Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Euer Fernseher spricht bald mit eurem Smartphone

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Das südkoreanische Startup Soundl.ly hat eine Technologie entwickelt, mit der das Fernsehen interaktiver werden kann: Die TV-Stationen senden Töne aus, die nur Smartphones „hören“ können. Das Ergebnis: Kochrezepte oder Werbung, die passend zum aktuellen Programm auf dem zweiten Bildschirm auftauchen.

Entspannter TV-Konsum war gestern. Längst läuft der Fernseher vor allem im Hintergrund, während wir unsere Wäsche bügeln oder das Abendessen einnehmen. Oder wir sitzen auf der Couch und kommentieren parallel auf Twitter, wer der Täter im #Tatort sein könnte oder wie gemein Heidi Klum gerade zu ihren Models war. Richtig aufmerksam ist kaum noch jemand. Laut einer Ipsos-Erhebung konzentrieren sich 40 bis 50 Prozent aller Zuschauer parallel auf ein zweites Gerät – den Second Screen in Form von Smartphone, Tablet oder Notebook.

Das südkoreanische Startup Soundl.ly (nicht zu verwechseln mit Soundly) will dieses Verhalten künftig nutzen. Es hat eine Technologie namens Sound Beacons entwickelt, die folgendermaßen funktioniert: Während einer TV-Show oder eines Films werden spezielle Töne ausgesendet, die das Smartphone aufnimmt und verarbeitet. Der Fernseher redet quasi mit dem Handy. Die Töne fungieren als eine Art QR-Code: Das Smartphone öffnet eine Website oder App, passend zum gerade gesendeten Programm.

Seht ihr euch beispielsweise einen Dokumentarfilm über eine Stadt an, bietet euch das Smartphone automatisch Reiseangebote zu diesem Ziel an, und bei einer Kochsendung gibt es eben Rezepte. Zappt der Zuschauer zu einem Homeshopping-Kanal, öffnet sich eine Kaufoption auf dem Mobilgerät. Und bei einem Werbespot für eine Bank startet der AppStore, damit man sich gleich die entsprechende App herunterladen kann.

Soundl.ly hat noch andere Anwendungsszenarien parat: In einem Pilotprojekt etwa wurde die App Smasy Park mit einem realen Baseball-Match verknüpft. Kinobetreiber könnten ihren Besuchern indes besondere Angebote zukommen lassen, zum Beispiel Rabatte auf Getränke oder Popcorn. Das Smartphone wird so zu einem Interaktionskanal, um zielgerichtete Inhalte anzubieten.

Das Konzept von Soundl.ly basiert auf Ultrasounds. Diese sind in einem Frequenzbereich angesiedelt, den die meisten Menschen nicht hören. Die Mikrofone von Mobilgeräten können die Töne allerdings erfassen. Die Erfinder weisen darauf hin, dass ihre Erfindung sensible Ohren – zum Beispiel von Hunden oder Babys – nicht stört oder reizt.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

Der Vorteil der Sound Beacons: Während die herkömmliche Beacon-Technologie über Bluetooth Low Energy mit den Smartphones kommuniziert, muss bei Soundl.ly weder Bluetooth noch eine andere Schnittstelle aktiviert sein – das Mikrofon moderner Handys ist in der Regel immer eingeschaltet. Das Unternehmen bietet ein Software-Kit an, das Programmierer in ihre App integrieren können, um die Sound Beacons zu verarbeiten. Der Test der Technologie ist kostenlos.

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

Die Idee, Smartphones oder Tablets zielgerichteter als Second Screen zu nutzen, ist nicht neu. Beispielsweise bietet die ARD spezielle Sportschau-Angebote an, auch das ZDF hat das Fernsehen zum Mitmachen im Programm. Und mit der App Quizduell im Ersten kann man bei der Quizshow von zu Hause aus mitspielen.

Soundl.ly betritt einen Markt, dem großes Potenzial vorausgesagt wird. In einer ARD/ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2014 heißt es, dass zu erwarten sei, „dass mit einem stetig wachsenden und sich ausdifferenzierenden Angebot die Akzeptanz des zweiten Bildschirms in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird“. Für Fernsehsender, Vermarkter und Entwickler gehe es darum, „die Erfolgsfaktoren der Second-Screen- beziehungsweise Social-TV-Nutzung immer wieder zu antizipieren, um so die positiven Effekte des zweiten Bildschirms hinsichtlich Zuschauerbindung und Vermarktung noch besser nutzbar machen zu können“. Oder wie es Soundl.ly-Mitgründer und -CEO Tae Hyun Kim auf den Punkt bringt: „Unsere Technologie kann Fernsehen interaktiv machen.“

GQ Empfiehlt