie-Material der Zukunft

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Die Lederlieferanten der Zukunft werden nicht mehr Tiere sein, sondern Pilze – glaubt zumindest das Startup MyCoworks aus San Francisco. Auch der Hausbau, die Autobranche und die Raumfahrtindustrie könnten durch die sogenannte Mycelium-Biologie revolutioniert werden.

Aus welchen Rohstoffen werden in Zukunft Häuser gebaut? Wird man weiterhin Ziegel aufeinander stapeln, Betonplatten zusammensetzen oder Wände aus Holz aufstellen? Architekten haben unterschiedliche Ideen für Alternativen. Sie arbeiten etwa an schwimmenden Häusern mit Styropor-Elementen und an Gebäuden aus Hanf. Ein weiteres Baumaterial von übermorgen könnte direkt aus der Erde kommen: Pilze. Darauf setzt zumindest das US-Startup MycoWorks.

Bis der Hausbau mit Pilzen als Rohstoff realisiert werden kann, will MycoWorks aber erst einmal eine andere Verarbeitungsform etablieren. Das Unternehmen aus San Franciso gab kürzlich bekannt, mit zwei großen Schuhherstellern zusammenzuarbeiten. Diese möchten sogenanntes Fungi Apparel auf den Markt bringen, bei dem alle weichen und wasserabweisenden Bestandteile der Schuhe aus Pilz-Leder bestehen.

Das Konzept klingt seltsam, scheint aber zu funktionieren. Denn mit Pilzen sind nicht Champignons oder Pfifferlinge gemeint – also die sichtbaren Teile, die gern verspeist werden –, sondern das Wurzelgeflecht. Das sogenannte Myzel wächst unterirdisch und durchzieht nahezu jeden Quadratmeter Erde. MycoWorks nimmt dieses Geflecht und versetzt es mit biologischen Abfallprodukten wie Sägespänen oder Maisschalen. In drei bis sieben Tagen werden diese von den Pilzen überzogen; sie bilden damit Netze, Klumpen und andere feste Materialien. Diese werden in Form gepresst und getrocknet. Anschließend lassen sich daraus lederartige Produkte herstellen.

Wie echtes Leder von Rindern oder anderen Tieren soll MycoWorks zufolge auch das Pilzmaterial reißfest, flexibel, beständig und wasserabweisend sein. Zudem atme es wie Leder. Der große Unterschied ist jedoch, dass hierfür keine Tiere sterben müssen. Die ressourcenfressende Aufzucht fällt ebenfalls weg. Stattdessen lassen sich die Myzel-Strukturen mit relativ wenig Aufwand in großem Stil produzieren – und das in allen Formen und Größen.

Die Herstellung ist MycoWorks zufolge umweltfreundlich – genauso wie die Entsorgung, weil die Pilzerzeugnisse kompostierbar sind. Der biologische Kreislauf beginnt somit in der Erde – und dort endet er auch wieder. „Ich glaube, wir können alle Probleme dieser Welt mit Mycelium-Biologie lösen“, wird Amanda Parkes, Chief of Technology & Research bei der Fashiontech-Vereinigung Manufacture New York, auf der Unternehmenswebsite zitiert.

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Die Produktion der Schuhkomponenten soll 2017 beginnen. Das ist ein erster wichtiger Schritt für das aus Biologen, Künstlern und Pilzspezialisten bestehende Team von MycoWorks. Denn wie eingangs erwähnt, könnten Myzel-Erzeugnisse nicht nur Leder ersetzen und in der Modeindustrie verwendet werden, sondern auch in anderen Bereichen Innovationen vorantreiben: Eben als Baumaterial für Häuser oder auch als Werkstoff für Automobile und sogar Raumschiffe.

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