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Mit Thaw wird das Smartphone zur Brücke zwischen Bildschirmen

von Max Biederbeck
Wenn Geräte zusammenwachsen: Das System Thaw lässt den iPhone-Screen mit dem Laptop-Bildschirm verschmelzen. Inhalte springen übergangslos auf das Telefon, Dateien auf dem Computer werden per Touchscreen verschoben.

Eigentlich sollte der Würfel auf dem Bildschirm stillstehen. Er folgt keinem Programm, das seine Bewegungen festlegt. Es gibt keine Verbindung zum Internet, keine Maus bewegt ihn und keine Funksteuerung. Trotzdem wirbelt die 3D-Animation wild um ihre eigene Achse. Die Dreh-Befehle kommen von außen: per iPhone. Kaum liegt es auf dem Bildschirm auf, erkennt der Würfel, wo sich das Telefon befindet und dreht sich in seine Richtung.

Mit dem System Thaw (zu deutsch „Auftauen“) können sich Bildschirme gegenseitig beeinflussen, es ist das neuste Forschungsprojekt der MIT Media Labs. „Wir wollen die Vorstellungskraft von Entwicklern und Usern anheizen. Sie sollen smarte Geräte nicht als einzelne Gadgets betrachten, sondern verstehen, dass sie miteinander verbunden sind“, erklärt Entwickler Philipp Schoessler.

Der Würfel ist nur eines von vielen Beispielen für die Interaktion. Ordner oder Musikstücke können per iPhone-Auflegen zwischen den Bildschirmen hin und her springen. Inhalte werden übertragen, gesteuert oder per Touchpad des Telefons größer oder kleiner gezoomt.

Thaw macht das Smartphone zu einem physischen Interface. Gleichzeitig benutzt es das Telefon als zusätzliche Ebene für den Hauptbildschirm. Die Entwickler selbst erklären ihre Erfindung am liebsten mit einem eigens gebauten Computerspiel. Um das Ziel eines Levels zu erreichen, muss der Spieler seine Spielfigur mit den Pfeiltasten zu einer Fahne steuern, das aber ist auf den ersten Blick unmöglich. Das Ziel kann zum Beispiel hinter einer dicken Mauer liegen, der Spieler muss sein iPhone dann als Container benutzen. Er zieht die Figur auf den Bildschirm des Handys und setzt sie dann auf der anderen Seite des Bildschirms wieder ab.

Wir wollen die Vorstellungskraft von Entwicklern und Usern anheizen.

Philipp Schoessler, MIT

Um solche Interaktionen möglich zu machen, platziert Thaw ein 2D-Farbraster auf dem Monitor. Dann erkennt die Handy-Kamera, auf welchem Teil des Bildschirms sich das Smartphone gerade befindet. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Computer-Maus. Thaw analysiert allerdings zusätzlich, was auf anderen Bildschirmen passiert. „Wir tauschen mit Hilfe von Apple Bonjour und Open Sound Control Trackingdaten aus. In Zukunft könnten aber Backend-Systeme entwickelt werden, die die Übertragung von richtigen Datenpaketen möglich machen“, sagt Schoessler.

Der Forscher arbeitet bei der Tangible Media Group, Thaw hat er zusammen mit Sangwon Leigh von der Fluid Interface Group entwickelt, beides sind Forschungsgruppen des MIT. Aus Schoesslers Abteilung kommt auch die Erfindung inForm: Das Interface macht es möglich, per Kamera und Videoverbindung eine transformierbare Platte in der Ferne zu steuern. Je nach Handbewegung erwacht sie zum Leben, bestimmte Teile der Platte heben sich, es entstehen künstliche ferngesteuerte Hände. Leighs Abteilung arbeitet dagegen vor allem an Lösungen, die das echte Leben digitaler werden lassen. Beim Projekt Spidervision werden dem Nutzer per Oculus Rift zum Beispiel die Sinnesfähigkeiten einer Spinne vermittelt. Mit Thaw haben die Partner genau die Balance zwischen digitaler und analoger Welt geschaffen. 

 

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