Wie der britische Guardian berichtet, hat man im Quellcode des Transparenzberichts von Google Daten entdeckt, die Umfang und Struktur von Löschanfragen im Rahmen des „Rechts auf Vergessenwerden“ offenlegen. So stammen nur rund fünf Prozent der beinahe 220.000 eingegangenen Löschanfragen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Politikern oder Kriminellen. Die große Mehrheit kommt dagegen von Menschen, die zum Schutz ihrer Privatsphäre persönliche Informationen aus den Datenbanken der Suchmaschine gelöscht haben möchten.
In Deutschland, Frankreich und Holland machen die privaten Anträge beinahe 98 Prozent aus. 46 Prozent aller Anfragen wurde stattgegeben, 38 Prozent lehnte Google hingegen ab. Auffällig: 11,9 Prozent der in Italien eingegangenen Anfragen kommen aus der Kategorie „Schwerverbrechen“.
Google trifft Entscheidungen, die die Öffentlichkeit betreffen. Es bekommt damit beinahe die Funktion einer Regierung oder eines Gerichts.
Bereits im Oktober 2014 veröffentlichte Google seinen Transparenzbericht und legte damit grundlegende Zahlen des „Rechts auf Vergessenwerden“ (auf englisch: Right to be forgotten) offen. Trotzdem hagelte es seinerzeit Kritik, weil die Auswahlkriterien nicht erklärt wurden.
Der niederländische Suchmaschinenexperte Stefan Kulk kommentiert den Hergang wie folgt: „Google trifft Entscheidungen, die die Öffentlichkeit betreffen. Es bekommt damit beinahe die Funktion einer Regierung oder eines Gerichts, allerdings ohne übergeordnete Kontrollinstanzen. Dadurch, dass wir nahezu keine Informationen über das Recht des Vergessens erhalten, kann Google es benutzen, wie es dem Unternehmen passt.“ Die vom Guardian gesammelten Informationen aus dem Quellcode des Transparenzberichts wurden nach der Veröffentlichung der Informationen inzwischen wieder gelöscht.
Google kommentierte die dargelegten Zahlen wie folgt: „Die Daten, die der Guardian in unserem Transparenzbericht gefunden hat, stammen von Google. Allerdings waren sie Teil eines Tests, wie man Anfragen am besten kategorisieren könnte. Wir haben diesen Test im März abgebrochen, da die Daten für eine Veröffentlichung nicht verlässlich genug waren. Wir arbeiten derzeit an einer Verbesserung des Transparenzberichts.“