Die Digitalisierung macht in diesen Tagen auch vor dem Volkssport der Europäer nicht Halt. Vereine auf der ganzen Welt versuchen, ein neues Publikum zu erreichen, eine Online-Fanbase, die Unterhaltung und Informationen über die üblichen 90 Minuten hinaus erwartet.
In der englischen Premier League gilt der viermalige englische Meister Manchester City als digitaler Tabellenführer. Man könnte das Jahr 2015 sogar als das digitalste Jahr in der Geschichte des Fußballclubs bezeichnen. In den vergangenen Monaten launchte er seine neue Website sowie einen eigenen Facebook-Messenger-Bot, er trat der Giphy-Community bei, nahm seinen ersten FIFA-Spieler unter Vertrag und zog damit in den E-Sport ein. Kürzlich veranstaltete er den ersten Fußball-Hackathon überhaupt.
Der Kopf hinter diesen digitalen Umwälzungen ist Diego Gigliani, der seit 2013 als Senior Vice President of Media and Innovation bei Man City tätig ist. Fortan hat er die digitalen Erlöse des Clubs vervierfacht. Der YouTube-Channel von Manchester City ist heute der beliebteste der gesamten englischen Premier League und liegt mit 80 Millionen Views und 700.000 Abonnenten im weltweiten Vergleich auf Platz zwei. Auf Facebook wiederum ist die Fanseite um 287 Prozent gewachsen und damit schneller als bei jedem anderen europäischen Club.
Neben den Social-Media-Aktivitäten ging der Verein im Mai bereits einen Schritt weiter als die meisten anderen: mit einem Ausflug in die Welt der Virtual Reality, gemeinsam mit Sky Sports, LiveLike und Fans in London, New York und Melbourne. Jeder Fan konnte dabei das Spiel City gegen Arsenal London, das im Etihad-Stadion in Manchester stattfand, durch ein VR-Headset miterleben. Das Headset kombinierte die von den Mannschaftstrainings vorhandenen Aufnahmen von iON-Kameras mit einer 360-Grad-Kamera auf dem Dach des Spieler-Tunnels und der Technologie der Google Cardboard CityVR-App.
„Wir suchen konstant nach Wegen, uns mit unseren Fans vernetzen zu können“, sagte Gigliani im Gespräch mit WIRED UK. „Deshalb schauen wir proaktiv nach innovativen Technologien, die die Beziehung zu unseren Fans stärken können. Virtual Reality ist eine davon.“ Mehr noch sei digitales Denken in allen Bereichen des Clubs mittlerweile tief verwurzelt. „Wir sind in erster Linie ein Fußballclub, der von den großen Emotionen lebt, die mit ihm verbunden werden. Wir haben deshalb die Verantwortung und diesen Wunsch danach, den Fans etwas zurückzugeben“, sagte Gigliani.
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Einer der größten Konkurrenten des Clubs im Digitalgeschäft ist wohl Southampton. Im Jahr 2012, lange bevor Pokémon Go die Augmented Reality in die Masse brachte, nutzte er die App Blippar, um auf interaktive Weise Tickets an Fans zu vermitteln.
Neben dem VR-Experiment können die Fans von Manchester City einen Facebook-Messenger-Bot nutzen, um Neuigkeiten zu Transfers in Form von Texten, Fotos und Videos zu erfahren oder im PepTalk Interviews und Clips mit Manager Pep Guardiola zu sehen. Der Hackathon des Clubs fand Ende Juli statt. Unter dem Titel HackMCFC entwickelten fast 400 Menschen auf der Basis von Datenbanken neue Ideen zur Optimierung der allgemeinen Leistung und Strategie der Mannschaft. Daneben agiert der E-Sports-Player Kieran ‚Kez’ Brown neuerdings als digitales Maskottchen von Manchester City bei Games-Turnieren und Fan-Events. Am Ende soll, so Giglianis Wunsch, sein digitaler Fußballverein da ankommen, wo alles angefangen hat – und die VR auf die Fan-Tribüne holen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf WIRED UK.