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Smarte T-Shirts sollen unsere Passwörter speichern

von Michael Förtsch
Mal wieder das Passwort für den Büro-Rechner oder die Schlüsselkarte für die Tür vergessen? Das ist bald kein Problem mehr. Zumindest für alle, die ein bestimmtes T-Shirt tragen. Denn geht es nach Forschern der University of Washington, werden unsere Klamotten künftig zum Passwort-Speicher.

So ziemlich alle Kleidungsstücke sollen in den kommenden Jahren richtig smart werden. Jedenfalls, wenn es nach Fashion-Tech-Entwicklern und Designern geht. Allerdings muss dafür nicht gleich ein ganzes Telefon unsichtbar in die Jacke eingenäht sein oder eine Jogging-Hose mit Sensoren stetig unsere Bewegungsmuster und Laufgeschwindigkeit mitschneiden. Eine Forschergruppe der University of Washington will intelligente Kleidungsstücke zunächst vergleichsweise beiläufige, aber bereits alltagstaugliche Funktionen erfüllen lassen und damit unser digitales Leben ein Stück komfortabler gestalten. Sie wollen nämlich einen Weg gefunden haben, um Klamotten in einen tragbaren Passwort-Speicher zu verwandeln.

Die Ingenieure und IT-Forscher um Shyam Gollakota vom Networks and Mobile Systems Lab der US-Universität haben dafür Smart Fabrics – also intelligente Stoffe – entwickelt. Dabei handelt es sich um elektrisch leitendes Garn, wie es bereits für Touch-sensitive Handschuhe genutzt wird. Durch eine Behandlung mit Permanentmagneten entwickelt der Stoff ferromagnetische Eigenschaften. So kann er ähnlich wie Magnetbänder oder Disketten funktionieren und digitale Daten aufnehmen. Es wären zwar nur vergleichsweise geringe Datenmengen auf den Stoff einspielbar – aber genug, um Passworte oder Zugangsdaten darauf unterzubringen. Eine dauerhafte Stromzufuhr durch Batterien wäre für die Konservierung nicht notwendig. In einer Testreihe konnten die Entwickler bereits Ketten von Binärcodes als positive und negative Ladungen in einzelne Stoffteile einspielen. Auslesen lassen sich diese mit handelsüblichen Magnetometern.

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In einem Test haben die IT-Forscher in den Ärmel eines Hemdes einen digitalen Schlüssel eingetragen und damit ein elektrisches Türschloss mit passendem Lesegerät geöffnet. Ebenso haben sie eine Krawatte, einen Gürtel und ein Armband aus dem smarten Stoff gefertigt. Die Datenstränge wurden erfolgreich mit dem integrierten Magnetometer eines Nexus 5X auslesen. In einen Handschuh haben die Wissenschaftler wiederum Teile des Stoffes in die Fingerspitzen eingenäht. Der hätte durch die vergleichsweise starke Magnetisierung als berührungsfreie Bewegungssteuerung für ein Smartphone getaugt. Geht es nach Shyam Gollakota, wären die Nutzungsmöglichkeiten vielfältig. Denn durch den magnetisierten Stoff könnten Datenspeicher in so ziemlich jedem Kleidungsstück untergebracht werden – und das äußerst günstig im Vergleich zu RFID-Chips und anderen Technologien.

Ein Waschgang, ein Bügeleisen oder eine Tour im Trockner würden den Daten nichts anhaben können. Jedoch verliert die magnetische Aufladung über eine Woche hinweg 28 bis 36 Prozent an Stärke. Damit lässt auch die Auslesbarkeit und Konsistenz der Datenstränge nach. „Allerdings haben sich die die Stoffteile nie komplett entmagnetisiert“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. „Sogar nach einigen Monaten war noch ein Magnetfeld feststellbar.“

Ebenso würde die ursprüngliche Stärke durch eine erneute Behandlung mit Permanentmagneten wiederhergestellt. Damit könnten T-Shirts oder Arbeitsanzüge zukünftig durchaus als Schlüsselkarte funktionieren. Dass ein T-Shirt aber alsbald eine echte Alternative zu 1Password oder ähnlichen Tools darstellen kann? Das ist eher zweifelhaft. Ein wirklich sicherer Aufbewahrungsort für unsere Passworte wäre es nämlich nicht, wenn es genügt, damit über ein Schloss zu wischen, um eine Tür zu öffnen oder einen Rechner zu entsperren.

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