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Hat Google seine Internet-Ballons nur geklaut?

von Michael Förtsch
Mit Project Loon möchte Google mit vernetzten Ballons Internet in abgelegene Weltregionen bringen. Eine US-Firma behauptet nun, der Suchmaschinengigant habe ihnen die Idee gestohlen.

Das Projekt läuft gut: Erst vor wenigen Monaten hat Google mit der Regierung von Sri Lanka ein Abkommen getroffen, um das aus zahlreichen Inseln bestehende Land durchgängig ans Internet zu bringen. Dafür sollen vom Forschungslabor Google X entwickelte Ballons hoch in der Stratosphäre schweben und von dort LTE-Breitbandverbindungen bereitstellen.

Die Machbarkeit und Funktionalität hat Google seit der ersten Vorstellung der Initiative im Jahr 2013 bei mehreren Testläufen bewiesen. Jetzt behauptet das amerikanische Unternehmen Space Data Corporation jedoch, Google habe ihnen die innovative Idee geklaut. Anfang dieser Woche hat der Technologieentwickler aus Chandler, Arizona vor einem kalifornischen Gericht in San José gar Klage wegen Patentverletzungen eingereicht.

Space Data behauptet in seiner Anzeige, die hinter Loon stehende Technologie schon vor über zehn Jahren erdacht und entwickelt zu haben. Das Unternehmen hat auch Patente auf die Methode, mit in knapp 32 Kilometern Höhe schwebenden „Wetterballons Radiotransmissionen zu übertragen“ und mit mehreren Kommunikationsballons ganze Areale mit Internet- und Telekommunikationsnetzwerken abzudecken.

Eben das bietet Space Data auch durchaus als kommerzielle Dienstleistung an. Mit SkySat können etwa Militärs via Ballon ihre Funk- und Datensysteme ausdehnen. Mit SkySite sollen hingegen, ähnlich Googles Plänen, schlecht erschlossene Gebiete mit wenig Aufwand ans Netz geholt werden.

Das Patent für den Aufbau eines Ballonfunknetzes wurde 1999 eingereicht. Ein weiteres, das beschreibt, wie sich die Ballons sicher bergen und wiederverwenden lassen, zwei Jahre später.

Brisant an der Klage von Space Data ist, dass Google das Wissen um die Technik von Space Data nicht abstreiten kann. Denn die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page hatten dem Unternehmen im Februar 2008 einen Besuch abgestattet. Dabei sollen sie Geheimhaltungsverträge unterzeichnet haben, die sie, wie Project Loon zeige, gebrochen hätten. Seinerzeit spekulierte unter anderem das Wall Street Journal über mögliche Verträge oder eine Partnerschaft, die jedoch nicht zu Stande gekommen sind.

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