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Neues vom Admin / Apple muss dringend aktualisieren

von Armin Hempel
Admin Armin meckert. Über eine verkorkste Modellpolitik, den Apple-Adapterwahn und zu wenig Lametta.  

Täusche ich mich oder war früher mehr Magie in der Verpackung? Meine ersten Apple-Devices wirkten auf mich wie ein Direktimport aus der Zukunft. Das 12“-PowerBook zum Beispiel. Ich konnte – von einem doppelt so dicken, halb so schnellen Plastik—Windows-Notebook mit klappernden Slots und rissigem Bildschirm kommend – nicht glauben, wie viele Schnittstellen und welch beeindruckende Leistung man in dieses winzige und so stabile Gehäuse verfrachtet hatte! Die Batterie reichte für stundenlanges Arbeiten aus und fast lautlos war es auch noch – zumindest, so lange man keine Webseiten damit besuchte oder auf die verrückte Idee kam, ein Programm zu öffnen. Natürlich war das PowerBook teuer, aber es war leistungsstark, die in Aluminium gegossene Zukunft!

Beim iPod ging es mir nicht anders und als ich das erste iPhone in meinen Händen hielt, konnte ich mich vor Bewunderung für das Produktdesign und die Ingenieurskunst aus Cupertino kaum zusammenreißen! Mein Herz schlug für einen kurzen Augenblick schneller – damit aber leider auch zum letzten Mal für ein Apple-Produkt.

Zugegeben: Ich mag Apple immer noch sehr gern. Haltbare Devices, ein starker Fokus aufs Design, schön anzusehende, und dennoch sehr effiziente Betriebssysteme, eine nachvollziehbare und zumeist freundliche Garantiehandhabung und eine Kommandozeile, die mich auch jenseits der grafischen Benutzeroberfläche versteht. Eigentlich ein Rundum-Sorglos-Paket.

Eigentlich. Denn zunehmend zum Problem wird die fast schon zwanghaft anmutende Eigenart des Elektronik-Riesen, alte Zöpfe ein klein wenig zu früh abzuschneiden. Das hat Tradition bei Apple: Schon der erste iMac verzichtete auf das Diskettenlaufwerk, so wie heute nur noch in einem einzigen Notebook-Modell ein DVD-Brenner zu finden ist. In wenigen Monaten werden optische Medien in Cupertino wohl endgültig Geschichte sein. Das neue MacBook verzichtet auf alle Anschlüsse – außer USB-C. Bereits seit eineinhalb Jahren ist es nun auf dem Markt, dazu passende Hardware in Form von Festplatten, USB-Sticks oder Ähnlichem ist mir im wahren Leben bisher aber kaum untergekommen. Natürlich gibt es dieses Zubehör – in großen Stückzahlen wird es aber noch nicht gekauft. Die USB-C-Adapter hingegen verkaufen sich wie geschnitten Brot.

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In Zukunft wird es wohl aber noch absurder werden: Apple – immerhin die Firma, die seit jeher großen Wert darauf legt, dass Musik einen wichtigen Teil der Unternehmenskultur ausmacht – wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Kopfhörerbuchse bei der nächsten iPhone-Generation weglassen! Keine Panik, das macht aus Sicht des Elektronik-Herstellers gar nichts, denn schließlich wird der beigelegte Kopfhörer mit einem Lightning-Anschluss ausgestattet sein.

Der winzige Haken daran: Ich kenne niemanden, der mit den mitgelieferten Kopfhörern ernsthaft Musik hört. Normalerweise landen die in einer Schublade, denn Apples Earpods klingen trotz der Beats-Übernahme einfach nicht gut genug. Also muss wieder einmal ein zusätzlicher Adapter her, um Apples Zukunft mit unserer Gegenwart in Form unserer Kopfhörer zu verbinden.  

Was mir aber akute Kopfschmerzen bereitet, ist der Mac. Ehemals das beste Pferd im Stall, erscheint er mittlerweile fast wie ein lästiges Anhängsel des Smartphone-Geschäfts. In sechs von sieben Kategorien rät der beliebte MacRumors-Kaufratgeber von einem Neukauf ab, weil Aktualisierungen der betreffenden Produktlinien überfällig seien.

Angeführt wird die wenig ruhmreiche Liste vom bereits erwähnten, wohl bald obsoleten 13“-Macbook Pro, das seit etwas mehr als vier Jahren keine Modellpflege mehr gesehen hat. Dass überhaupt noch jemand einen Computer, der seit 49 Monaten nicht aktualisiert wurde, als Neugerät kauft, muss mit Apples berühmt-berüchtigtem Reality-Distorsion-Field zusammenhängen. Direkt hinter dem Methusalem-Notebook reiht sich der Mac Pro ein. Außer einer deftigen Preiserhöhung vor etwa einem Jahr hat sich beim leistungsstärksten Mac seit langem nichts getan. 30 Monate lang keine schnelleren Prozessoren, keine neuen Grafikkarten, keine größeren SSDs. Apples Flaggschiff ist ein Oldtimer.

Die günstigeren und zugegeben etwas häufiger aktualisierten iMacs und Consumer-Notebooks halten sich leider auch nicht ohne Fehl und Tadel. Sie werden zunehmend verklebt und sind durch fest verlötete Arbeitsspeicher und SSDs weder erweiterbar noch reparabel. Damit fallen sie für viele professionelle Zwecke aus.

Kunden, die im Moment auf der Suche nach neuen Apple-Rechnern sind, wirft das in ein Meer von Fragezeichen. Viele bleiben aus nachvollziehbaren Gründen bei alter Hardware, einige basteln sich einen Hackintosh zusammen, andere wechseln zu Windows-Maschinen. Denn gerade, wenn der Computer nur als Vehikel für Photoshop oder Ableton Live dient, fällt die Entscheidung für Windows sehr leicht. Die Kunden aber, die unbedingt auf einen Mac angewiesen sind, muss ich beim Thema Neukauf seit Jahren schon immer wieder aufs Neue vertrösten – ein Trauerspiel.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt aber: Die Gerüchteküche ist sich relativ einig, dass wir in diesem Jahr zumindest eine grundlegende Runderneuerung der MacBook-Pro-Serie erleben werden. Neben den üblichen Updates unter der Haube wird wahrscheinlich das vom iPhone bekannte Touch-ID zur Fingerabdruck-Erkennung sowie eine kleine, berührungsempfindliche OLED-Leiste über der eigentlichen Tastatur eingeführt und somit wenigstens etwas Staub von der alternden Rechner-Sparte geblasen.

Im Großen und Ganzen bleibt die Lage aber weiterhin traurig. Tim Cook hat im sehr ausführlichen Interview mit der Washington Post anlässlich seines fünften Dienstjubiläums als Apple-CEO zum Besten gegeben, dass er in kniffligen Finanz- und Steuerfragen gern Experten wie Warren Buffett oder Bill Clinton zu Rate zieht. Angesichts des momentanen Zustands der Mac-Produktpalette sollte er wohl langsam mal jemanden anrufen, der sich mit Computern auskennt – oder aber wenigstens mit Magie.

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