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Computer hilf, ich verstehe die Ironie nicht!

von WIRED Editorial
Ein neues Computerprogramm soll verstehen, wann wir sarkastisch sind. Dabei erkennen wir das selbst in vielen Fällen gar nicht so genau.

Menschen verstehen den Sarkasmus ihres Gegenübers oft nicht. Und selbst wenn sie es tun, können sie nicht damit umgehen. Zu unangenehm sind die überspitzten Witze, zu persönlich die Aussagen und das mit der Ironie... das klappt natürlich meistens super: Erkennt man sie fälschlicherweise als echt, verteidigt man sich möglicherweise gegen einen Angriff, den es nicht gibt. Erkennt man sie nicht... naja, sagen wir: Leute halten andere Leute gerne und schnell für dumm.

Wir reden hier übrigens nur über die gesprochene Sprache. In Texten ist das Ganze noch komplizierter. Würden wir hier einen völlig ironischen und sarkastisch pointierten Text formulieren, wir müssten wahnsinnig übertreiben, um einen Witz zu machen. Erste Klasse Journalistenschule: „Ironie in der Schriftsprache versteht der Leser nicht, es sei denn der Schreiber ist brilliant!“ Unsere Leser sind natürlich brilliant, wir eher nicht. Aber wisst ihr, wer auch brilliant ist? Computer.

Zwei Forscher, David Bamman aus Berkeley und Noah A. Smith von der University of Washington, haben einen Algorithmus entwickelt, der unseren Sarkasmus verstehen soll. Der weiß, was wir meinen, wenn wir in den sozialen Medien mal wieder besonders lustig oder schnippisch sein wollen.

Ihr werdet denken: Natürlich, ganz klar, der Computer kann das besser, und Donald Trump wird Präsident der USA! (Seht ihr, da war er: übertriebene Befürwortung, unwahrscheinlicher Vergleich, Übertreibung, Ausrufezeichen = Sarkasmus) Aber die Antwort ist ehrlich und einfach: Ja, was die beiden Forscher da vorschlagen, klingt plausibel.

Ihr Programm untersucht den Kontext einer Aussage, es betrachtet den Account, der sie postet, wer auf „Gefällt mir“ klickt, wer sie teilt und wer sie kommentiert. Grob gesagt, der Algorithmus analysiert das „Social“ in Social Media und versteht so, ob ein User sarkastisch ist oder nicht.

Das Programm hat zum Training massenhaft Tweets gescannt, die unter dem Hashtag #sarcasm liefen. Mit Hilfe von Maschine Learning wurden seine Treffer besser und besser. (Das setzt natürlich voraus, dass die Forscher selbst diese Tweets richtig eingeschätzt haben.) Die Trefferquote lag am Schluss bei 85 Prozent. Alle Achtung. Interessanterweise stieg sie immer dann, wenn der Algorithmus klare Informationen zum Autorenprofil auslesen konnte. Das schien dem Programm besonders viel zu bringen.

Die Daten sagen übrigens auch viel darüber aus, wer Sarkasmus benutzt — nicht klar identifizierbare, scheinbar männliche Twitter-Nutzer. Trolle. Aber auf die zielten die Forscher eigentlich gar nicht ab, tatsächlich geht es ihnen um Sicherheit. Wenn das nächste mal jemand „man sollte es anzünden“ schreibt, sollen Polizisten leichter verstehen, ob ihr Gegenüber das jetzt sarkastisch meint oder nicht. Ja, ganz klar, unseren Internet-erprobten Gesetzeshütern unter die Arme greifen, finden wir gut! 

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