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Wie Entwickler Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen

von Katharina Nickel
Die Frage, wie Menschen mit und ohne Behinderung ihr Zusammenleben einfacher gestalten können, beschäftigt Entwickler weltweit. Einige Antworten: Treppengängige Rollstühle, aber auch Gesichtserkennungssoftware und 3D-Kameras. Einige Projekte lohnen eine besondere Betrachtung. 

Weltweit lebt über eine Milliarde Menschen mit Behinderungen, das entspricht etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 7,6 Millionen Menschen von einer schweren Behinderung betroffen. Ihr Förderbedarf ist nicht nur im schulpädagogischen Bereich groß, sondern auch im beruflichen und privaten Alltag. Sie in normale gesellschaftliche Prozesse einzubinden, scheiterte bisher häufig an fehlenden technologischen Möglichkeiten, die die körperlichen oder psychischen Defizite dieser Menschen ausgleichen könnten.

Diverse Unternehmen, Initiativen, NGOs und Startups setzen sich jedoch bereits mit ihren Produkten und Ideen für das Thema Inklusion ein. Einige Entwickler-Teams trafen sich kürzlich in Berlin zu einem Hackathon, den Microsoft in Kooperation mit der Aktion Mensch initiiert hatte. Unter dem Motto „Neue Nähe“ wurden Lösungsansätze entwickelt, die es Menschen mit Behinderung erleichtern sollen, sich in alltäglichen Situationen besser zurechtzufinden, und die das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung vereinfachen.

Drei Tage und Nächte arbeiteten die 60 Teilnehmer an ihren Ideen. Technische Unterstützung bekamen sie dabei von Microsoft. Außerdem standen ihnen Menschen, die selbst mit einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung leben, zur Seite. Sie konnten von ihrer Lebenssituation und den daraus resultierenden Bedürfnissen berichten und so Wege und Perspektiven für die Entwickler zu eröffnen.

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Aus diesem Austausch heraus entstanden Prototypen: Eine Indoor-Navigationssoftware beispielsweise, die beeinträchtigten Menschen bei der Orientierung in Geschäften hilft. Ein anderes Team entwickelte eine App, mit der die Nutzer anderen Menschen in ihrer Umgebung akustische und visuelle Hinweise senden können, falls sie Hilfe benötigen. Eine Online-Plattform wiederum soll Menschen mit Behinderung mit Erfindern zusammenbringen. Außerdem wurde ein treppengängiger Rollstuhl vorgestellt, der es ermöglicht, ohne Kraftaufwand Treppen aller Art zu überwinden, indem er einfach an den Rollstuhl angedockt wird. Produkte dieser Art existieren bereits.

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Drei der teilnehmenden Projekte konnten mit ihren Prototypen die Veranstalter des Hackathons besonders überzeugen. Das Team von Good Vibrations zielt auf den Bedarf von Hörgeschädigten ab. Die fünf Software-Experten aus Berlin entwickelten ein Gerät, das wie ein herkömmliches Fitness-Armband funktioniert. Alltägliche Töne und Signale, wie der Wecker oder die Türklingel werden dabei per Vibration auf sowohl das Armband als auch das Smartphone des Nutzers übertragen. 

Dem Prototypen des Teams Emotionserkennung liegt eine Spracherkennungssoftware zugrunde, die zwei junge Programmierer aus der Nähe von Nürnberg entwarfen. Sie kann die Mimik und die Sprache, also die Emotionen, die in einer Konversation geäußert werden, digital darstellen. Eine 3D-Kamera nimmt die Gesichtsausdrücke der Gesprächspartner durch Bodytracking auf. In Form von Smileys können Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen die Reaktionen ihres Gegenübers erkennen. Zudem gibt eine Spracherkennungssoftware mithilfe von Sprechblasen und Smileys auch die gesprochene Unterhaltung grafisch wieder. Damit sollen Diskrepanzen zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation verdeutlicht werden. 

Bereits seit einiger Zeit arbeitet das Projektteam Werner an einer, ebenfalls softwarebasierten, Lösung. Mit einer Gesichtserkennung per 3D-Kamera soll das System anhand von Mundbewegungen gesteuert werden. Sie soll es dem körperlich und psychisch schwerbehinderten Bruder eines Teilnehmers, Werner, sowie anderen Betroffenen ermöglichen, mit ihrer Umwelt zu interagieren. Werner leidet unter schweren Spastiken und gravierenden körperlichen Einschränkungen. Mittlerweile kann er schon einen Browser und einfache Online-Suchfunktionen selbstständig bedienen. Die Technologie soll für die Bedürftigen kostenlos bleiben.

Für ihre Arbeit wurden die Projekte Good Vibrations, Emotionserkennung und Werner mit einem Preis ausgezeichnet. Kurz vor dem diesjährigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, der seit 2007 weltweit begangen wird, erhielten die Teams jeweils 10.000 Euro sowie ein Jahreslos der Aktion Mensch. Mit dem Geld soll die weitere Entwicklung ihrer Produkte gefördert werden. Das Good-Vibrations-Team wurde von Microsoft außerdem in die dritte Auswahlrunde seines Berliner Startup-Accelerator-Programms aufgenommen. Damit haben die Entwickler eine Chance auf eine Teilnahme an dem Programm. „Innovation entsteht durch Vielfalt“, sagte Astrid Aupperle, Leiterin Gesellschaftliches Engagement bei Microsoft im Rahmen der Preisverleihung. „Sie ermöglicht es, Dinge zu tun, die vorher unmöglich erschienen und über das reine Vorlesen von E-Mails hinausgehen.“

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