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Eine Firma aus Österreich arbeitet an der Schallplatte der Zukunft

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Musikliebhaber schwören nach wie vor auf Schallplatten, das Geschäft mit Vinyl erlebt einen neuen Boom. Das österreichische Unternehmen Rebeat Digital hat nun eine neue Methode entwickelt, um die Tonscheiben noch besser zu machen. Ein Patent für „HD-Vinyl“ wurde bereits angemeldet, nun will man in den Massenmarkt einsteigen.

Auf HBO feiert gerade die Serie „Vinyl“ große Erfolge. Sie zelebriert die New Yorker Musikszene zur Hochzeit der Schallplatte in den der 1970er Jahren. Und auch sonst ist Vinyl wieder schwer angesagt, die Branche boomt. Allein für das Jahr 2014 hat der Bundesverband Musikindustrie 1,8 Millionen verkaufte Schallplatten in Deutschland registriert – so viele wie seit 1992 nicht mehr. Passend dazu kündigte Panasonic im vergangenen Herbst auf der IFA das Comeback der legendären Technics-Plattenspieler an.

Günter Loibl ist CEO des in Österreich ansässigen Digitalvertriebs Rebeat Digital und hat das große Wachstumspotenzial des Retro-Tonträgers erkannt. In Kooperation mit dem Forschungszentrum Joanneum Research hat sein Unternehmen eine Methode entwickelt, mit der sich Schallplatten mit längerer Spieldauer und einem größeren Frequenzumfang herstellen lassen. „High Definition Vinyl“ soll mit allen handelsüblichen Plattenspielern kompatibel sein. Loibl hat das Patent dafür bereits beim österreichischen Patentamt angemeldet und verspricht auf Nachfrage von WIRED eine „Verbesserung der Schallplatte in jeder Hinsicht“.

HD-Vinyl wird mittelfristig die herkömmlichen Schallplatten ablösen, das Bessere ist immer der Feind des Guten.

Günter Loibl, CEO von Rebeat Digital

Diese will er mithilfe einer neuen Fertigungsmethode erreichen: Die Audiodaten werden in einer CAD-Software digital aufbereitet und anschließend per Laser auf die Pressmatrize geschrieben. Das spart nicht nur Arbeitsschritte und Zeit und ist deutlich effektiver als das bisherige Verfahren. Dadurch, dass fast keine Chemikalien verwendet werden, sei HD-Vinyl auch äußerst umweltfreundlich, sagt Loibl. Weiterhin würden dank der digitalen Verarbeitung die Audiodaten und die Rillenstruktur auf der Pressmatrize optimiert. Dadurch könnten bis zu 30 Prozent mehr Information in der Plattenrille untergebracht werden.

Das Beste an HD-Vinyl soll aber die deutlich verbesserte Tonqualität sein: Loibl verspricht eine deutliche Qualitätssteigerung dank des vergrößerten Frequenzbereichs. Denn die Laser-Technologie von HD-Vinyl ist in der Lage, das gesamte Frequenzspektrum der Aufnahme auf der Matrize abzubilden – im Gegensatz zur traditionellen Methode, bei der die Frequenzen aufgrund von Hitzeentwicklung beschnitten werden müssen.

Bleibt nur noch ein Problem: die Finanzierung. „Derzeit suchen wir nach Investoren, wobei wir auch Crowdfunding nicht ausschließen“, sagt Loibl. Er sei aber davon überzeugt, dass HD-Vinyl das Potenzial habe, das boomende Vinylgeschäft nachhaltig zu beeinflussen, so der ehemalige Musiker. „Ich könnte mir vorstellen, dass HD-Vinyl mittelfristig die herkömmlichen Schallplatten ablösen wird, weil das Bessere immer der Feind des Guten ist.“

In seinem mit mit Fotos von Felix Gebhard illustrierten Buch
Plattenkisten“ widmet sich Jörn Morisse der Vinylkultur und der Zukunft der Schallplatte. Hier erklärt er, warum Vinyl einfach nicht totzukriegen ist.
 

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