Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Mit der App Bright.md soll ein Arztbesuch nur 90 Sekunden dauern

von Michael Förtsch
Egal, ob in der Praxis oder Online, Termine beim Arzt kosten Zeit und Nerven. Mit dem neuen Tele-Doktor-System Bright.md soll sich das ändern. Denn in der App erstellt eine Künstliche Intelligenz bereits nach 90 Sekunden eine Diagnose.

Der Arztbesuch ist meist ein Graus. Karge Wartezimmer, schniefende Mitpatienten und das mulmige Gefühl, kränker zu gehen, als man kam. Online-Praxen deswegen, zumindest in den USA. Für die Ärzte selbst lohnen sie sich bisher aber nur bedingt, sind teils sogar Zeitverschwendung.

Die KI-Krankenschwester nimmt der Ärztin das Vorgespräch ab.

Denn laut Ray Costantini, Mediziner und ehemaliger Mitbegründer eines Tele-Doktor-Systems beim Gesundheitsdienstleister Providence Health & Services, dauert das digitale Arztgespräch ebenso lange wie bei einem echten Termin — teils sogar länger. Nämlich bis zu 20 Minuten. Diese Zeit will Costantini mit seinem Start-Up Bright.md nun auf bis zu 90 Sekunden drücken.

Eine Künstliche Intelligenz soll dem echten Arzt oder der Ärztin nämlich nun in der Rolle von Krankenschwester oder -pfleger das Vorgespräch mit dem Patienten abnehmen. Ähnlich wie Dating-Portale à la OkCupid Flirtwillige zu Vorlieben, Abneigungen und dem gewünschten Partner ausquetschen, soll die Web- und Smartphone-App von Bright.md mit dynamischen Fragen zu Beschwerden, Schmerzen und Unwohlsein für den Mediziner eine Art Vor-Diagnose erstellen.

Die KI könnte dann dank Mustererkennung und Medizindatenbank aus den Antworten Krankheitsursachen extrahieren, dem Therapeuten bewährte Behandlungen empfehlen und anbei noch den „Papierkram“ — Kontaktdaten und Angaben zur Versicherung — erledigen. Abschließend konsultiert der Patient per Videochat den Arzt, dem die fertige Bright.md.-Analyse schon vorliegt.

Der Patient will von einem Arzt behandelt werden und nicht von einem Computer.

Ray Constantini, Gründer von Bright.md

Durch die Automatisierung würden sich Zeit und damit auch Kosten einsparen lassen. Den Arzt, so Ray Costantini, solle der Nutzer aber wirklich immer sehen. Denn: „Patienten wollen von einem Doktor und nicht von einem Computer behandelt werden.“ Eine Ansicht, die nicht alle teilen. So arbeiten etwa die britischen Unternehmen Enlitic und Your.md an vollends ausgestalteten Diagnose-Systemen, die den sogenannten Gott in Weiß unnötig machen sollen.

Fraglich ist, wie die psychologischen Implikationen der KI-Sprechstunden und digitalen Vorgespräche ausfallen. Laut Psychologen ist ein intensiver Kontakt und Austausch mit einem Arzt, ein wichtiger Teil des Heilungs- und Genesungsprozesses. Geht ein Arzt nicht auf einen Patienten ein oder fehlt Empathie, ist das Risiko hoch, dass die Heilung länger dauert und der Patient verschriebene Medikamente und Ratschläge ignoriert. 

GQ Empfiehlt
So benutzt ihr das neue Google Earth

So benutzt ihr das neue Google Earth

von WIRED Staff