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Lego, Google und Fraunhofer wollen, dass jeder Fünftklässler lernt, Roboter zu programmieren

von Jakob Vicari
Mit Mindstorms hat Lego 1998 die Robotik in die Kinderzimmer gebracht, mit etwas Verzögerung erreichen die Maschinen allmählich auch die Klassenzimmer. Eine Allianz aus Google, Lego und den Forschern von Fraunhofer soll das nun beschleunigen.

Open Roberta heißt die gerade gestartete Plattform, auf der Schüler ihren selbsgeschriebenen Robotercode austauschen können. Der Slogan: „Jeder kann programmieren.“ 

Nur wenn mehr junge Leute Technologie beherrschen, werden wir mehr Googles bekommen.

René Tristan Lydiksen, Geschäftsführer von Lego Education

Dazu bekommen die Kinder eine ganz neue Open-Source-Programmiersprache an die Hand: „Nepo“, mit der man Programme auf einer grafischen Oberfläche zusammenklicken kann. Der Bauklotzhersteller und der Suchmaschinenkonzern wissen, welche gigantische Aufgabe da vor ihnen liegt und haben sich deswegen mit dem Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme zusammengetan, um „Open Roberta“ zu starten. Mithilfe von elf Coaches und 1000 sogenannten Roberta-Teachers sollen am Ende jedes Jahr 30.000 Schüler das Roboterprogrammieren lernen. Dann hätte die deutsche IT-Industrie auf einen Schlag kein Nachwuchsproblem mehr. Tatsächlich geht es in den Schulen aber bislang nur langsam voran, sehr langsam.

„Es wäre doch toll, wenn jedes Kind die Möglichkeit hätte, ein selbstfahrendes Auto zu programmieren“, sagt Wieland Holfelder, Google-Entwicklungschef in Deutschland. Er weiß aber auch: „Lehrer sind leider keine IT-Administratoren.“ In die selbe Kerbe schlägt René Tristan Lydiksen, Geschäftsführer von Lego Education: „Unsere Kinder lernen etwas über chemische Reaktionen und das Periodensystem. Aber sie wissen nicht, wie TCP/IP funktioniert.“

Adrian und Felix vermutlich schon. Die beiden Schüler aus Hannover haben für die Präsentation von „Open Roberta“ in Berlin einen Parcours für einen eigenen Lego-Roboter-Wettbewerb gebaut. Der Roboter muss dabei eine kleine Playmobil-Robbe zu ihrer Kolonie schieben. Danach soll er ein Containerschiff entladen, über einen künstlichen Deich fahren und im Ziel einen Knopf auslösen, der einen Luftballon steigen lässt. Vier Stunden haben die Teams für die Entwicklung ihrer jeweiligen Roboter.

An jedem Samstag der letzten Monate haben Adrian und Felix an ihrem Mini-Parcours gebaut und sich Aufgaben ausgedacht. „Klar, da bleibt die Nerdnummer kleben“, sagt Ina May, Roberta-Projektleiterin in Hannover, die die Jungen betreut hat. May leitet eine Gruppe von 24 Jugendlichen, die sich samstags zum Roboterbauen treffen. Sie weiß, dass es dabei um mehr als gutes Coden geht. Und dass es noch lange nicht so cool ist, Programmieren zu gehen, wie E-Gitarre zu spielen. Um vom Nerd-Image wegzubekommen, reist sie mit den Schülern zu Vorträgen und schärft ihnen ein: „Geht raus, zeigt es.“ In fünf Jahren sollten alle 700.000 deutschen Schüler, die heute Erstklässler sind, bei „Open Roberta“ mitmachen, sagt Stefan Wrobel, Institutsleiter bei Fraunhofer. Und  Lego-Manager Lydiksen prophezeit: „Nur wenn mehr junge Leute Technologie beherrschen, werden wir mehr Googles bekommen.“ 

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