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Dieser United-Airlines-Jet soll mit Fett und Abfall angetrieben werden

von Thorsten Schröder
Biokraftstoff soll die Luftfahrt fit für die Zukunft machen und vor hohen Ölpreisen und strengen Auflagen schützen. Jetzt entdecken ihn auch die US-Airlines. Die ersten regulären Passagierflüge soll es noch in diesem Jahr geben.

Auf den ersten Blick wird sich der United-Airlines-Flug von Los Angeles nach San Francisco nicht von anderen Kurzstreckenflügen unterscheiden. Die Sitzreihen werden wie immer zu eng, die Flugbegleiter wie immer zu unfreundlich und das Essen wie immer nicht inklusive sein. Doch etwas wird anders sein, wenn die Maschine im Sommer abhebt. Denn sie wird nicht mehr nur von Kerosin angetrieben, sondern auch von tierischen Fetten und Landwirtschaftsabfällen. Für die US-Luftfahrt leitet United damit eine neue Ära ein.

Anders als Autohersteller können Fluglinien nicht einfach auf Elektroantriebe umsteigen

Die Fluglinie hat eine Investition von 30 Millionen Dollar in Fulcrum angekündigt, den größten Produzenten von Biokraftstoff für die Luftfahrt. Es ist die bisher größte Summe, die eine amerikanischen Fluglinie in alternative Antriebe steckt. Nach dem Jungfernflug im Sommer sollen zunächst vier bis fünf Flüge mit einer Treibstoffmischung fliegen, die zu 30 Prozent aus Biokraftstoff und zu 70 Prozent aus herkömmlichem Kerosin besteht. Danach soll der Öko-Sprit nach und nach auf weiteren Flügen beigemischt werden. Für die kommenden zehn Jahre sicherte sich die Fluglinie bei Fulcrum die Abnahme von 2,8 Millionen Tonnen. Damit ist United die erste US-Airline, die alternativen Treibstoff auf regulären Passagierflügen einsetzt.

Biotreibstoff gilt seit Jahren als möglicher Ausweg aus dem Teufelskreis aus steigender Mobilität und Klimawandel. Airlines werden als aussichtsreiche Abnehmer gehandelt, weil sie an Knotenpunkten betankt werden und firmenübergreifende Standards nutzen. Anders als den Fahrzeugherstellern bleibt den Fluglinien zudem nicht der Umstieg auf den Elektroantrieb, um sich gegen steigende Ölpreise und strengere Umweltauflagen abzusichern. Bislang hinken die US-Fluggesellschaften auf diesem Gebiet hinterher, aber jetzt scheint das Interesse zu wachsen.

Fulcrum plant mithilfe der Finanzspritze von United den Bau von bis zu fünf Raffinerien, die praktischerweise in der Nähe von United-Drehkreuzen stehen und bis zu 5,6 Millionen Tonnen im Jahr produzieren sollen. Mit dem Biotreibstoff können Airlines laut Fulcrum ihren Ausstoß von Treibhausgasen um 80 Prozent reduzieren.

Der Vorrat ist unerschöpflich, Preisschwankungen gibt es nicht.

Auch auf Produzentenseite tut sich etwa. Immer mehr Firmen suchen nach neuen Wegen, Öko-Brennstoff kostengünstig und in großen Mengen für die Luftfahrt herzustellen. Der kalifornische Produzent AltAir Fuels setzt für die Gewinnung seines Alternativ-Antriebs auf nicht-essbare natürliche Öle und Landwirtschaftsabfälle. Alaska Airlines zeigte bereits im vergangenen Jahr Interesse an einem Biobrennstoff, der aus Holzabfällen gewonnen wird. Allerdings wird dieser laut Hersteller nich vor 2016 marktreif sein. Vorteil der Wiederverwertung von Abfallprodukten: Der Vorrat ist im Grunde unerschöpflich und Preisschwankungen sind ein Fremdwort.

Lufthansa experimentiert schon seit 2011 mit alternativem Brennstoff. Damals hatten die Deutschen als erste Airline weltweit in einer sechsmonatigen Testphase zwischen Frankfurt und Hamburg auf Biokraftstoff gesetzt. Die Initiative „Flight Path 2020“, zu der auch Lufthansa gehört, plant, bis 2020 in Europa zwei Millionen Tonnen Biotreibstoff für den Flugverkehr bereitzustellen. Im Vergleich dazu steht steht das US-Experiment mit dem Bio-Antrieb noch am Anfang: Allein im vergangenen Jahr verbrauchte United für seine mehr als 5000 Flüge am Tag schlappe 122 Millionen Tonnen herkömmlichen Treibstoff. 

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