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KI wird das Universum kolonisieren

von Liat Clark
Künstlicher Intelligenz wird das Universum beherrschen. Das zumindest glaubt der renommierte KI-Forscher Jürgen Schmidhuber. Zögerern entgegnet er: „Wir sollten stolz sein, an diesem Prozess teilhaben zu dürfen.“ Er sehe den Menschen nicht in Gefahr.

Wenn Jürgen Schmidhuber die Zukunft unseres Universums zeichnet, ist ganz klar: Wir werden kein wichtiger Bestandteil davon sein. Und es wird definitiv nicht mehr unser Universum sein. Auf der britischen WIRED2016-Konferenz sagt der KI-Forscher des Schweizer IDSIA-Instituts und Pionier bei der Erforschung neuronaler Netze: „In ein paar Millionen Jahren wird Künstliche Intelligenz die Galaxie kolonisiert haben. Menschen werden darin keine große Rolle spielen. Aber das ist okay.“ Eine Bedrohung für die Menschheit sehe er nicht. Sie werde weiter existieren – für die KI letztlich uninteressant.

Schmidhuber ist überzeugt, dass der dem Universum bevorstehende Prozess in der Bedeutung gleichzusetzen sei mit der Entstehung des Lebens. Wir mit unserer Zivilisation seien nur ein Zwischenschritt. „Wir sollten stolz darauf sein, an diesem großartigen Prozess teilhaben zu können“, sagte er in London. „Ich fühle mich privilegiert, in dieser Zeit zu leben und den Anfang einer großen Umwandlung mitzubekommen.“

Bedenken, künftige Superintelligenzen könnten sich verselbständigen und sich dann gegen den Menschen richten, gehören für Schmidhuber nach Hollywood, wie er auch einmal im Gespräch mit der deutschen WIRED sagte: „Keine einsame Superintelligenz wird alles kontrollieren.“ Vielmehr werde es einen Wettbewerb der Künstlichen Intelligenzen geben, es würden viele Systeme nebeneinander existieren. Selbst wenn KIs der Kontrolle des Menschen entgleiten sollten, gebe es keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten. „Wer klüger ist als andere, rottet die anderen deswegen nicht aus“, so Schmid­huber im Gespräch mit WIRED. Einzig der Kampf um Ressourcen könnte aus seiner Sicht problematisch für den Menschen werden. Allerdings: Das Universum sei groß, warum sollten KIs sich auf der Erde mit den Menschen drängen. Sie dürften mehr daran interessiert sein, das Weltall zu erobern.

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Als einer der Pioniere im Bereich Deep Learning hat Schmidhuber an der Entwicklung vieler KI-Systeme mitgearbeitet, die jetzt in Smartphones integriert werden. Obwohl der KI-Forscher eine relativ nahe Zukunft skizziert, in der Menschen im Prinzip überflüssig sein werden, ist die Künstliche Intelligenz, die die Geschicke dann leiten wird, noch immer ein Produkt der Menschen, betont er. Schmidhuber arbeitet seit Jahrzehnten an künstlichen neuralen Netzwerken, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Entsprechend lernen die Algorithmen ständig dazu, vor allem welcher Input wichtig ist – und welcher nicht.

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Die ersten Roboter, die mit dieser Art lernender Technologie ausgestattet wurden, waren „künstlich neugierige Systeme“, sagt Schmidhuber. Die Maschinen hätten sich „wie Babys verhalten, wenn sie die Welt erforschen: Die Umgebung als Fundus an Experimenten begreifen, die ihnen neue Erkenntnisse bringen“. Neugier und Kreativität als Schlüssel zum Welt-Begreifen.

Mittlerweile ist die KI-Forschung auf einem Stand, der den Einsatz in entscheidenden Feldern wie etwa der Medizin ermöglicht. Schmidhubers eigenes Team arbeitet zum Beispiel seit 2012 daran, Zellen zu erkennen, die potenziell Krebs entwickeln. „Man trainiert ein neurales Netzwerk so, dass es sich wie ein Doktor verhalten kann“, erklärt der KI-Forscher. “Und irgendwann hat die KI dann den Punkt erreicht, wo sie die Kenntnisse aller Ärzte vereinigt. Damit wird sie konkurrenzlos.“

Und wann ist der Punkt erreicht, wenn Menschen sich auf die Weise selbst überflüssig gemacht haben werden? Schmidhuber sagt, dass davor zunächst eine Phase kommen wird, in der Künstliche Intelligenz dem Menschen in dem unterstützt, was er mit eigener Kraft nicht so schnell erreichen könnte. Das Leben auf der Erde werde sich verbessern. Aber dann werde die KI das Interesse an unserem Planeten verlieren. In einigen Millionen Jahren. Oder, wie Schmidhuber bei der WIRED2016-Konferenz sagte: „Es wird sich in der nahen Zukunft vieles dramatisch ändern.“

Dieser Text erschien zuerst bei WIRED UK.

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