Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Ein Internet-Archiv gegen Donald Trumps Lügen

von Max Biederbeck
So manche Aussage des zukünftigen Präsidenten der USA entpuppt sich schnell als Lüge. Wird sie dann entlarvt, streitet Donald Trump gerne ab. Allerdings nicht mehr lange, wenn es nach dem neuen Projekt des Internet Archive geht.

Donald Trump sucht die Schuld gern bei anderen. Jüngst etwa bei den Hacker-Anschuldigungen gegen Russland: Erst wollte Trump nicht an die Attacken glauben, dann behauptet er, mehr zu wissen als alle anderen. Natürlich vergaß er auch nicht, der bisherigen US-Regierung Vorwürfe zu machen: „Wenn es die Hacker-Angriffe gab, warum hat das Weiße Haus nicht gehandelt?“, schrieb er auf Twitter.

Nur, das Weiße Haus hat gehandelt – und Trump weiß das auch. Denn im Oktober wurde er bei einer Wahlkampfdebatte schon einmal um einen Kommentar zu den schon damals stehenden Anschuldigungen Obamas gegen Russland befragt. In der Debatte spielte er die Hacks herunter, sah die Vorwürfe als Quatsch an. Heute will Trump das natürlich nie gesagt haben, er bestreitet sogar, dass es je eine Frage zum Thema gegeben habe – eine Frage, die mehr als 66 Millionen Menschen weltweit mitverfolgt haben.

Der President Elect arbeitet dabei weniger ungeschickt, als es den Anschein hat. Er rechnet damit, dass sich die Menschen im heutigen Überfluss der Informationen nicht mehr an Einzelheiten erinnern. Nicht mehr an seinen Wortlaut und nicht mehr an seine genauen Aussagen. Und selbst, wenn mal ein „Grab them by the pussy“ herausrutscht – in ein paar Monaten ist Gras darüber gewachsen.

Dagegen arbeitet aber das Internet Archive. Die Organisation aus San Francisco hat eine Online-Datenbank veröffentlicht, auf der es alle Kommentare Donald Trumps der vergangenen Jahre abspeichert – inklusive Reden, Debatten, Interview und Auftritte in Nachrichtensendungen.

Im so genannten Trump Archive kommen so bereits jetzt mehr als 700 Sendungen mit 520 Stunden Videomaterial zusammen. Der frühste Eintrag einer Ausstrahlung stammt aus dem Jahr 2009. Interessierte können die Datenbanken einfach per Suchleiste durchstöbern. Zitate gibt es zu Trumps Aussagen zur Einwanderung und zur Krankenversicherung, über Hillary Clinton und seine eigene Steuererklärung.

„Das Projekt ist noch im Werden, wir planen, die Sammlung auszubauen und die Suche nach den Inhalten noch effizienter zu machen“, sagt Nancy Watzman, die leitende Redakteurin für das TV-Archiv der Organisation. Mit seiner Way Back Machine dokumentiert das Internet Archive den Web-Traffic der Welt zurückreichend bis ins Jahr 1996. So lassen sich Seiten aufrufen, die eigentlich längst nicht mehr existieren. Dazu müssen User nur eine URL eingeben und das gewünschte Datum auswählen.

Das Trump Archive soll Journalisten und Bürgern helfen, den oft nachweisbaren Lügen ihres neu gewählten Präsidenten dessen eigene Aussagen gegenüberzustellen. Trump liebt es zwar, seine Tiraden aus der Vergangenheit abzustreiten oder sie als falsch zitiert zu verharmlosen – dank der Datenbank könnte ihm das in Zukunft aber schwerer fallen.

Das Internet Archive konserviert übrigens auch die Informationen der alten US-Regierung, unter anderem zum Thema Klimaschutz. Erst im vergangenen Monat verkündete die Organisation aus San Francisco, sie wolle 100 Terrabyte an Daten von den Regierungswebsites speichern und zugänglich halten. Außerdem möchte das Archive seine Daten noch einmal auf Servern in Kanada zweitspeichern, um sie vor dem Zugriff Trumps zu schützen.

Noch-Präsident Barack Obama hat fast zeitgleich ein eigenes Social-Media-Archiv aus seiner Zeit im Weißen Haus online gestellt – das hat allerdings wohl eher nostalgische Gründe.

GQ Empfiehlt
Syriens geheime Kamera-Revolutionäre

Syriens geheime Kamera-Revolutionäre

von Max Biederbeck